Montag, 28. März 2016

Lahore

Heute morgen habe ich mein Emailkonto geöffnet und was war die erste Anzeige die ich lesen musste? „Pakistan, Anschlag nahe Kindergarten“. Bei Spiegel online wurde es dann noch konkreter: „Explosion in Pakistan – Selbstmordattentäter tötet mehr als 60 Menschen“. Es heist das mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen seien, die meisten Frauen und Kinder. Es handele sich überwiegend um Christen die das Osterfest feierten.

Ich selbst habe gestern mit meinem Sohn in unserer Gemeinde Ostern gefeiert. Er ist bald drei Jahre alt und hat sich so gefreut und war so stolz als er mit seinem kleinen Osternest aus dem Garten herein kam und es mir gezeigt hat. Er ist meine ganze Welt und sich würde es nicht ertragen ihn leiden zu sehen.
Doch je mehr ich über diese Nachrichten nachdenke, um so mehr wird mir klar, dass es nur ein Zufall ist, dass mein Sohn gerade friedlich in seinem Bettchen schläft während ich diese Zeilen schreibe und andere Eltern nun die zerfetzten kleinen Körper ihrer Kinder zu Grabe tragen müssen.

Klar können sich diese „guten Muslime“, die sich für Krieger Gottes halten, jetzt rühmen und für wunder wie mächtig halten. Vielleicht können sie auch behaupten, dass Allah viel mächtiger ist als der christliche Gott, denn Allah hat es gefügt, dass die Muslime die Christen umbringen können und Allah zeigt uns das inzwischen fast täglich. Aber braucht es wirklich die Macht eines Gottes um einen Menschen umzubringen? Braucht es die Macht eines Gottes um zehn, hundert oder tausend Menschen um zu bringen?

Nein. Das Grippevirus (Influenza), ein hirnloser und unbewusster Mikroorganismus, tötet jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen auf der ganzen Welt. Wenn die Fähigkeit zu töten die Macht Gottes bemisst, bedeutet dies dann, dass Allah so mächtig wie eine Mikrobe ist?!
Also wäre ich Muslima wäre ich nach so einem Satz über meinen Gott ziemlich angefressen.
Die Fähigkeit zu Töten kann also nicht als Maß für göttliche Macht herhalten.

Es bedarf aber wirklich einer großen Kraft und Macht, jemanden als Menschen anzuerkennen, ihn zu respektieren und in Frieden zu lassen der einem nach dem Leben trachtet. Man braucht wirklich viel Selbstdisziplin um nach so einem Blutbad nicht in tiefsten Rachedurst zu verfallen.

Aber ich als Christin habe das 5. Buch Mose: Und da sagt Gott mir ganz klar: „Ich regle sowas. Wehe Du kleiner Mensch mischst Dich da ein. Rache ist meine Sache!“ Oh hoppla, da fällt mir ein, dass die Moslems das Buch Mose ja auch haben! Moses ist dem Islam als Vorbote Mohammeds nicht unbekannt und ist die am häufigsten erwähnte Person im Koran überhaupt!

Was kann ich also tun? Ich kann meinem Gott danken, dass er mich und vor allem meinen Sohn, der mir lieber ist als mein eigenes Leben, beschützt hat, dass er uns weit weg geführt hat von Bomben, Gewehren, gekaperten Flugzeugen und Sprengstoffgürteln.
Und ich kann ihm danken, dass er mich eben nicht in eine blinde Rachewut verfallen lässt, sondern dass er mir die Stärke gibt zu erkennen, dass Menschen die sich selber wegsprengen um andere mit in den Tod zu reißen ganz erbärmliche, arme und leidende Wesen sein müssen.
Wesen die offenbar schon soviel erduldet haben, dass sie so verzweifelt und so blind sind, dass sie glauben ihr einziger Weg zu innerem Frieden darin wehrlose und wahrlich unschuldige Kinder wegzusprengen!

Auch diese Selen sind Geschöpfe Gottes. Eigentlich brauchen sie eine helfende Hand die sagt: „Komm, egal wo Du jetzt bist, erzähl mal was Dir angetan wurde. Erzähl mal was Dir so schlimmes wieder fahren ist, dass Du glaubst es nur mit dem Blut von Kindern abwaschen zu können? Wahrscheinlich kann ich den Schaden nicht wieder gut machen. Weder das was Dir angetan wurde, noch das was Du anderen angetan hast. Aber ich kann dir Vergeben was Du mir getan hast. Ich kann dir vergeben, dass Du mir Angst gemacht hast und dafür gesorgt hast, dass ich nicht mehr zu Festen mit großen Menschenmengen gehe oder dass ich manchmal misstrauische Gedanken gegenüber meinen Nachbarn bekomme.

Ich muss es Dir sogar vergeben, denn Gott wird über Dich richten. Aber eines Tages werde auch ich vor diesem Richter stehen und wenn er mich nach Dir fragt, dann werde ich ihm sagen, dass ich dich nicht für einen verdorbenen Menschen halte, sondern dass ich glaube, dass Du einfach nur zu schwach warst, Dich gegen die Einflüsterungen des Bösen zu wehren und darum meintest Rache nehmen zu müssen, durch die Du, in deinem Leid und deiner Einsamkeit, frevelnd Gott beleidigt hast. Denn Rache obliegt ihm und alles was nicht Rache ist, ist Mord.“

Natürlich habe ich leicht Reden. War ja nicht meine Familie die da in Pakistan getroffen wurde. Aber ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass es wichtigere Dinge und größere Werte im Leben gibt als das Leben selbst. Wenn das Überleben unseren größten Wert darstellt dann wäre unser Wert nur unwesentlich höher als der des Influenzavirus. Das kennt auch keine anderen Werte als sich solange zu verbreiten wie es geht und dadurch irgendwie zu überleben.

Hätte es meine Familie und meinen Sohn getroffen dann müsste man sagen: Mein Sohn ist ein unschuldiges naives Kleinkind. Er hat noch keine Schuld auf sich geladen. Er wird sicher im Jenseits erlöst werden um ihn brauche ich mir also keine Sorgen zu machen. Natürlich würde ich ihn schrecklich vermissen und Sehnsucht haben nach den kleinen Armen die meinen Hals umschließen und der hellen Stimme die zu mir sagt: „Mama, ganz doll lieb!“. Aber dabei würde ich nicht meinen Sohn betrauern, denn den weiß ich sicher an einem schöneren und besseren Ort. Ich würde mich und meine eigene Einsamkeit betrauern und die Wahrheit, dass ich mein Leben fortan ohne ihn leben muss.

Interessant ist aber folgendes: Da wir alle ja Geschöpfe - also Kinder - Gottes sind, macht das sowohl die Mütter der getöteten Kinder zu meinen Schwestern, als auch den Attentäter zu meinem Bruder. Es hat also irgendwie doch meine Familie getroffen. Die Mütter dieser Kinder sind ob ihres Glaubens, gewaltsam getötet worden. Sie sind somit also Blutzeugen, sprich Märtyrer und damit automatisch seelig!

Die einzigen die bei der ganzen Geschichte echt auf Gottes Gnade hoffen müssen sind die Attentäter selbst und ihre überaus feigen Hintermänner. Möget Ihr gerichtet werden und möge es bald geschehen.


P.S.: Für alle die jetzt die Augen rollen und sagen: "Herje, pseudoreligiöses Geschwätz!" sei folgendes angemerkt: Blaise Pascal formulierte einst seine berühmte Wette in der er sagte, dass es stets die bessere Wette sei an Gott zu glauben, denn wenn er nicht existiert ist nach dem Leben einfach nichts und man hat sich deswegen keinen Zacken aus der Krone gebrochen. Wenn man aber nicht glaubt und nach dem Tod feststellt, dass es doch einen Gott gibt, dann hat man ein echtes Problem mit einer langen Zeit im Fegefeuer. Sollte man stets geglaubt haben und nach seinem Tod auf Gott treffen ist man fein raus.

1 Kommentar:

poem hat gesagt…

Das Problem mit Pascals Wette ist, dass sie wohl kaum funktionieren dürfte, wenn Gott denn wirklich allmächtig und allwissend wäre, denn er würde ja auch wissen dass man aus purer Berechnung an ihn glaubt. Und wer sagt denn dass es der christlicht Gott ist, der auf einen wartet. Es gibt ebenso viele Argumente für Allah oder Lord Krishna. Und das sind nur die Religionen die zufälligerweise zu unsren Lebzeiten die in unserer Gesellschaft vorherrschenden Religionen sind. Was ist denn mit den armen Ägyptern, die die Pyramiden vor 4000 Jahren errichtet haben. "Ähm ja sorry Leute, ich schicke den Messias erst in 2000 Jahren auf die Erde, ihr seid zu früh dran, ab ins Fegefeuer."
Atheismus all the way. Religionen sind ein Übel und der natürliche Feind der Logik. Wie die Schwäche in Pascals Wette beeindruckend zeigt.