Dienstag, 26. Februar 2013

Die späte Rache der Schweden...

Es ist alles gar nicht so einfach wie ich immer dachte! Bis her hatte ich immer die naive Vorstellung dass man eben einfach irgendwie ein Kind bekommt, dann ist es da, man macht Fläschchen und Schnuller und Windelwechsel und muss gelegentlich einen neuen Strampler kaufen.

Aber irgendwie ist der ausgerechnete Geburtstermin nicht etwa der Startschuss für das Projekt „Kinder 1.0“ sondern nur das Signal dass jetzt das zweite Level dran ist. Das erste Level beginnt irgendwie direkt nach dem positiven Schwangerschaftstest.

Und während diese kleine Kuller unter meinem Bauchnabel irgendwie inzwischen die Größe eines kleinen Volleyballs angenommen hat und das Wesen im inneren dieses Volleyballs mehr und mehr das Kommando darüber übernimmt wie ich mich zu verhalten habe, während all dessen wird von der werdenden Mutter erwartet dass sie gefälligst einen Wickeltisch rann schafft, Spucktücker, Babybekleidung, Wickeldecke, MAxicosi-Autositze, und einen KINDERWAGEN!!!!

Kinderwagen sind so eine Wissenschaft für sich. Nimmt man da eher einen rustikalen mit Starrem Alurahmen und drei Rädern mit dem man angeblich auch Joggen gehen kann, oder entscheidet man sich für ein eher klassisches Model mit Speichenrädern und starrem Handgriff, aber mit abnehmbarem Tragekorb?  Und welches Model ist überhaupt bis wann lieferbar?

Das Problem, wenn man so eine Baby-Preparation noch nie gemacht hat ist, dass einem andauernd irgendwelche Leute irgendwas erzählen und jede/r behauptete Experte auf genau diesem Gebiet zu sein. Fläschchen zum Beispiel...neuerdings muss man sich Gedanken Machen ob das Babyfläschchen vielleicht mit irgendeinem Stoff beschichtet ist der zwar aktuell alle Bakterien platt macht aber dafür meinem Kind in 40 Jahren ein Leberkarzinom beschert....ehrlich das wollte mir neulich eine erzählen.

Und überhaupt, was warn die Zeiten schön als die Leute noch wussten wo der Feind steht? Die Polen wussten es zwischen 1558 und 1721, die Russen wussten es zwischen 1808 und 1809,  selbst die Dänen hatten zwischen 1563 und 1814 immer mal wieder lichte Momente und diese zeichneten sich durch eine einzige Erkenntnis aus:
IKEA muss weg! 
Versteht mich nicht falsch, die Schweden sind ein nettes Völkchen, aber was der Besuch in so einem Laden ist für ne Schwangere schlimmer als die Viste in einem Sado-Masostudio! Eigentlich geht man hin um Kisten zu kaufen in denen man die ganze Babysache aufheben kann.

Bis man da hinkommt wo es Kisten und Behältnisse gibt muss man aber durch Unmengen junger, meist streitender Pärchen hindurch laufen, bekommt von den Leuten irgendwelche Packwagen in die Hacken gefahren und während man sich gerade umdreht um sich zu beschweren zieht einem irgendwer beim Ausweichmanöver Stehleuchte „Minut“ über den Schädel, bis man benommen über den kleinen Timmy (9) in einen der Seitengänge taumelt.

Hier angekommen wäre es für normale Leute paradiesisch ruhig, nur wenn man halt so einen Bauchbesetzter mit sich rum trägt geht das alles nicht, denn inzwischen bekommt man fast einen Hitzschlag weil wo soll man seinen Mantel in so einem Gastfreundlichen IKEA lassen? Man watschelt also eingerahmt von den Freistehregalen Besta und Expedit hindurch, schlängelt sich um Beistelltischchen Hemnes, der demnächst in Hemmnis umgetauft wird herum erblickt die Produkte zum Thema „Aufbewahrung“. An diesem Punkt muss man sich vorkommen wie Niel Armstrong als er feststellte dass der Mond gar nicht aus Käse ist.

Denn alles was der Weltkonzern IKEA hinsichtlich irgendwelche Behältnisse vorzuweisen hat sind entweder labberige Schachteln aus Filz, in abartig grellen Farben, z.B. Pallra für 16,99 €, oder Körbe wie Knipsa, oder Kottebo jeweils für sparsame 15,99€! Ich will aber sowas nicht! Ich brauche was Stabiles was ich im Zweifelsfall bis unter die Decke stapeln kann! Und Knipsa, Kottebo und Pallra sind einfach zum stapeln ungeeignet.

Die einzige Lösung die zumindest physikalisch machbar schien war so ernüchternd wie schockierend und trägt den klangvollen Namen „Samla!“. Es handelt sich dabei um eine Plastik Wanne die entfernt an einen Plastikwäschekorb erinnert oder an einen zu groß geratenen Schraubenkasten und welcher aus durchsichtigem Plastik gestaltet ist.

Bewaffnet mit drei dieser hässlichen Wannen kämpft man sich dann dehydriert bist zum Ausgang dieses Konsumtempels durch. Man kann natürlich nicht direkt auf Ausgang ziehen weil man vorher noch durch sechs andere Abteilungen geschleust wird, die man nie sehen wollte, aber stiefelt ja gerne im Stopp and Go durch irgendwelche Küchenkombinationen und das SB-Lager bis man aus lauter Fluchtreflex bereit ist noch ne Flaschenbürste, ne Fußmatte und einen Sparlampe zu kaufen in der verzweifelten Hoffnung dass sich dann irgendeine Expresskasse auftun würde.

Tut sie aber nicht und so geht man zu irgendeinem Stand wo man selbst sein Zeug einscannen muss (Im IKEA-Jargon „darf“). Dort zahlt man bei einem ansträngend gutgelaunten jungen Mann die drei Samlas, wobei der einen die ganze Zeit duzt als hätten wir beide gemeinsam nackig auf den Heuboden geschlafen.
    
Ergebnis des ganzen Aktes: Man hat nicht das was man wollte, ist hundemüde und ist sich sicher, dass wenn das Kind einen Hirnschaden bekommt, man auch noch daran schuld ist, denn hätte man es nicht mit zu IKEA genommen wäre bestimmt alles in Ordnung gewesen.

In diesem Sinne

Eure
Cori

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Och, der arme, kleine Timmy (9)!
Was er wohl diesesmal zu Ostern vorgesetzt bekommt? *giggel*

KendrickMcMillan hat gesagt…

Als alter IKEA Veteran mit jeder Menge Orden für Überleben in der schwedischen Ikea Wildnis kann ich Deinen Mut nur bewundern. Natürlich weiß ich nichts über den Kriegsschauplatz in Deiner Nähe, aber bei und in der Nähe (Kaarst) gibts es geheim Gänge (auf beiden Etagen), die dafür sorgen, dass man schneller durch kommt (Schlafzimmer, Küchen und kruffige Lampen umgehen kann), ferner gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, welches besagt, fahre niemals nicht Freitags oder Samstags nach Ikea, es sei denn man hat einen Hang zum Masochismus.
Ansonsten kann ich nur empfehlen, der Gemütlichkeit halber und wesentlich Stress freier bei Amazon rein zu schauen, da gibts auch alles was man braucht ohne in voller Kampfmontur mit Anlauf in ein Ikea zu stürmen.