Mein Lieblingsonlinemedium „Spigel online“ hat sich heute
einmal mehr unter der Überschrift „Euros für Ärzte“ aufgemacht der gesammelten
Ärzteschaft der Republik Korruption und Bestechlichkeit nachzuweisen. Gleich
fünf (!) Artikel die die Käuflichkeit der Mediziner nachweisen sind da
hinterlegt, welche in Zusammenarbeit mit Corrective, eines „gemeinnützigen
Rechercezentrums“ erstellt wurden.
Stein des Anstoßes ist es, dass vorwiegend Pharmaunternehmen
durch Spenden, oder die Finanzierung von Fortbildungen versuchen die Ärzte
dahingehend zu beeinflussen, dass diese Ihre Medikamente verordnen und nicht
die der Konkurrenz. Den Ärzten wird nun vorgeworfen, dass sie solche
Zuwendungen annehmen anstatt sie empört zurück zu weisen.
2015, so kann man einem Artikel entnehmen, gaben 54 als
Medizinbedarfshersteller geltende Firmen rund 119 Millionen Euro aus. Damit hat
nach einfacher Division jeder in Deutschland tätige Arzt im Schnitt 1600 Euro
angenommen. Da ist es für mich schon mal beruhigend, dass ich da schon mal
drunter liege. Ich glaube 2015 habe ich einen Satz neonfarbene Klebezettel von
einer Vertreterin für Gerinnungshemmer angenommen. Hätte ich sie im Laden
gekauft hätte mich das wahrscheinlich ca. 199 Cent gekostet.
Aber ich will ehrlich sein. Ich war auch schon auf „Fortbildungen“
die ganz klar darauf ausgelegt waren mir Produkte zu versüßen. So wurde ich zum
Beispiel einmal in eine europäische Großstadt eingeladen, durfte zwei Nächte im
Firmeneigenen Fortbildungszentrum mit umfassendem Wellnes und Sportangebot
nächtigen, wurde bestens mit Darbietungen, Stadtrundfahrten,
Werksbesichtigungen, Speisen und Getränken versorgt, um am dritten und letzten
Tag 45 Minuten Fortbildung von einem doch eher zweitrangigen Kollegen zur
Produktpalette des veranstaltenden Unternehmens zu hören wo die Ergebnisse der
selbst durchgeführten Studien vorgetragen wurden.
Aha, da haben wir es. Die Cori ist bestechlich! Sie hat sich
von Pharmaleuten schick den Wochenendurlaub bezahlen lassen und verordnet jetzt
bestimmt nur noch die Pillen von diesem Pharmafabrikanten! Holt die Polizei und
am besten noch die heilige Inquisition!
Solche Angebote der Pharmaindustrie habe ich allerdings seit
Jahren nicht mehr erlebt. Selbst Kugelschreiber bei Vertreterbesuchen werden
inzwischen nur noch im Vorbeigehen wie Drogentütchen übergeben. Aber ich denke
um die Kugelschreiber geht es auch nicht. Es geht um die Erstattung von
Fortbildungskosten und Anreiseaufwendungen.
Dazu muss man sich allerdings mal vergegenwärtigen, dass
Ärzte, wie kaum eine andere Berufsgruppe, einem fortwährenden
Fortbildungsdiktat unterliegen. Einerseits natürlich aus fachlicher Sicht
nachvollziehbar. Man muss sein Wissen schon versuchen ständig zu erweitern, so
wie die Entwicklung eben voranschreitet. Aber wenn man sich mal ansieht was
alles an Forderungen allein in den Logbüchern zu den einzelnen
Facharztausbildungen steht, dann kommt da einiges an ausgaben zusammen. In der
Neurologie fallen mir da spontan der Sonographiekurs ein den man besuchen soll.
Da gibt es Anfänger Aufbau und Abschlusskurse die jeweils Geld kosten. Wenn man
nicht zufällig am passenden Ort wohnt fallen Fahrtkosten an und Wochenendzeit
geht verloren. Analog gestaltet es sich bei den EEG-Kursen, den
Eleptrophysiologiekursen, dem Strahlenkunde-Kurs.
Zusätzlich erwarten in der Assistenzarztzeit die Chefärzte
und als Facharzt fordert es die Ärztekammer, dass man innerhalb einer
bestimmten Frist eine bestimmte Anzahl an Fortbildungspunkten sammelt um seine
Facharztzulassung nicht zu verlieren. Um Punkte zu sammeln muss man Kongresse
oder einzelne Fortbildungen besuchen. Die Teilnahme an einem großen Kongress
einer Fachgesellschaft kostet natürlich auch locker 100-200 Euro und dann darf
man dort nur die öffentlichen Veranstaltungen besuchen, die übrigens wiederum
nicht selten von einzelnen Herstellerfirmen veranstaltete werden. Um die
kostenpflichtigen Kurse oder Vorträge bei so einem Kongress zu besuchen muss
man natürlich wieder Geld auf den Tisch legen. Die Preisspanne ist hier so
zwischen 25 und 500 Euro anzusetzen, denke ich.
Hat man sein Facharztausbildung abgeschlossen und endlich
die Freiheit gewonnen unabhängig von einem Oberarzt oder Chefarzt arbeiten zu
dürfen (nach im Idealfall 6 Jahren Studium und 5 Jahren Weiterbildungszeit),
geht es nicht selten darum Zusatzqualifikationen zu erwerben. Man kann sich
also zum Beispiel noch als Notarzt ausbilden lassen, oder Schmerztherapeut,
Palliativmediziner, Sportmediziner etc. Alle diese Kurse kosten und zwar nicht
zu knapp. Die Ausbildung zur Schmerztherapeutin wird mich zum Beispiel rund 64.000
Euro kosten.
Nun kann man natürlich sagen, dass es ja mein
Privatvergnügen ist Schmerztherapeutin zu werden, da kann ich schon auch mal in
die eigene Tasche greifen und das werde ich auch tun. Das Problem dabei ist,
dass wer keine Zusatzbezeichnung oder Subspezialisierung erwirbt recht schnell
am Ende seiner Karriere angelangt ist. Denn für jeden Kollegen der keine solche
Fortbildung macht gibt es irgendwo einen der sie macht und der bekommt dann
auch die Oberarztstelle.
Die entscheidende Frage ist nun allerdings was passiert wenn
ich Schmerztherapeutin bin und eine Pharmafirma mich fragt ob ich nicht auf
ihrer Fortbildungsveranstaltung einen Vortrag halten wolle. Man darf dabei
nicht vergessen, dass auch Fachvorträge einen hohen Vorbereitungsaufwand haben.
Recherche, Präsentationserstellung, Üben, Nachbessern, Feedback-Einholen etc. Ist es wirklich verwerflich dafür 3000,- Euro
zu kassieren?
Wie viele Vorträge müsste ich wohl halten um mir diese
Schmerztherapieausbildung zu finanzieren? Mit dieser Frage möchte gerne schließen
und mit der Meinung, dass ich die Korruption im medizinischen Bereich, obwohl
die Medizin von einer Kunst zu einem Business verkommen ist, für bewundernswert
gering halte! Ich möchte nicht wissen was im Vergleich in anderen Industrien,
geschmiert, bestochen und gekauft wird. Da wäre eine Nachforschung von
Correctiv deutlich angebrachter. Elende Neidhammel!
Eure höchstwahrscheinlich durch und durch koruppte
Cori
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen