Das Wort kommt aus dem Latein und bedeutet etwa soviel wie
teilen, mitteilen, gemeinsam machen. Unter Kommunikation versteht man gemeinhin
den Austausch von Informationen. Dabei ist ein gegenseitiges nehmen und geben
gemeint. Vermeintlich greifen wir dabei am häufigsten auf Sprache zurück die
wir in Wort und Schrift ausdrücken.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit ist
alles was wir tun Kommunikation. Wenn wir jemanden zu seinem Geburtstag anrufen
sagen wir damit aus: „Hallo ich habe an deinen Geburtstag gedacht.“ Wenn wir
nicht anrufen, dann sagen wir damit aus: „Irgendetwas war wichtiger als an
deinen Geburtstag zu denken.“
Bei allem was wir machen kann sich jemand anderes fragen
warum wir das machen. Was bringt uns dazu uns so zu verhalten wie wir uns
verhalten? Die Antwort die derjenige sich dann auf seine Frage gibt wird wiederum
sein Verhalten beeinflussen. Auch diese Verhaltensänderung fällt jemandem auf.
Schon haben wir Kommunikation. Jede Tat stellt ein Zeichen
dar. Ich sende durch meine Tat, mein Zeichen, ein Signal. Dieses Signal wird an
vielen Orten bemerkt und führt überall zu einer Reaktion denn auch etwas zu
ignorieren ist eine Reaktion. Die Reaktion selbst stellt aber wieder ein Signal
dar welches woanders wahrgenommen und beantwortet wird.
Die Reaktionen können nahezu unbedeutend sein wie ein
Schulterzucken, es können aber auch größere und bedeutsame Reaktionen sein wie
zum Beispiel eine diplomatische Krise. Egal ob die Reaktion bedeutsam oder
unwichtig ist sie hat immer Konsequenzen.
Mit anderen Worten: Aktionen sind alles was wir machen. Alles
was wir machen ist Kommunikation. Jede Kommunikation führt zu einer Reaktion. Jede
Reaktion ist eine Konsequenz der Kommunikation und somit kann man die Gleichung
aufstellen: Jede Aktion hat eine Reaktion.
Wenn man das nun aber weis so kann man versuchen seine
Kommunikation so zu wählen dass sie zu der gewünschten Reaktion führt. Nichts
anderes machen wir beim Flirten auch. Wir wollen jemanden auf uns Aufmerksam
machen also fangen wir Mädchen an uns zu schminken oder besonders anzuziehen,
wir lernen Fußballregeln, lassen uns auf irgendwelche „Trimm-dich“-Geräte
scheuchen und verfallen dem Leistungswahn der Herren oder wir tun so als würde
es uns Spaß machen kleine Plastiksoldaten anzupinseln oder so was.
Männer hingegen stemmen Gewichte rauf und runter, benutzen
plötzlich After-Shave oder Sprühdeos, lassen sich von uns auf Tanzflächen
zotteln, protzen mit Geld, Autos, einer Rolex oder bestechen uns mit Schmuck
und die sie das nicht können versuchen es mit Humor.
Das Signal was wir dabei senden ist einfach: „Hallo, ich bin
toll und wenn du das bemerkst wär’s schön wenn wir zusammen kommen.“
Lernen
Das Interessante ist, dass wir diese Signale brauchen und aus
den Reaktionen lernen. Wenn ich als Kind, frech zu meiner Mama war, legte sie
mich wenn es sein muss mitten im Einkaufszentrum übers Knie. Die Reaktion auf
meine Aktion erfolgte also unmittelbar und daher fiel es mir leicht einen
Zusammenhang herzustellen. Da es äußerst demütigend und auch schmerzhaft ist im
Einkaufszentrum vor allen Leuten den Popoversohlt zu bekommen war der weg zur
Erkenntnis nicht besonders weit: „Wenn ich frech zu Mama bin ist das nicht gut
für mich.“
Das funktioniert übrigens auch mit Sachen die nicht lebendig
sind. Die Kommunizieren auch mit uns. Ein Kind lernt augenblicklich, dass es
nicht auf Herdplatten fassen soll, sobald es sich einmal die Hand dran
verbrennt. Und es lernt das so gründlich, dass sich heutzutage kaum jemand mit
der Flachenhand auf einer kalten Cerankochplatte abstützt. Auf jedem anderen
Küchentisch gerne und andauernd, aber nicht auf der Kochplatte.
Verstärkung:
Später wenn wir erwachsen sind funktioniert das übrigens
auch. Wenn ich faul bin und schlecht arbeite, dann bekomme ich eine Abmahnung
und noch eine und irgendwann wird mir geraten die Firma zu wechseln oder ich
bekomme direkt die Kündigung. Sowas nennt sich ein Verstärkersystem.
Verstärkersysteme gibt es auch in positiver Hinsicht: Wenn
ich besonders viele Überstunden mache, bekomme ich besonders viel Geld, wenn einen
guten Wein trinke und der Alkohol zu wirken beginnt fühle ich mich entspannter
und wohler. Wenn ich Zahnschmerzen habe und zum Zahnarzt gehe, hören die
Schmerzen auf.
Auf diese Art und weise kann man Leute auch konditionieren
und sie zu einem bestimmten Verhalten erziehen. Wenn ich unsere En Loo, jedes
Mal wenn ich online komme einmal umschieße und sie mir daraufhin 100 L$
überweist dann werde ich sie immer öfter umhauen und dann erwarten jedes mal
100 L$ zu bekommen. Da Loo nicht unbegrenzt viele L$ hat wird sie also irgendwann
anfangen mir auch mal nichts zu geben. Trotzdem werde ich sie weiter dauernd
umschießen denn es könnte ja sein dass ich 100 L$ bekomme.
Doppelbotschaften
Vor dem Hintergrund dieser Überlegung sind Doppelbotschaften
fatal. Unter einer Doppelbotschaft versteht man, wenn gleichzeitig zwei
gegensätzliche Signale gesendet werden: Also wenn ich zum Beispiel einen vier
Seiten langen Text zu einem Thema schreibe und darin eigentlich nur betone wie
egal mir dieses Thema ist. Dadurch dass ich viel Zeit und Energie aufwende was
zu schreiben zeige ich: Das Thema ist mir wichtig, ich habe dazu was zu sagen. Und
dieses Signal lässt natürlich die verbale Aussage sehr unglaubwürdig wirken.
Doppelbotschaften sind also zu vermeiden.
Eigen- und Fremdwahrnehmung:
Das große Problem bei der Kommunikation ist es dass man
einerseits seien eigenen Signale gut kennen muss und genau wissen muss, wie sie
wo aufgenommen werden. Während man natürlich auch die Signale der anderen
richtig deuten können muss.
Einfacher ausgedrückt: Ich muss versuchen rauszubekommen wie
wirke ich auf andere, wie sehe ich selbst mich und wie wirken die anderen auf
mich?
Häufig genug passiert es, dass ich denke, dass ich alles
richtig mache, nett und freundlich bin und die anderen mich aber als
überhebliche Mistzicke wahrnehmen. Das führt dazu dass die anderen mit mir so
umgehen werden wie man eben mit einer überheblichen Mistzicke umgeht.
Die natürliche Reaktion wäre dass mein Gedankengang der
folgende wäre: „Boah die anderen sind ja plötzlich alle so gemein zu mir, dabei
bin ich doch so nett zu ihnen. Na wartet jetzt bin ich auch mal gemein!“
Wenn ich aber diesen Post gelesen habe, dann denke ich mir:
Die anderen sind gemein zu mir, das steht fest. Ich weiß aber das jede Aktion
die Reaktion auf etwas ist das vorher passiert ist. Was genau habe ich denn
gemacht, dass die jetzt so gemein sind? Hm eigentlich hab ich doch nichts Schlimmes
gemacht. Also kann der Grund nur sein, dass entweder das was ich als nett
empfinde, nicht als nett bei denen ankommt.
Dafür kann ursächlich sein, dass ich nicht erkenne dass ich
ne arrogante Zicke bin dann stimmt meine Eigenwahrnehmung nicht.
Es kann auch sein, dass ich deren Reaktion als gemein
erlebe, obwohl sie das gar nicht ist, dann stimmt meine Fremdwahrnehmung nicht.
Oder es kann sein dass ich wirklich nett bin und die anderen
das nicht erkennen und darum mit Gemeinheiten gegen mich reagieren, dann stimmt
die Fremdwahrnehmung der anderen nicht.
Tatsache ist, dass wir Feedback benötigen um überhaupt eine
Ahnung zu haben wie wir nach außen wirken. Wir alle gehen doch im Grunde
unseres Herzens davon aus dass wir eigentlich nette Leute sind. Ja wir haben
unsere Ecken und unsere Kanten aber im Grunde sind wir doch ganz nett und
freundlich. An diesem Glauben halten wir solange fest bis uns das Gegenteil
bewiesen wird.
Ein Beispiel dazu wie unterschiedlich Eigen und Fremdwahrnehmung
sein können:
Magnus Gäfgen entführte 2002 den Bankiers Sohn Jakob vom
Metzler und forderte Lösegeld um seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren.
Da Jakob ihn erkannt hatte uns sicher würde identifizieren können musste Gäfgen
den kleinen Jakob ermorden wenn er mit seiner Erpressung erfolg haben wollte. Dies
klingt zunächst nach einem kaltblütigen und barbarischen Verbrecher.
Als Gäfgen die Ermittler allerdings zum Fundort der Leiche
führte und das schreckliche Ausmaß seines Verbrechens realisierte, soll er
blass geworden und zusammen gesunken sein und gestammelt haben: „Aber das war
doch nicht ich…ich kann doch niemanden töten. Ich bin doch kein Mörder“
Auch früher wurde Gäfgen nie als gewalttätig beschrieben.
Einer der „keiner Fliege etwas tun könne“. Später versuchte Gäfgen eine
Stiftung für Kinder zu gründen die Opfer eines Verbrechens wurden.
Gäfgen nahm sich offensichtlich als armen, unterdrückten und
von der Gesellschaft drangsalierten, vor allem unschuldigen, liebenswerten und
ehrlichen jungen Mann wahr.
Die Gesellschaft sah in ihm einen kaltblütigen Psychopathen
der für etwas Bargeld nicht vor Mord an einem kleinen Jungen zurück schreckt.
Schluss Bemerkung:
Jede Aktion ist Kommunikation und jede Kommunikation hat
eine Reaktion. Ob die Kommunikation die beabsichtigte Reaktion hat oder nicht
hängt von der Wahrnehmung der beteiligten Kommunikationspartner ab.
Wenn man bemerkt, dass Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung
offensichtlich nicht überein Stimmen, dann kann man das entweder völlig
ignorieren und sich weiter einreden das alles in bester Ordnung ist oder man
kann sich überlegen welche Signale man anderes setzen will damit
Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung wieder übereinstimmen.