Saria balancierte mehr schlecht als recht einen Krug, eine
Schale und ein Bündel Felle zur Dorfmitte. Trotz der Tatsache, dass sie seit
einigen Ahn auf den Beinen war, war ihr anzusehen dass sie ein Morgenmuffel war. Sie stellte ihre Utensilien vor dem Käfig ab,
legt beide Hände an die Stäbe und steckt die Nase zu der Gefangenen hinein. "Wie
geht es dir?". Es war eine einfache Frage, kein Gruß, keine Bemitleidung.
Einfach nur eine Frage.
Cori lehnte zusammen gekauert in einer Ecke des Kennels, die
Kapuze des Überwurfes den man ihr zur Verfügung gestellt hatte, weit über den
Kopf gezogen und die Hände in den Ärmelaufschlägen vergraben. Sie hatte doch tatsächlich
in der Kälte etwas Schlaf finden können. Erholsam war es allerdings nicht
gewesen. Ein leises Knirschen verriet ihren, vom Leben im Urwald geschärften
Sinnen, dass sich jemand über die dünne Decke des Neuschnees näherte. Als sie
kurz darauf angesprochen wurde und es eine freundlich klingende Frauenstimme vernahm,
hob sie doch den Kopf und bemerkte wie steifgefroren sie doch war. Sie schaute
die Frau vor dem Käfig an und brummte: "Blendend."
Saria legte ihren Kopf zwischen die Fäuste, mit denen sie
die Stäbe umschlungen hielt und schaute das Waldweib an. Ein leichtes,
süffisantes Lächeln formte ihre Lippen als sie die knappe Antwort vernahm. "Wir nehmen nicht sehr oft Gefangene,
deshalb musst du uns die spärliche Einrichtung deiner Behausung
verzeihen." Ob das nun Sarkasmus war oder eine tatsächliche Entschuldigung
blieb unklar. Es war allerdings eine Tatsache, dass Fensalir selten Gefangene nahm.
"Du musst die Männer ordentlich gereizt haben." Frage oder
Feststelltung? Sie löste die Hände von den Stäben und ging in die Hocke, griff
sich den Krug, der bis zur Hälfte mit Verrmilch gefüllt war. Zwar war es
unüblich die wenige Verrmilch des Winters für Gefangene zu verschwenden, aber die fetthaltige
Flüssigkeit würde das Weib bei Kräften halten. Vorsichtig drehte sie das Gefäß
und probierte ob es durch die Gitterstäbe passte.
Cori versuchte mal probehalber die Beine aus zu strecken in
denen sie kein Gefühl mehr hatte und verzog das Gesicht, als das Gefühl in Form
von tausenden kleinen Nadelstichen langsam in die Gliedmaßen zurück kehrte.
Insgesamt kein Zustand den sie nicht kennen würde. Jedes ihrer Organe schien
sie vor Missständen zu warnen. Ihre Kehle rief nach Wasser, der Magen nach
Nahrung, die Muskeln nach Bewegung und die Finger und Hände nach Wärme. Mit
einem Ohr vernahm sie die Worte ihrer 'Betreuerin'. Was spielt das jetzt für eine
Rolle? Jetzt muss ich erst mal am Leben bleiben, dachte sie bei sich: "Ist
schon in Ordnung. Ich würde Euch auch nicht besser behandeln wenn ihr meine
Gefangenen wäret. Wie heißt Du?"
Saria schaute ruckartig auf und fixierte Cori mit einem
Blick, der für Fremde kaum zu deuten war. Aye, niemand wäre besser zu ihr. Niemand
war besser zu ihr. Denn vor nicht allzu langer Zeit saß sie auch in einem
Käfig, allerdings in weit milderen Gefilden. Port Lydius. Sie schüttelte kurz
den Kopf und die Gedanken fort: "Saria." sagte sie knapp und gab den
Versuch, den Krug durch die Gitterstäbe quetschen zu können auf und schaute
sich nach einer Alternative um. "Ich bin das Weib des Dorfjarls.",
fügte sie noch hinzu und entdeckte nebenher bei den Tieren einen hölzernen
Becher.
Er war schmutzig, hat Risse und war wohl nicht grundlos hier
unachtsam liegengelassen worden. Also hockte sie sich hin, griff eine Handvoll
Schnee und versuchte das Gefäß notdürftig zu reinigen.
Cori versuchte wackelig aufzustehen, was gar nicht so leicht
war wenn man seine Beine nur zur Hälfte fühlen konnte. Nebenbei versuchte sie
permanent ihre Fäuste zu öffnen und zu schließen. Wahrscheinlich gab es jetzt
was zu Essen. Wäre blöd wenn sie es verschüttete weil sie nicht richtig
zupacken konnte. "Da schickt man also die Frau des Ubars um bei mir nach
dem Rechten zu sehen, wenn das mal keine Ehrerbietung ist, hm?" Sie haucht
auf ihre Fingerkuppen: "Wo bin ich hier überhaupt? In meiner Kabine gab es
leider keine Seekarte."
Saria kräuselte die Nase leicht während sie den Becher
reinigte und steckte selbige kurz hinein um auch eine Geruchsprobe von dem
Gefäß zu nehmen. Schließlich befand sie den Zustand als in Ordnung, zumindest
für die Bewirtung einer Gefangene. "Geschickt hat mich niemand. Nenn es
eine milde Gabe von mir, dass ich dir etwas bringe." Sie lächelte etwas,
schaute kurz zu Cori auf und befüllte den Becher mit der Milch. Diese war allerdings
nicht mehr heiß sondern allenfalls lauwarm. "Hier, es gibt noch mehr
davon. Trink langsam." Sagte sie und streckte dem Waldweib den Becher
entgegen ohne sie eine Ihn aus den Augen zu lassen.
Cori griff nach dem Becher und setzte ihn vorsichtig an die
Lippen. Sollte das leicht säuerlich richende, milchige Getränk darin vielleicht
vergiftet sein? Ach iwo, wenn man sie hätte umbringen wollen, hätten man das
leichter haben können. Vorsichtig trank sie und das gerade mal zimmerwarme
Getränk kam ihr fast wie heißer Paga vor. Schließlich bemerkte sie den Blick
der Nordländerin: "Hast Du Angst, dass ich Dich mit einem Blitzstrahl aus
meinem Arsch töte? Du kannst mich genau so gut aus diesem Käfig lassen. Wo soll
ich denn hin? Ich hab keine Ahnung wo ich bin, geschweige denn wie ich nach
Hause komme. Und selbst wenn ich das wüsste, hätte ich immer noch keine Waffen
und keinen Proviant für die Reise. Schon gar nicht im Norden wo alles voller
Eis und Schnee ist. Also, hör auf mich an zu sehen als würde ich kleinen
Kindern den Kopf abbeißen."
Saria neigte den Kopf zur Seite und lies die Wut, die sich
gerade entlud über sich ergehen. Ein paar Ihn, nachdem der Schwall verebbt war,
brach sie ihr Schweigen: "Du bist hier in Fensalir, Weib. So weit weg von
deiner Heimat, dass ich an deiner Stelle keine großen Reden schwingen würde,
denn du wirst es hier noch eine Weile aushalten müssen.", sagte sie ruhig,
hockte sich abermals auf den Boden und schob die Schale mit den Brotscheiben
durch die Stäbe: "Ich hege dir gegenüber keinen Groll. Du warst lediglich
ein wenig übermütig wie mir scheint. Was bei den falschen Männern durchaus
ungesund enden kann. Also hier, iss und trink." Sie erhob sich, begann an
ihrer Tasche, die am Gürtel angebracht war umständlich herum zu nesteln, zog am
Ende ihres Tuns die Hälfte einer geräucherten Wurst hervor. Abermals schaute
sie Cori an: "So lange du meine Familie nicht bedrohst, hast du von mir
nichts zu befürchten."
Cori stellte den Becher zur Seite, vorsorglich an eine
Stelle die man von außen nicht erreichen konnte und schnappte sich dann das
Brot. Langsam schien ihre gewohnte Beweglichkeit wieder in die Arme und Beine
zurück zu kehren. "Die Leute nennen mich Crow, im südlichen Dialekt sagt
man auch Krähe. Ich habe nicht vor deine Familie zu bedrohen. Warum sollte ich
das tun? Schließlich versuche ich nur, mich irgendwie durchzuschlagen. Genauso
wie Du." Sie machte eine kurze Pause und versuchte ein Lächeln, aber dafür
war ihr einfach noch nicht warm genug und so blieb das Lächeln genau wie das
Wetter - kalt. "Was passiert jetzt mit mir? Wartet Ihr ab bis ich zu einem
Eiszapfen geworden bin?"
Saria betrachtete den Käfig ausgiebig und verdrehte die
Augen. Sie selbst hatte den Männern vorgeschlagen das Weib in der Halle
festzumachen, aber dass man ihren Worten kein Gehör schenkte war keine Ausnahme.
"Es wird wohl noch eine Weile dauern bis du zum Eiszapfen wirst. Und ich
kann mir nicht vorstellen dass den Männern daran gelegen ist dich in Eis zu
verewigen. Jedoch was mit dir passieren soll, kann ich Dir nicht sagen." Sie
schob die Schultern hoch und drückte damit ihre Unkenntnis aus. "Eine
Krähe also. Was macht Dich zu einer Krähe? Warum trägst du diesen Namen?",
fragte sie neugierig und beäugte das Weib. Wohl auch ein wenig kritisch,
sozusagen mit den Augen eines Kräuterweibes, dass sie mal war, bevor sie die
Gefährtin Aegirs wurde.
Cori kaute langsam und besonnen auf dem Brot herum. Jeder wusste,
dass es anfing süß zu schmecken, wenn man es lange genug im Mund behielt.
"Ich habe keine Ahnung. Irgendwann hatte ich diesen Namen eben. Vermutlich
weil ich so hübsch bin." Die Ironie und der Sarkasmus in ihrer Stimme war
nicht zu überhören. "Kommst Du aus dem Norden?"
Saria begann nach und nach die Felle auszurollen und breitete
sie vor dem Käfig aus. "Aye, nein, eigentlich nicht ... ". Die Frage
überraschte sie, denn sie dachte dass sie schon so lange im Norden lebte, dass
man ihr die Tahari nicht mehr ansehen konnte. "Ich bin geboren und
aufgewachsen als Angehörige der roten Kaste.", fing sie zu erzählen an ohne
sich dabei etwas zu denken, denn ein Teil in ihr war darauf einfach sehr stolz,
Norden hin oder her. Sie hob ein Fell nach dem anderen an, steckte sie oben am
Käfig fest um die Seiten abzudecken und das Innere vor dem Wind zu schützen.
"Das wachsame Auge einer Krähe. Wobei Krähen auch nach allem picken was
sie bekommen können.", begann sie über den Namen zu spekulieren.
Cori schaute versonnen in ihren Milchbecher und trank
abermals einen Schluck: "Ich hatte auch mal eine Kaste und einen
Heimstein. Aber keine von den hohen Kasten. Schon erstaunlich was das Leben so
aus uns macht, hm? Sieh Dich an. Du könntest jetzt Ubara sein und über eine
Oase herrschen. Statt dessen frierst Du dir hier am Ende der Welt die
Milchbeutel ab. Und ich? Naja ich hätte es vielleicht zur Gefährtin eines
Tarnreiters von Treve gebracht und würde jetzt Sklaventänze auf Triumphfeiern
organisieren. Statt dessen….mann was für‘n Scheiß" Die Jägerin war
unvermittelt wieder in die billige Gossensprache der Trever verfallen.
Saria runzelte die Stirn in viele kleine Fältchen. Die Worte
der Krähe verärgerten sie sichtlich. "Schweig, ist besser für Dich!",
raunzte sie das Weibsbild an und trat einen Schritt vom Käfig zurück.
"Was weißt du schon von meinem Leben. Ich habe dieses hier selbst gewählt,
denn ich bin lieber die Hälfte eines Umlaufs am frieren als mit meinen Hintern
in einem Seidenkissen platt zu sitzen, also denk nicht dass alles schlecht ist.
Und eines sag ich dir noch…". Sie streckte Cori die Wurst durch die Stäbe
und wartete ab bis diese ihr das gute Stück abgenommen hatte. "…Du hattest
noch Glück im Unglück, denn es hätte Dich schlimmer treffen können als hier in
Fensalir festzusitzen." Hier bei war sie sich unsicher, direkt nachdem sie
den Satz ausgesprochen hatte, der Schmied war doch etwas unberechenbar und sie hatte
keinerlei Einfluss auf ihn.
Cori nickte und hob beschwichtigend die Hände: "Schon
gut, schon gut Saria. Ist deine Sache." sie winkte die Frau näher an die
Gitterstäbe und sagt dann leise: "Hör mal, Du und ich, wir wissen beide
dass ich hier nie wieder weg komme. Ich will hier aber auch nicht im Dreck rum
rutschen. Wenn ich schon hier bleiben muss, dann kann ich mich doch auch
nützlich machen oder? Ich kann zum Beispiel lesen und schreiben. Oder ich
könnte Fischen, das wird doch hier nicht anders sein als im Süden. Vielleicht
kannst Du ein gutes Wort für mich einlegen, hm?"
Saria grinste schief und anstatt näher zu Cori zu gehen
entfernte sie sich einen Schritt: "Ich mag vielleicht so früh morgens
etwas schwerfällig sein, aber denk nicht das ist dumm bin." Sie tippte
sich an die Stirn und lacht auf. Dann winkte sie noch kurz und wendete sich ab
um zu gehen, ohne eine Antwort abzuwarten.
Fazit:
Lange Paraemotes die sich in einem 1:1 RP super machen. Insgesamt hat mir das RP Lust auf mehr gemacht. Ich hoffe die Sozialstruktur des Dorfes in Erfahrung bringen und vielleicht für mich nutzen zu können. Vorausgesetzt ich bleibe lange genug am Leben. Das Winteranbiente der Sim ist super geamcht es wirkt irgendwie wirklich alles nicht kalt und romantisch, sondern einfach nur klat, grau, diesig und trostlos dort (...für eine Südländerin). Das OOC/IM-Verhalten der Fensulfir ist bisher spitze. Der Kampf war bisher fair. Mal sehen wie es für Cori weiter geht...