Freitag, 23. Oktober 2015

Fensalir und Hunger auf mehr



Saria balancierte mehr schlecht als recht einen Krug, eine Schale und ein Bündel Felle zur Dorfmitte. Trotz der Tatsache, dass sie seit einigen Ahn auf den Beinen war, war ihr anzusehen dass sie ein Morgenmuffel war.  Sie stellte ihre Utensilien vor dem Käfig ab, legt beide Hände an die Stäbe und steckt die Nase zu der Gefangenen hinein. "Wie geht es dir?". Es war eine einfache Frage, kein Gruß, keine Bemitleidung. Einfach nur eine Frage.

Cori lehnte zusammen gekauert in einer Ecke des Kennels, die Kapuze des Überwurfes den man ihr zur Verfügung gestellt hatte, weit über den Kopf gezogen und die Hände in den Ärmelaufschlägen vergraben. Sie hatte doch tatsächlich in der Kälte etwas Schlaf finden können. Erholsam war es allerdings nicht gewesen. Ein leises Knirschen verriet ihren, vom Leben im Urwald geschärften Sinnen, dass sich jemand über die dünne Decke des Neuschnees näherte. Als sie kurz darauf angesprochen wurde und es eine freundlich klingende Frauenstimme vernahm, hob sie doch den Kopf und bemerkte wie steifgefroren sie doch war. Sie schaute die Frau vor dem Käfig an und brummte: "Blendend."

Saria legte ihren Kopf zwischen die Fäuste, mit denen sie die Stäbe umschlungen hielt und schaute das Waldweib an. Ein leichtes, süffisantes Lächeln formte ihre Lippen als sie die knappe Antwort vernahm.  "Wir nehmen nicht sehr oft Gefangene, deshalb musst du uns die spärliche Einrichtung deiner Behausung verzeihen." Ob das nun Sarkasmus war oder eine tatsächliche Entschuldigung blieb unklar. Es war allerdings eine Tatsache, dass Fensalir selten Gefangene nahm. "Du musst die Männer ordentlich gereizt haben." Frage oder Feststelltung? Sie löste die Hände von den Stäben und ging in die Hocke, griff sich den Krug, der bis zur Hälfte mit Verrmilch gefüllt war. Zwar war es unüblich die wenige Verrmilch des Winters für Gefangene zu  verschwenden, aber die fetthaltige Flüssigkeit würde das Weib bei Kräften halten. Vorsichtig drehte sie das Gefäß und probierte ob es durch die Gitterstäbe passte.

Cori versuchte mal probehalber die Beine aus zu strecken in denen sie kein Gefühl mehr hatte und verzog das Gesicht, als das Gefühl in Form von tausenden kleinen Nadelstichen langsam in die Gliedmaßen zurück kehrte. Insgesamt kein Zustand den sie nicht kennen würde. Jedes ihrer Organe schien sie vor Missständen zu warnen. Ihre Kehle rief nach Wasser, der Magen nach Nahrung, die Muskeln nach Bewegung und die Finger und Hände nach Wärme. Mit einem Ohr vernahm sie die Worte ihrer 'Betreuerin'. Was spielt das jetzt für eine Rolle? Jetzt muss ich erst mal am Leben bleiben, dachte sie bei sich: "Ist schon in Ordnung. Ich würde Euch auch nicht besser behandeln wenn ihr meine Gefangenen wäret. Wie heißt Du?"

Saria schaute ruckartig auf und fixierte Cori mit einem Blick, der für Fremde kaum zu deuten war. Aye, niemand wäre besser zu ihr. Niemand war besser zu ihr. Denn vor nicht allzu langer Zeit saß sie auch in einem Käfig, allerdings in weit milderen Gefilden. Port Lydius. Sie schüttelte kurz den Kopf und die Gedanken fort: "Saria." sagte sie knapp und gab den Versuch, den Krug durch die Gitterstäbe quetschen zu können auf und schaute sich nach einer Alternative um. "Ich bin das Weib des Dorfjarls.", fügte sie noch hinzu und entdeckte nebenher bei den Tieren einen hölzernen Becher.
Er war schmutzig, hat Risse und war wohl nicht grundlos hier unachtsam liegengelassen worden. Also hockte sie sich hin, griff eine Handvoll Schnee und versuchte das Gefäß notdürftig zu reinigen.

Cori versuchte wackelig aufzustehen, was gar nicht so leicht war wenn man seine Beine nur zur Hälfte fühlen konnte. Nebenbei versuchte sie permanent ihre Fäuste zu öffnen und zu schließen. Wahrscheinlich gab es jetzt was zu Essen. Wäre blöd wenn sie es verschüttete weil sie nicht richtig zupacken konnte. "Da schickt man also die Frau des Ubars um bei mir nach dem Rechten zu sehen, wenn das mal keine Ehrerbietung ist, hm?" Sie haucht auf ihre Fingerkuppen: "Wo bin ich hier überhaupt? In meiner Kabine gab es leider keine Seekarte."

Saria kräuselte die Nase leicht während sie den Becher reinigte und steckte selbige kurz hinein um auch eine Geruchsprobe von dem Gefäß zu nehmen. Schließlich befand sie den Zustand als in Ordnung, zumindest für die Bewirtung einer Gefangene. "Geschickt hat mich niemand. Nenn es eine milde Gabe von mir, dass ich dir etwas bringe." Sie lächelte etwas, schaute kurz zu Cori auf und befüllte den Becher mit der Milch. Diese war allerdings nicht mehr heiß sondern allenfalls lauwarm. "Hier, es gibt noch mehr davon. Trink langsam." Sagte sie und streckte dem Waldweib den Becher entgegen ohne sie eine Ihn aus den Augen zu lassen.

Cori griff nach dem Becher und setzte ihn vorsichtig an die Lippen. Sollte das leicht säuerlich richende, milchige Getränk darin vielleicht vergiftet sein? Ach iwo, wenn man sie hätte umbringen wollen, hätten man das leichter haben können. Vorsichtig trank sie und das gerade mal zimmerwarme Getränk kam ihr fast wie heißer Paga vor. Schließlich bemerkte sie den Blick der Nordländerin: "Hast Du Angst, dass ich Dich mit einem Blitzstrahl aus meinem Arsch töte? Du kannst mich genau so gut aus diesem Käfig lassen. Wo soll ich denn hin? Ich hab keine Ahnung wo ich bin, geschweige denn wie ich nach Hause komme. Und selbst wenn ich das wüsste, hätte ich immer noch keine Waffen und keinen Proviant für die Reise. Schon gar nicht im Norden wo alles voller Eis und Schnee ist. Also, hör auf mich an zu sehen als würde ich kleinen Kindern den Kopf abbeißen."

Saria neigte den Kopf zur Seite und lies die Wut, die sich gerade entlud über sich ergehen. Ein paar Ihn, nachdem der Schwall verebbt war, brach sie ihr Schweigen: "Du bist hier in Fensalir, Weib. So weit weg von deiner Heimat, dass ich an deiner Stelle keine großen Reden schwingen würde, denn du wirst es hier noch eine Weile aushalten müssen.", sagte sie ruhig, hockte sich abermals auf den Boden und schob die Schale mit den Brotscheiben durch die Stäbe: "Ich hege dir gegenüber keinen Groll. Du warst lediglich ein wenig übermütig wie mir scheint. Was bei den falschen Männern durchaus ungesund enden kann. Also hier, iss und trink." Sie erhob sich, begann an ihrer Tasche, die am Gürtel angebracht war umständlich herum zu nesteln, zog am Ende ihres Tuns die Hälfte einer geräucherten Wurst hervor. Abermals schaute sie Cori an: "So lange du meine Familie nicht bedrohst, hast du von mir nichts zu befürchten."

Cori stellte den Becher zur Seite, vorsorglich an eine Stelle die man von außen nicht erreichen konnte und schnappte sich dann das Brot. Langsam schien ihre gewohnte Beweglichkeit wieder in die Arme und Beine zurück zu kehren. "Die Leute nennen mich Crow, im südlichen Dialekt sagt man auch Krähe. Ich habe nicht vor deine Familie zu bedrohen. Warum sollte ich das tun? Schließlich versuche ich nur, mich irgendwie durchzuschlagen. Genauso wie Du." Sie machte eine kurze Pause und versuchte ein Lächeln, aber dafür war ihr einfach noch nicht warm genug und so blieb das Lächeln genau wie das Wetter - kalt. "Was passiert jetzt mit mir? Wartet Ihr ab bis ich zu einem Eiszapfen geworden bin?"

Saria betrachtete den Käfig ausgiebig und verdrehte die Augen. Sie selbst hatte den Männern vorgeschlagen das Weib in der Halle festzumachen, aber dass man ihren Worten kein Gehör schenkte war keine Ausnahme. "Es wird wohl noch eine Weile dauern bis du zum Eiszapfen wirst. Und ich kann mir nicht vorstellen dass den Männern daran gelegen ist dich in Eis zu verewigen. Jedoch was mit dir passieren soll, kann ich Dir nicht sagen." Sie schob die Schultern hoch und drückte damit ihre Unkenntnis aus. "Eine Krähe also. Was macht Dich zu einer Krähe? Warum trägst du diesen Namen?", fragte sie neugierig und beäugte das Weib. Wohl auch ein wenig kritisch, sozusagen mit den Augen eines Kräuterweibes, dass sie mal war, bevor sie die Gefährtin Aegirs wurde.

Cori kaute langsam und besonnen auf dem Brot herum. Jeder wusste, dass es anfing süß zu schmecken, wenn man es lange genug im Mund behielt. "Ich habe keine Ahnung. Irgendwann hatte ich diesen Namen eben. Vermutlich weil ich so hübsch bin." Die Ironie und der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu überhören. "Kommst Du aus dem Norden?"

Saria begann nach und nach die Felle auszurollen und breitete sie vor dem Käfig aus. "Aye, nein, eigentlich nicht ... ". Die Frage überraschte sie, denn sie dachte dass sie schon so lange im Norden lebte, dass man ihr die Tahari nicht mehr ansehen konnte. "Ich bin geboren und aufgewachsen als Angehörige der roten Kaste.", fing sie zu erzählen an ohne sich dabei etwas zu denken, denn ein Teil in ihr war darauf einfach sehr stolz, Norden hin oder her. Sie hob ein Fell nach dem anderen an, steckte sie oben am Käfig fest um die Seiten abzudecken und das Innere vor dem Wind zu schützen. "Das wachsame Auge einer Krähe. Wobei Krähen auch nach allem picken was sie bekommen können.", begann sie über den Namen zu spekulieren.

Cori schaute versonnen in ihren Milchbecher und trank abermals einen Schluck: "Ich hatte auch mal eine Kaste und einen Heimstein. Aber keine von den hohen Kasten. Schon erstaunlich was das Leben so aus uns macht, hm? Sieh Dich an. Du könntest jetzt Ubara sein und über eine Oase herrschen. Statt dessen frierst Du dir hier am Ende der Welt die Milchbeutel ab. Und ich? Naja ich hätte es vielleicht zur Gefährtin eines Tarnreiters von Treve gebracht und würde jetzt Sklaventänze auf Triumphfeiern organisieren. Statt dessen….mann was für‘n Scheiß" Die Jägerin war unvermittelt wieder in die billige Gossensprache der Trever verfallen.

Saria runzelte die Stirn in viele kleine Fältchen. Die Worte der Krähe verärgerten sie sichtlich. "Schweig, ist besser für Dich!", raunzte sie das Weibsbild an und trat einen Schritt vom Käfig zurück. "Was weißt du schon von meinem Leben. Ich habe dieses hier selbst gewählt, denn ich bin lieber die Hälfte eines Umlaufs am frieren als mit meinen Hintern in einem Seidenkissen platt zu sitzen, also denk nicht dass alles schlecht ist. Und eines sag ich dir noch…". Sie streckte Cori die Wurst durch die Stäbe und wartete ab bis diese ihr das gute Stück abgenommen hatte. "…Du hattest noch Glück im Unglück, denn es hätte Dich schlimmer treffen können als hier in Fensalir festzusitzen." Hier bei war sie sich unsicher, direkt nachdem sie den Satz ausgesprochen hatte, der Schmied war doch etwas unberechenbar und sie hatte keinerlei Einfluss auf ihn. 

Cori nickte und hob beschwichtigend die Hände: "Schon gut, schon gut Saria. Ist deine Sache." sie winkte die Frau näher an die Gitterstäbe und sagt dann leise: "Hör mal, Du und ich, wir wissen beide dass ich hier nie wieder weg komme. Ich will hier aber auch nicht im Dreck rum rutschen. Wenn ich schon hier bleiben muss, dann kann ich mich doch auch nützlich machen oder? Ich kann zum Beispiel lesen und schreiben. Oder ich könnte Fischen, das wird doch hier nicht anders sein als im Süden. Vielleicht kannst Du ein gutes Wort für mich einlegen, hm?"

Saria grinste schief und anstatt näher zu Cori zu gehen entfernte sie sich einen Schritt: "Ich mag vielleicht so früh morgens etwas schwerfällig sein, aber denk nicht das ist dumm bin." Sie tippte sich an die Stirn und lacht auf. Dann winkte sie noch kurz und wendete sich ab um zu gehen, ohne eine Antwort abzuwarten.

Fazit:
Lange Paraemotes die sich in einem 1:1 RP super machen. Insgesamt hat mir das RP Lust auf mehr gemacht. Ich hoffe die Sozialstruktur des Dorfes in Erfahrung bringen und vielleicht für mich nutzen zu können. Vorausgesetzt ich bleibe lange genug am Leben. Das Winteranbiente der Sim ist super geamcht es wirkt irgendwie wirklich alles nicht kalt und romantisch, sondern einfach nur klat, grau, diesig und trostlos dort (...für eine Südländerin). Das OOC/IM-Verhalten der Fensulfir ist bisher spitze. Der Kampf war bisher fair. Mal sehen wie es für Cori weiter geht...

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