Liebe Leser!
Heute am 1. Weihnachtsfeiertag möchte ich einige sehr
persönliche Zeilen schreiben und sie Euch und Euren lieben mit auf den Weg
geben.
Wie aus meinem Blog bereits zu entnehmen war ist dieses
Weihnachtsfest für meine kleine Familie ein ganz besonderes, denn es ist das
letzte Weihnachten dass mein Mann und ich „allein“ verbringen. Im nächsten Jahr
wird, so Gott will ein kleiner neuer Mensch der dann etwa sechs Monate alt sein
wird bei uns sein.
Wir freuen uns darauf weil es eines der wichtigsten Dinge in
einem Menschenleben ist eine Familie zu haben und im christlichen Kulturkreis
ist Weihnachten eben das Familienfest überhaupt. Da kommt nicht mal Ostern dran,
was eigentlich von der religiösen Bedeutung viel höher einzuschätzen ist.
Wie muss es für die Menschen sein die keine Familie mehr
haben? Gerade gestern sind wir spät abends um 21 Uhr noch über die Autobahn
gefahren. Ich hätte heulen können als ich dort auch Lastwagen gesehen habe
(zugegeben ich Heule dieser Tage wegen allem und jedem, wahrscheinlich muss ich
bald Anfangen extra zu trinken damit ich weiter heulen kann). Was muss es für
ein Gefühl sein, in der heiligen Nacht damit zu tun zu haben eine Ladung Eier
von Amsterdam nach Salzburg zu fahren? Während alle bei Gans, Fondue,
Kartoffelsalt und Würstchen oder Raclette bei warmem Kerzenlicht zusammen
sitzen durch den lauwarmen Nieselregen zu fahren um eine Lieferung abzugeben. Wiegt
die Freude keinen Stau zu haben, das wirklich auf?
Wie müssen sich die Menschen fühlen die ihre Krankheit, zum
Beispiel eine Schizophrenie am Heiligabend aus ihrer vielleicht völlig verwahrlosten
Wohnung auf die Straße treibt? In Großstädten gibt es Bahnhofsmissionen wo man
hingehen und vielleicht eine Zigarette schnorren kann, doch was ist mit den
vielen die irgendwo auf dem Dorf wohnen?
Und dann gibt es noch die vielen, vielen Menschen für die
sich ganz persönliche Tragödien ereignen. Wie die Frau zu der ich vor einigen
Jahren im Rettungsdienst gerufen wurde. Sie war eine rüstige ältere Dame, sie
und ihr Mann waren kinderlos geblieben und nachdem beide gemeinsam ihre Wohnung
hergerichtet hatten war der Mann in die Garage gegangen um den
Christbaumständer zu holen.
Sie wartete eine Weile auf ihn und bereitete weiter das
Essen vor. Irgendwann machte sie sich Sorgen und sie ging ihm nach. Sie fand
ihren Mann auf dem Boden der Garage vor seiner Werkbank liegen. Ein
Herzinfarkt. Für Woche später hatten die beiden noch eine Reise in die Südsee gebucht.
In solchen Momenten gibt es nichts was man sagen kann. Es
gibt nichts was angemessen ist um die Fassungslosigkeit zu lindern. Diese arme
Frau hat am Heiligabend allein in ihrer Wohnung gesessen mit Kartoffelsalt und
Würstchen und Senf für zwei. Ich glaube keine Nacht wird je wieder so still und
einsam für sie gewesen sein wie diese. Hätte ich frei gehabt hätte ich sie wohl
mit zu mir genommen.
Um so wichtiger ist es glaube ich, dass wir die wir
Weihnachten feiern, uns klar machen warum man eigentlich Weihnachten feiert. Es
ist erschreckend, dass jedes Jahr vor Weihnachten im Fernsehen Menschen gezeigt
werden die keine Ahnung haben warum dieses Fest eigentlich gefeiert wird.
„Weil es das Geschenke gibt.“ Ist dabei noch ein echter
Insider-Vorschlag. Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wir
Christen feiern die Geburt unseres Erlösers, also ein Ereignis, dass eigentlich
vor allem Hoffnung geben sollte.
Nach vielen Jahren in meinem Beruf als Ärztin in
Operationssälen, auf Intensivstationen, bei Reanimationen in Hauseingängen und
Tubusanlagen durch zersplitterte Autofenster glaube ich, das ich diese kleine
Lebenswahrheit gefunden habe: Hoffnung ist das wichtigste was wir Menschen
haben können. Wie arm, hilf und schutzlos ist man ohne Hoffnung?
Darum, meine lieben Leser, wünsche ich Euch zu diesem
Weihnachtsfest Hoffnung. Hoffnung darauf dass ihr im nächsten Jahr Freunde
haben werdet, Hoffnung dass Euch im Beruf vielleicht endlich die Chance
zukommen wird auf die ihr solange gewartet habt, Hoffnung dass ihr das nächste
Weihnachten an der Seite eines Menschen verbringen werdet den ihr liebt und der
euch liebt, Hoffnung dass ihr im nächsten Jahr vielleicht einen kleinen Menschen
haben werdet der zu Euch auf sehen wird und Mama oder Papa zu Euch sagt. Hoffnung
dass ihr vielleicht endlich von einer Krankheit geheilt werdet oder eure
Schmerzen gelindert werden können. Vielleicht auch Hoffnung dass ihr den Lebensweg
findet den ihr in den letzten Jahren verloren habt.
Ja, wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich jedem
Menschen Hoffnung wünschen, denn Hoffnung macht glücklich!
Gesegnete Weihnachten!
Eure
Cori