Donnerstag, 30. April 2015

Ich brech zusammen

Für Alle die mir bisher immer die Pest an den Hals gewünscht haben, gibt’s heute einen Geheim-Tip! Wünscht mir mehr Kinder! Es ist das sicherste Mittel um jemanden aus SL raus zu bekommen.

Zur Zeit haben wir neben unserem eigenen knapp zweijährigen Sprößling noch die vier- und sechsjährigen Kinder meiner Schwägerin in Pflege, da die Eltern dringend auf eine Fernreise gehen mussten um einen nahen Angehörigen zu besuchen der im Sterben liegt.
Nun habe ich vor sechs Jahren meine schöne 110 qm Wohnung (die ich als Single bewohnte) aufgegeben um zu meinem damaligen Freund und heutigen Mann in eine 64qm große 2,5 Zimmer-Wohnung ein zu ziehen und das freiwerdende Mietgeld für unsere Zukunftssicherung zu sparen.
64qm sind für ein Paar ohne Kinder super. Mit einem Kind wird es eng aber es geht. Mit drei Kindern ist es übel. Aber wenn dann auch noch die Kita dicht macht, dann, ja dann fragt man sich, ob man sich nicht in den nahen Osten absetzen sollte um dort einen schöneren Platz zum leben zu finden.

Ab 5:30 geht mein Wecker. Frühstückstisch decken, manchmal schaffe ich das noch am Vorabend.  Cornflakes für den Großen auf den Tisch und er braucht als Brotaufstrich Avocado mit Tomaten. Sehr lecker, muss aber jemand vorbereiten. Dieser Jemand bin ich. Alles raus stellen damit mein Mann dann den Orangensaft pressen kann, denn mein Gatte besteht als österreichischer Gourmet darauf, dass Orangensaft in unserem Hause gefälligts jeden Tag frisch gepresst wird. Trinken tun ihn nur unser Sohn und er. Trotzdem muss für alle gepresst werden.

Dann ziehe ich mich selber an, was natürlich in größtmöglicher Stille geschehen sollte um kein schlafendes Kind unnötig zu wecken. Wenn ich Glück habe, komme ich auf's Klo, wenn ich kein Glück habe ist doch schon ein Kind wach und muss unbedingt und ganz dringend und auf der Stelle auf den Locus sonst macht es in die Hose. Also verschiebe ich die Toilette auf die Zeit wo ich zur Arbeit fahre und kämme mich im Flurspiegel. Schminken habe ich aufgegeben. Verheiratete Frauen dürfen ja bekanntlich wie Schlampen aussehen.

Ach ja, ich muss ja auch selber was Frühstücken, mehr als nen Johgurt ist meistens nicht drin. Egal ich will ja eh abnehmen.  Kaffee ist auch schlecht, denn der macht, sowieso nur dass man aufs Klo muss (wo meistens schon ein Kind sitzt) und das bissel Koffein hilft gegen mein Schlafdefizit sowieso nicht mehr. Ich kauf mir dann nen Kaffee im Zug beschließe ich.

Was danach in unsere Wohnung passiert kann ich nur mutmaßen, denn ich bin meistens zum Frühdienst außer Haus. Geplant wäre, dass mein Gatte die Kinder etwa gegen 7:00 weckt, sie sich dann alle anziehen und Früchstücken bis um 8:00 bis 8:30 die Kinderfrau kommt. Möge der Herr auf ewig mittellose polnische Studentinnen erhalten. Die Kinderfrau übernimmt und bringt entweder die Kinder in die Kita oder geht mit ihnen in den Park, auf den Spielplatz oder sonst wohin. Mein Gemahl geht unterdessen seinem Tagwerk nach.

Nett wie er ist, hat er mich von der Kinderbetreuung freigestellt bis meine Facharztprüfung bestanden ist, damit ich Zeit habe mich auf dieselbe vorzubereiten. Je nachdem wieviele Überstunden ich gemacht habe und wie viel mein Zug verspätet ist, komme ich also so zwischen 18:30 und 19:30 nach Hause. In dieser Zeit liefert die Kinderfrau die drei Wurstgewitter dann auch bei uns ab.

Während die beiden Jungs im Wohnzimmer mit der Brio-Eisenbahn, zahlreichen Stofftieren und ungezählten Machbox-Autos beginnen Chaos zu stiften, versuche ich mit der Mittleren das Abendbrot vorzubereiten und den allabendlichen Wasch und Badezyklus einzuleiten.

Insbesondere das Haarekämmen ist bei der Mittleren ein echtes Problem und der Große sieht nicht ein warum man sich überhaupt mehr als die Hände waschen muss. Der Kleine bekommt nur mit dass es um Wasser geht und ist sofort dabei, egal wie weit er dazu das Badezimmer unter Wasser setzen oder seine aktuelle Bekleidung einweichen muss.

Irgendwann hat man alle Kinder mindesten einmal im Wasser gehabt, wieder raus geholt und alle Haare abgetrocknet oder geföhnt. Während alle in der Bandewanne sind wird das Abendbrot vorbereitet.

Das Abendbrot ist speziell: Der Große will Cornflakes, entscheidet sich dann aber für ein Käsebrot und, später für Joghurt. Essen wird er am Ende sowieso nur die Cornflakes, aber erst mal muss man ihm einen Kakao machen, sonst gibt’s Hungerstreik.  Die Mittlere muss erst mal ganz dringend und sofort auf die Toilette, sonst gibt’s ein Unglück, dann möchte sie gerne ein Frischkäsebrot und natürlich auch einen Joghurt. Den isst sie zwar nicht, aber ihr Bruder hat ja auch einen.

Derweil hat der Kleine unbeaufsichtigt seinen Kinderstuhl erklettert und sich hingesetzt. Hernach beginnt er zu schreien. Entweder weil er nicht schnell genug Essen bekommt, bei ihm sollte es eigentlich nur Joghurt sein, (wobei ich ihm lieber Naturjoghurt gebe als dieses mit Zucker oder Fruchtmarmelade kombinierte Zeug. Leider hat er die Joghurts von den Großen gesehen und verlangt nun Lautstark dieselbe Speise) oder weil er vor dem Essen die Windeln voll gemacht hat und es nun unkomfortabel findet so bei Tische zu sitzen.

Nun kommt Papa nach Hause. Der Kleine klettert aus seinem Stuhl und fällt fast runter. Der Große und die Mittlere müssen unbedingt erzählen was den Tag über passiert ist. Mein stets gute Laune stiftender Ehemann kommt auf die Idee zu fragen wer von den dreien denn gerne einen Bananen-Milchshake haben will. Natürlich wollen alle.

Während er den Milch-Shake zaubert, bleibt es an mir hängen die Windeln zu wechseln und weil Papa viel spannender ist als bei Mama auf dem Wickeltsich zu liegen sieht der Kleine es nicht ein warum man beim Windelwechsel  mal ruhig liegen sollte. Nachdem diese Schlacht geschlagen ist, geht’s zurück an den Abendbrottisch, wo die Großen begierig ihre Milchshakes trinken und den Kakao stehen lassen. Der Kleine schreit mich erst mal an weil ich ihm seinen Strohhalm in den Milch-Shake stecke und so was kann er schon alleine und daran habe ich doch nix zu suchen.

Hätte ich wissen können. Dumm von mir. Nach den ersten Schlucken muss der Kleine erst mal alle möglichen Dinge machen. Papa knuddeln und wir müssen uns mehrmals alle an den Händen halten und „Piep, Piep, Piep, guten Appetit“, sagen. Auch das Glas mit dem Milchshake muss mein Sohn natürlich alleine festhalten. Mir schwant ein Unglück aber mein Gatte lächelt und beordert mich, „Lass ihn mal, das schafft er schon….“ Kaum hat meine bessere Hälfte ausgesprochen macht es Klatsch und Glas, Stohhalm und Milchshake klatschen auf das Parkett des Wohnzimmers.  

Der Kleine schaut mich mit seinen süßen großen Kulleraugen an und sieht aus als würde er über den verlorenen Milchshake gleich bitterlich in Tränen ausbrechen, so dass man ihm nicht mal böse sein kann. Während er sich umgehend lautstark einen neuen Milch-Shake bei meinem Mann einfordert mache ich mich daran die Reste des alten Shakes auf zu wischen. Der Große will wissen ob es heute kein Wurstbrot gibt.

Dann das Zähneputzen: Der Große und die Mittlere drängeln sich genseitig vom Waschbecken weg bis einer von beiden, meist die Mittlere weint. Der Kleine kann auch schon Zähneputzen und drängelt sich dazwischen. Dass er laut schreit wenn die anderen ihn nicht auf den Hocker lassen, versteht sich von selbst. Ist ja eigentlich sein Hocker.

Während die Großen ins Wohnzimmer sausen weil sie unbedingt noch ihre Serie im Disneykanal sehen wollen und ich ihnen „aber maximal 10 Minuten“ hinterher rufe, kippt sich der Kleine seinen Zahnputzbecher über den Latz und ich überlege schon mal ob ich noch einen sauberen und trockenen anderen Schlafanzug für ihn habe.

Wenn der Kleine wieder trocken ist und mit seiner Stummelzahnbürste im Mund zum Bett rennt, trommle ich die anderen zusammen und alle gehen ins Bett. Nun entbrennt die Diskussion ob ich ihnen eine Geschichte erzählen soll, sie ein Hörspiel anhören dürfen oder sie lieber Schlaflieder vorgesungen haben wollen. Auch Kombinationsvarianten werden immer wieder heiß diskutiert.

Irgendwann darf der Kleine dann von meinem Arm aus den Lichtschalter drücken und die offizielle Schlafenszeit beginnt. Während die Großen sich zumindest still hinlegen und versuchen zu schlafen (Ich frage mich wie Ihre Mutter das hinbekommen hat?). Höre ich wie mein Mann nett wie er ist den Abendbrottisch abräumt und die Küche sauber macht.

Das Problem ist nun der Kleine. Sobald das Licht aus ist fängt er an zu reden und zu erzählen und zu brabbeln und auf mir, neben mir und im restlichen Bett herum zu krabbeln. Bis er endlich zur Ruhe kommt können da locker 45 bis 90 Minuten vergehen. Dann schlafen alle, es ist zwischen 22 und 23 Uhr, sofern ich nicht selber einschlafe.

Ich schleiche selbst unter die Dusche und helfe meinem Mann bei der Chaosbekämpfung im Wohnzimmer. Hinterher nehem ich eine Wäsche von der Leine und hänge eine andere Ladung auf. Dann rekapituliere ich eine halbe Stunde den Stoff den ich am Nachmittag gelernt habe und um 24 Uhr liege ich im Bett.

Leider muss ich jede zweite Nacht so gegen 3 Uhr raus weil der Kleine im Nebenzimmer einen Albtraum hat und schreit. Die einzige Chance ihn zu beruhigen ist, sich dazu zu legen und ihn sich auf den Bauch zu legen.

In zweieinhalb Stunden geht dann wieder der Wecker. Ich ärgere mich dass ich es wieder nicht geschafft habe online zu kommen oder diese beiden Arztbriefe zu diktieren die ich mir mitgenommen hatte weil ich den Zug verpasst hätte wenn ich das noch auf der Arbeit gemacht hätte.

Was ich eigentlich sagen will ist: Nehmt’s mir nicht übel wenn ich zur Zeit etwas weniger aktiv bin in Second Life.
In diesem Sinne
Eure
Cori

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hi hi tapfere und starke En der Pyrana. Hast mein Respekt Cori.:-)

LG Taigi

Anonym hat gesagt…

nein wie niedlich ist das denn, sehr schön geschrieben.

Auch wenn es im Moment nicht so aussieht, geb ich dir Brief und Siegel, das sind die Geschichten an die du dich später erinnerst, den Kopf vielleicht schüttelst, auf alle Fälle doch ein Lachen ins Gesicht zaubern wird.

Ich möchte dich ja nicht beunruhigen, das muss nicht besser werden, wenn sie größer werden.

lg Sima

Anonym hat gesagt…

Hallo Cori, sehr schöner Beitrag von Dir! Den täglichen Wahnsinn meistern, dabei gut gelaunt und gelassen zu bleiben, ist für jede Frau eine Herausforderung. Führungsqualitäten wie Flexibilität, Belastbarkeit, Einsatzbereitschaft und ein hohes Maß an Organisationstalent sind gefragt.
Ein Familienleben kann durchaus mit Stress und Zeitnot verbunden sein, wen nicht alles gut organisiert ist. Aber wie ich lese, habt ihr ein gutes Zeitmanagement und ich drücke dir die Daumen, das du alles weiterhin so gut meisterst. Ich bin im Moment auch nicht nicht mehr online, einfach aus dem Grund, das es Frühling ist und ich nebenher auch noch mein Kleinunternehmen namens Familie weiterführen muss! Ich beginne mit einer Tätigkeit und sehe dabei noch andere tausend Dinge, die ich ebenfalls schon längst mal hätte erledigen müssen. Ein paar Kräuter aus dem Garten holen, endet meist damit, das ich mich ertappe, das Erdbeerbett vom Unkraut zu befreien.