Zur Zeit scheint im ganzen deutschen Gor eine Art
Agonie wie vor dem finalen Untergang auszubreiten und wie in einem
multimedialen Organversagen sind zunächst alle Kompensationsmechanismen
angesprungen, alle verfügbaren Ressourcen wurden verbraucht und nun fallen eine
nach der anderen, Sim für Sim und Gruppe für Gruppe aus.Grund genug für einige
meiner Schwestern sich Gedanken zu machen wie es soweit gekommen ist, wo doch
alle nur das Beste für unsere Spielwelt wollten.
Joey hat in einem längeren Text eine Verschmelzung der
Rollenkonzepte und eine damit einhergehende Verflachung der Spielwelt als
Ursache ausgemacht. Sie beschreibt drei Rollenkonzepte die ursprünglich
existiert hätten, nämlich dominierende Männer, angepasste Frauen und
Rebellinnen. Sie meint das alle Charakterrollen die es im SL-Gor gibt auf eine
dieser drei Konzepte zuordenbar sei und das jedes dieser Rollenkonzepte
Vorteile und Nachteile gegenüber den beiden anderen Rollenkonzepten hab. Im
Laufe der Jahre hätten sich nun diese Rollenkonzepte soweit aneinander
angepasst, dass nur noch ein Rollenkonzept, nämlich das Kämpfer/inn-Konzept,
übrig geblieben sei.
Es ist leicht vorstellbar, dass dieses nun dazu
geführt hat, dass sich einerseits reine Raid/Rescue-Spieler entwickelt haben,
denn was soll man mit dieser Monokultur auskämpfern anderes anfangen als
kämpfen? Andererseits hat sich insbesondere im deutschen Gor, eine
Gegenbewegung etabliert, die sich wie festgemeißelt an die Buchvorlagen hält
und die am liebsten Kämpfe nur auf RP-Basis ausgetragen haben will.
Dadurch wurde die einstmals recht große Gor-Community
in zwei kleine Communitys zersplittert. Keine der beiden Parteien konnte es
sich leisten die die andere zu tolerieren, denn die eine bedrohte jeweils den
integralen Bestandteil dessen was für die andere die Essenz des Rollenspiels
ist. Zusätzlich haben immer mehr Individualisten auf ihren eigenen Sims ihre
eigenen Regeln eingeführt, nicht selten zum exklusiven Vorteil der Bewohner,
dies trug zu einer weiteren Zersplitterung der verbleibenden Gorenaer bei,
nämlich jeder für seine Sim und jede Sim für sich.
Eine ganz interessante Theorie, besonders wenn man
bedenkt, dass sowohl die Kämpferfraktion , als auch die BtB-Fundamentalisten
nicht in der Lange waren und sind Neulinge adäquat in ihr System einzubinden.
Die BtB-Fundamentalisten weigern sich jemanden überhaupt wahrzunehmen der nicht
jedes Buch auswendig kennt und auch um zur Raid-Rescue-Herde zu gehören muss
man erstmal einiges an Zeit investieren um überhaupt mit den anderen Mithalten
zu können, wobei sich dieser Gruppe anschließend darüber zerstreitet was nun
erlaubt ist und was nicht.
Meine Schwester Taimaee hat neulich folgendes
referiert, als in unserer Gruppe das Bedürfnis geäußert wurde dass die Pyrana,
die seit sechs Jahren die Arroganz in Person verkörpern, doch mal bitte etwas
freundlicher, humorvoller und lustiger spielen sollten:
Gor sei wild, Gor sei böse und Gor sei nun einmal
Kampf. Leute die Gor spielen wollen, wollten nun mal auch Kampf und sich nicht
in ellenlangen Verhandlungs-RPs und endlosen Teestubensitzungen ergehen. Sie
geht sogar soweit zu behaupten, dass SL-Gor gar nicht genug RP-Grundlagen für
ein ständiges, facettenreiches RP bietet. Es sei weder als emotbares Kampf-RP,
noch als beliebiges Mittelalter-RP, noch als alternatives Sex-RP gedacht.
Das Problem sein nun, dass die guten Spieler die die
Wildheit, die Rauigkeit und Erbarmungslosigkeit von Gor erkannt hätten, aktuell
vor den „Labertaschen“ auf der Flucht wären und sich lieber mit Schulenglisch
oder Translator ins Ami-Gor zurück ziehen wo sie nicht dauernd vollgequatscht
werden oder als „Ballerheinis“ beleidigt werden.
Auslösend seien nun die Leute die Gor nie wirklich
kennen gelernt hätten und die nur oberflächlich Bescheid wissen worum es geht
und trotzdem meinen, dass sie eigentlich die einzig wahren Macher seien.
So bringt sie auch ein Beispiel: Und zwar hätte sie
zwei Krieger getroffen die ihr, einer Taluna, lieber Wegzoll bezahlt hätten um
einem Kampf aus dem Weg zu gehen.
An dieser Stelle treffen sich Joeys und Taimaees
Theorien:
Joey sagt, dass der Mann/Krieger seine
Vormachtstellung verloren hat und sie nun mit den bewaffneten Frauen teilen
muss. Taimaee beobachtet dass viele Männer einem Kampf lieber freiwillig aus
dem Wege gehen. Im Ergebnis, ist das Gor das wir heute spielen, kein Gor mehr.
Denn die Grundlegende Keimzelle von Gor ist, dass es eine ehrliche von Männern
dominierte Welt ist!
Somit ist der Gor-Community das Substrat abhanden
gekommen das ihre Existenz eigentlich erst rechtfertigt. SL-Gor ist zu einer
Einheitssoße aus Kompromissen und Zugeständnissen an vermeintliche oder
tatsächliche Realitäten geworden.
Wir, die alten Spieler haben das zugelassen! Wir, die
alten Spieler tragen die Schuld daran weil wir lieber große Gruppen wollten,
als unsere jungen Mitspieler an Gor, in allen seinen Facetten, all seiner rauen
und kompromisslosen Erbarmungslosigkeit heran zu führen.
Wer eine Sklavin spielt, spielt eine Sklavin und keine
verwöhnte Terrorgöre. Wir haben diese Terrorgören aber in unseren Gruppen
zugelassen. Wer einen Krieger spielt, hat einen Heimstein für das er einsteht
und den er nicht beim leisesten Anzeichen von Gefahr verleugnet nur um keine
Schwierigkeiten zu bekommen. Wir haben diese Wendehälse und Angsthasen in
unseren Gruppen zugelassen. Wer einen Söldner spielt, löst Streitfragen mit dem
Schwert und fängt nicht plötzlich an in schwulstiger Sprache die große
Diplomatie zu machen. Aber auch die Diplomaten und Advokaten haben wir
zugelassen, eine Charakterart die nur sehr begrenzt zu Gor passt.
Wir haben auch die Spieler zugelassen die in ihrer ID
einen ellenlange Litanei an Limits stehen haben! Früher reichte ein Limit: „Bei
Stop ist Stop!“. Die Limits der meisten Leute heute auf Gor sagen eigentlich
nur eines: „Wasch mich aber mach mich nicht nass.“ Natürlich klingt das dann
eher so: „Kein Haare schneiden, kein Verstümmeln, keine Gefangenschaft über
drei Tage, kein Sex mit Männern/Frauen und eigentlich sowieso nur mit NAME. Kein
RP mit Kuri, Mambas, Panthern, Söldnern, Piraten, Nordleuten. Wenn ich länger
als 20 Minuten irgendwo rumsitze und mich keiner unterhält teleportiere ich
weg. Kein Kampf ohne vorher eine Stunde RP....usw und so fort.“
Das selbe gilt übrigens für Simregeln! Wo vielfach
eigentlich nur sehr umständlich erklärt ist „dass auf dieser Sim die Bewohner
bestimmen was die Besucher zu machen haben.“ Ich frage mich bei so was dann:
Wie will jemand der so viele Bedingungen an seine eigene Situation und seien Behandlung
stellt eigentlich überhaupt existieren?
Bei den Pyrana wird es demnächst auch mal wieder etwas
kompromissloser zu Sache gehen, denn Gor ist kompromisslos. Es ist nicht
Grausam um der Grausamkeit willen. Es ist einfach praktisch. In einem Kampf
wird ein Fehler oder eine Schwäche sofort bestraft. Es gibt keine Diskussionen
ob oder ob nicht, und ob die Strafe nicht zu hart ist und es gibt keine
Berufung und keine Rechtfertigung. Interessiert auch niemanden.
Der Stärkere gewinnt. Der Stärkere hat Recht. Der
Stärkere überlebt. Der Stärkere dominiert. Der Schwächere nicht. Der Schwächere
ist der Willkür des Stärkeren ausgeliefert. Einzige Chance für den Schwächeren
ist es dem Stärkeren zu gefallen, quasie ein geplantes Stokholm "Syndrom light".
Dominanz und Unterwerfung, das ist Gor und genau das brauchen wir wieder wenn
wir Gor retten wollen! Wer das nicht will ist auf Gor falsch.
In diesem Sinne
Eure Cori