Samstag, 1. Juni 2013

Schluckauf!

 Ich hatte schon lange keine medizinischen Themen mehr. Da ich nicht so gut darin bin durchs Internet zu surfen um die Aufsichtsratssitzungsprotokolle von Lindenlab ausfindig und publik zu machen, halte ich mich an die Dinge von denen ich ein Wenig was verstehe und schreibe Euch heute mal ein oder zwei Zeilen zum Thema „Singultus“ vulgo Schluckauf.

Zunächst ist Schluckauf ein Symptom und nebenbei die sichtbare und fühlbare Auswirkung einer Reizung des N. phrenicus, des Nervus Vagus und der sympathischen Fasern der Spinalnerven der Brustwirbelsäulensegmente 9 bis12. Der Reizimpuls wird dann aller Wahrscheinlichkeit nach irgendwo in die Medulla oblongata weitergeleitet und führt dort zu einem Reflexsignal welches die Kontraktion des Zwerchfells und eines Teiles der Atemhilfsmuskulatur auslöst.   

Welche Funktion der Schluckauf genau hat ist bis heute unklar. Vermutet wird dass es er eine Zusatzreflex zum Saugreflex eines Neugeborenen ist, der dafür sorgt, dass sich ein Säugling nicht völlig „überfrisst“. Außerdem verhindert er möglicher Weise dass sich ein Kind vor er Geburt am Fruchtwasser verschluckt.

In der klinischen Praxis teilt man den Schluckauf in zwei Kategorien ein: Akuter Singultus und chronischer Singultus. Hierbei ist unter "akut" ein Schluckauf unter 48 Stunden durchgehender Dauer zu verstehen, während chronisch alles über 48 Stunden beschreibt. Die gute Nachricht ist, dass der oft durch Überdehnung des Magens ausgelöste akute Schluckauf zwar nervig aber völlig harmlos ist. Außerdem klingt es natürlich spektakulär wenn man dem Lehrer sagt: „Entschuldigung, ich konnte zum Mathematikunterricht leider nicht erscheinen. Ich hatte eine akute Singultusattacke!“. In jeden Fall besser als: „Sorry ich hatte Schluckauf.“

Um den akuten Schluckauf zu behandeln sollte auf nichtmedikamentöse Therapien zurück gegriffen werden. Hier geht es meistens darum die Aktivität des Nervus vagus oder des Nervus phrenicus zu steigern oder zu bremsen.

Schemabild zum Thema aus dem Internet
An erster Stelle stehen hierbei Atemmanöver wie Luftanhalten, Husten, Anziehen der Beine oder Hyperventilation. Auch das sogenannte Vasalva-Manöver kann hilfreich sein. Wenn das nichts bringt kann man es helfen wenn man versucht den Rachenraum irgendwie zu Stimulieren. Zum Beispiel durch Gurgeln mit Wasser, Druck auf die Nasenwurzel oder Inhalation von Ammoniak oder scharfem Chinaöl.

Etwas Geschick erfordert es, wenn man versucht von der gegenüberliegenden Seite eines Glases Wasser zu trinken. Dabei muss man sich letztlich soweit vorbeugen dass der Kopf quasi verkehrt herum „hängt“ und dann trinken. Meistens endet es in einer Sauerei, aber es hilft, zumindest bei mir. Schließlich soll auch Kühlung und Massage des Oberbauches zum Ziel führen und ein leichter Druck auf die geschlossenen Augen bzw, der Blick in helles Licht.

Aber auch Medikamente können Linderung Verschaffen, insbesondere natürlich beim chronischen Singultus. Da kann die Einnahme von Metoclopramid (Pastertin oder Primperan) bis 3x10mg Abhilfe schaffen. Sollte auch das nichts bringen stehen Lidocain und Baclofen als Ausweichpräparate neben einer großen Liste an Neuroleptika (z.B. Haloperidol, Valproat, Gabapentin) zur Verfügung.

Man sollte aber nicht vergessen, insbesondere beim chronsichen Singultus eine gravirende Ursache auszuschließen. Dabei muss der gesamte Nervenverlauf zwischen Zwerchfell und Medulla oblongata auf Schäden untersucht werden. Je nach Alter des Patienten gilt es Schlaganfälle, Tumore, Nervenentzündungen, Medikamentennebenwirkungen (z.B. bei Diazepam, Dexamethason und Barbituraten) auszuschließen. Häufig ist aber einfach Stress und Aufregung die Ursache.

Sollte jemand mit einem Schluckauf zum Arzt gehen so ist zuerst die Gastroenterologie, eine Unterabteilung der Inneren Medizin gefragt. Blutentnahme mit Blutbild, CRP, Blutzucker, Kreatinin und Elektrolytmessung gehören zum Standart, genau so wie ein Röntgenbild des Brustkorbes und eine Gaskroskopie. Erst wenn diese Diagnostik keinen Hinweis auf eine Erkrankung liefert muss man mit MRT oder CT-Aufnahmen, Nervenwasserentahmen (Liquorpunktion), Lunkenfunktionstest, Bronchoskopie und Speiseröhren-Manometrie weiter forschen.

Aber hoffentlich bleibt das allen meinen Lesern erspart!

In diesem Sinne

Eure
Cori

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