Donnerstag, 27. September 2012

Rollenspiel

Ich höre immer soviel davon das Leute RP suchen und dann frage ich mich immer: Was ist eigentlich aus dem guten alten Rollenspiel geworden? Kennt das überhaupt noch irgendwer? Ich meine das mit Bleistift, Papier, Kerzen und labberiger Pizza. Kennt Ihr das?
Das funktionierte so: Man entschied sich für eine Spielwelt, das nannte sich damals „System“. Da gab es total viele verschiedene. Die Ritterfans kamen bei „Das Schwarze Auge“ kurz DSA, oder "Dungons and Dragons" (DnD) auf ihre Kosten. Die Science Fiction-Freunde konnten sich über Star Wars, Cyperpunk, Shadowrun oder das offizielle Star Trek Rollenspiel freuen. Ich hab übrigens nie ein Gor Rollenspiel gesehen. Aber es gab noch "Earthdawn", das „Mittelerde Rollenspiel“ (MERS) und universal Regelwerke wie „GURPS“ oder „D20“. Auch für di Freunde des psycho und Horrorspiels gab es Angebote wie „Kult“ oder „Call of Chuthulu“.

Ich hatte als Kind und Jungendliche nie einen Computer. Mine Eltern fanden das unpassend für ein Mädchen und dann rutsche ich noch zu Schulzeiten in so eine Rollenspielgruppe rein. Die trafen sich anfangs nach der Schule im Klassenzimmer oder im Oberstufencafe und dann ging es los. Rollenspiele waren die Computerspiele für die die keinen Computer hatten.

Jeder Spieler bekommt ein Charakterblatt. Da steht genau drauf was die Figur die er oder sie Verkörpert kann und was nicht und wie gut man bestimmte Fähigkeiten beherrscht und welche Ausrüstungsgegenstände man hat.
Ein vorher ausgesuchter Spielleiter nimmt dann die Rolle des Erzählers ein. Er beschreibt was um unsere Helden herum passiert und wie die Menschen in dieser Welt auf die Aktionen der Spieler reagieren. Wenn es zu Kämpfen kommt, und das kam es immer, wird anhand der Werte auf dem Blatt ausgewürfelt wer gewinnt.

Meistens gab es dann noch einen Auftrag. Also man musste den Drachen töten, den Schatz finden, die Terroristen töten, die Geiseln befreien oder den König retten. Es hat super viel Spaß gemacht und dauerte Stunden und Tage!
Natürlich war es als Mädchen nicht ganz so leicht in einer reinen Jungsgruppe, aber selbst wenn Rollenspieler etwas komische Zwickel sind, sie sind meist auch in der Partnerschaft recht liebevoll und einfühlsam.

Doch daran dachte ich damals nicht die Bohne! Ich fand es einfach schön mich in diese fremden Welten hinein zu träumen. Eine Magierschülerin zu sein, oder eine wilde Amazone oder eine knallharte Cyberpolizistin.
Es war das perfekte Hobby. Es kostete kaum Geld. Man brauchte dazu einen Bleistift einen Radiergummi, einen Satz Würfel und eine Blatt Papier. Die wundersamen Phantasiewelten entstanden nur in unseren Köpfen.

Und wie habe ich mich manchmal gegruselt, wenn wir auf irgendwas ekliges in irgendeiner dunklen Höhle gestoßen waren? Wenn der Spielleiter es wirklich gut erzählt hat war ist einem der vor Angst ganz schlecht geworden. Manchmal haben wir es auch ganz finster gemacht im Zimmer. Das ging besonders in dem Keller einer unserer Mitspieler gut. Da gab es dann nichts, außer die Stimme des Spielleiters und in unseren Köpfen schlug die Phantasie Purzelbäume.

Vorgestern musste ich daran denken: Was ist aus uns geworden, uns den berühmtesten Helden der jeweiligen Spielwelt? Wir haben Studiert, Geheiratet, Kinder bekommen unsere Berufe angefangen. Und dann kam das Internet dazu. Man brauchte keien Zettel mehr, keine Stifte und keien Kerzen und Cips, alles war virtuell. Vorgefertigt und immer abrufbar. Nur einer aus meiner Gruppe von damals spielt gelegentlich noch.

Wer weiß, vielleicht rufe ich ihn mal an und frage ob ich in der nächsten Spielsitzung dabei sein darf.

In diesem Sinne

Eure
Cori

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