Der Todesfall der viel von uns sprachlos, betroffen und
traurig gemacht hat, hat mich, zusammen mit einigen Erlebnissen die ich dieser
Tage in meinem RL hatte, sehr nachdenklich gemacht.
Seit einiger Zeit bemerke ich immer wieder etwas sehr
sonderbares bei meiner Arbeit. Dieses Sonderbare kann man vielleicht damit
zusammen fassen, dass wir in unserer westlichen Welt den Tod nicht mehr kennen.
Wie denn auch? Wir leben meist in Familien in denen die
Großmütter und Großväter 70 oder 80 Jahre alt sind oder noch älter. Meist geht
es allen gut und so gut wie nie stirbt jemand.
Wenn wir dann manchmal doch ganz plötzlich und unmittelbar
mit dem Tod konfrontiert werden so geschieht das meist recht unvermittelt.
Grund dafür ist, dass wir die Zeit in denen wir auf das Sterben unserer Väter,
Mütter oder Großeltern vorbereitet werden sollen, die Zeit des Siechtums meist
in Pflegeheime, Krankenhäuser und Hospize "outgesourced" haben.
Irgendwie bekommt man immer nur mit dass es irgendwie allen gut geht oder
zumindest dauernd besser wird.
Und dann klingelt eines Nachts das Telefon und jemand sagt:
"Hier ist die Schwarzwaldklinik, ich habe leider eine traurige Mitteilung
für Sie, ihr/e Vater/Mutter/Bruder/Schwester/Onkel/Tante/Großmutter/Großvater
ist vor einer halben Stunde unerwartet verstorben, wir konnten leider nichts
mehr für ihn tun."
Und dann auf einmal fällt uns auf, dass jemand dem es seit
wir ihn kennen, also vielleicht seit sechzig Jahren, immer gut ging, auf einmal
einfach nicht mehr da ist.
Und wir? Wir bleiben zurück mit dieser Lücke in der Familie
und niemand hat uns jemals gezeigt wie man solche Lücken schließt. Wie trauert
man? Was gehört dazu um einen lieben Angehörigen oder langjährigen Freund aus
dem Leben zu entlassen?
Früher als die Generationen noch dichter gestaffelt waren
wir unsere Kinder noch mit Anfang zwanzig bekamen, da trug man als Kind die
Urgroßelten zu Grabe, als junger Erwachsener die Großeltern und bei den Eltern
da wusste man dann wie so etwas geht und hatte sich auch daran gewöhnt, dass
der Tod und das Sterben eben ein Teil des Lebens ist.
Heute haben die aller meisten Menschen, die nicht in einem
Krankenhaus oder einer vergleichbaren Einrichtung abreiten noch nie einen
Menschen sterben sehen, oder zumindest einen gerade Verstorbenen. Somit kommen
Situationen, in denen man nach einem Bestatter für die eigene Mutter gefragt
wird nicht wirklich im unserem Denken vor.
Voreinigen Tagen musste ich einer Familie sagen, dass ihre
Mutter leider in unserem Rettungswagen verstorben ist. Ich habe wirklich
versucht, es diesen armen Leuten so schonend zu sagen wie es geht. Sie stellten
auch einige Fragen und am Ende Fragte einer der erwachsenen Söhne, wie schnell sich
das was ich ihnen eben erklärt hätte denn wieder bessern würde und wann denn
die Patientin entlassen werden würde.
Ich schreibe das nicht auf um den jungen man lächerlich zu
machen, sondern um zu zeigen, dass die Möglichkeit seine Mutter könnte tot sein
und eben gar nicht mehr nach Hause kommen in seinem Denken nicht existierte.
Wie viele Menschen tötet man per Kopfschuss in einem der sog. „Ballerspiele“.
Wer von uns halt schon selbst die Ohnmachtgefühlt weil der
Vater im Einsatz als Polizist oder Soldat von einem unbekannten Erschossen
wurde?
Ich bin nicht sicher ob man durch reißerische Ausstellungen
wie "Körperwelten" oder teilweise sehr eindringliche Filme wie man
sie manchmal auf Arte sehen kann wirklich bewirken kann dass sich eine ganze
Gesellschaft, ud zwei komplette Generationen dem Thema Tod wieder annähern
können.
Eure, heute sehr nachdenkliche,
Cori
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen