Wie immer bedient man sich eines Blickes in die Vergangenheit um herauszufinden womit man es bei diesem sonderbaren Ding, das niemand sehen, niemand anfassen kann, zu tun hat, denn seine Anwesenheit fühlen wir alle irgendwie.
Bereits in der Ilias wird die Ehre als ein Gefühl erwähnt, dessen Verletzung zu erbitterten Feindschaften führt. Bereits in Homers Erzählungen wird deutlich das Ehre ein Begriff aus dem Bereich des Kampfes ist. Die Ehre steht dabei dem Sieger zu, eine verletzte Ehre konnte schon damals nur durch den Kampf wieder hergestellt werden. Interessant ist auch, und darin decken sich auch andere antike Schriften Ehre etwas war das an Besitz und Freiheit geknüpft war. Nur wer frei war, konnte Besitz haben und nur wer Besitz hatte konnte auch Ehre haben. In diesem Zusammenhang hilft auch Platos Anhandlung „Der Staat“ weiter.
Unzählige Bücher, Theaterstücke und Filme widmen sich dem Thema der verletzten Ehre und noch heute fechten in manchen Studentenvereinen die jungen Akademiker Fechtkämpfe auf dieses sonderbare Etwas das sich Ehre nennt aus. Noch bis 1950 gab es in Deutschland den Brauch des Duells auf dem Boden einer Moralvorstellung die sich eigens der Handhabung von Ehrenfragen widmete. Bezeichnungen wie: „Ehrenamt“, „Ehrendoktor“, „Ehrensold“, „Ehrenmord“ und „ehrlich“ zeigen an, dass Ehre auch heute noch eine hohe Relevanz im Denken, Fühlen und Handeln der Menschen einnimmt.
Zahlreiche Definitionen versuchen eine allgemeingültige Definition zu finden. So beschreibt der „Große Brockhaus“ Ehre als „..auf der Selbstachtung beruhende, daher unverzichtbar erlebte Achtung, die der Mensch von seinen Mitmenschen beansprucht...“
Doch wie unterschiedlich Ehre letztlich verstanden wird, kann man daran erkennen wenn man sich betrachtet wie abweichend die Begriffserklärungen im Islam und in der christlichen Welt aussehen. So findet man heraus, wenn man ich näher mit dem Thema beschäftigt, dass im nahen Osten und auf dem Balkan der Begriff der Ehre sehr viel stärker mit der Anwendung von Gewalt vergesellschaftet war und ist als es zum Beispiel in Frankreich oder Spanien der Fall ist. So gilt es zum Beispiel in Deutschland weitgehend als Ehrlos einen Frau zu schlagen und eher als Zeichen von Schwäche oder Inkompetenz, wenn man einen Frau vergewaltigen „muss um Sex zu haben“. Viele muslimische Männer sehen in der Gewalt gegen Frauen nur bedingt eine Ehrlosigkeit. Prof. Dr. Elcin Kürsat (Leibniz Universität Hannover) beschreibt in einem Aufsatz als Beispiel ein Fall indem mehrere junge Männer eine junge Frau nach einem Discobesuch vergewaltigt hatten nachdem die Frau mit in die Wohnung von einem der Männer gegangen war. Für die Täter lag keinerlei Fehlverhalten vor, denn die Frau hatte ihrer Ansicht nach bereits durch ihre Einwilligung mit einem an sich fremden Mann mit zu gehen, ihre Ehrlosigkeit und gleichzeitig ihre Bereitschaft zum Geschlechtsverkehrt ausgedrückt.
Daran wird deutlich wie sehr sich die Auffassungen von Ehre in den verschiedenen Kulturkreisen unterscheiden.
In einem Punkt aber herrscht weitestgehend Einigkeit unter nahezu allen Kulturen und Religionen: Die Ehre ist unterteilbar in eine Innere und eine äußere Ehre. Die Begrifflichkeit der Ehre ist dabei sehr stark an Moralvorstellungen und die Einhaltung ethischer Werte geknüpft. Verhält sich ein Mensch entsprechend dieser Moralvorstellungen so wird dieses gemeinhin als ehrenhaft empfunden. Allerdings besteht häufig ein deutlicher Unterschied zwischen den Moralvorstellungen und Werten einer Gesellschaft und den individuellen Wertvorstellungen einer Privatperson. Am Besten kann man das vielleicht am Beispiel eines sogenannten „Ehrenmordes“ verdeutlichen. Eine junge in Europa lebende Türkin beschließt sich von ihrem Mann zu trennen und die Scheidung bei Gericht einzureichen. Der Familienrat in der Heimat tritt daraufhin zusammen um zu beraten was nun zu tun ist. Die junge Frau hat durch die Scheidung ihren Mann zum Gespött aller seiner Freunde gemacht und gleichzeitig ihrer Herkunftsfamilie große Schande bereitet. Denn es heist: „Von allen Dingen, die erlaubt sind, ist die Scheidung das Verwerflichste in den Augen Allahs.“ Außerdem muss die Frau belegen können dass ihr Mann seinen Pflichten als Ehemann nicht oder ungenügend nachgekommen ist, was ihn erneut vor der Gemeinschaft bloß stellen würde. Die Frau verletzt mit anderen Worten die Ehre ihres Ehemannes und bringt dadurch gleichzeitig Schande über ihre eigene Familie. Um die Familienehre wieder her zu stellen kann der Familienrat den Tod der jungen Frau beschließen. Sollte dieser Beschluss gefasst werden, so werden häufig junge unverheiratete, männliche Familienmitglieder als Vollstrecker ausgewählt die dann unter Wissen und Mithilfe anderer ein regelrechtes Mordkomplott schmieden und ausführen.
Allen beteiligten eines solchen Mordes ist absolut bewusst, dass es sich um eine juristisch strafbare Maßnahme handelt, doch man nimmt selbst lebenslange Haftstrafen in Kauf um die Ehre der Familie zu retten. Und hier wird die Diskrepanz zwischen innerer und äußerer Ehre deutlich. Nahezu alle Menschen würden sagen, dass es unehrenhaft ist hinterrücks zu mehreren auf ein schwächeres Opfer los zu gehen. Nichts anderes passiert aber wenn der Onkel die Waffe besorgt, die Brüder Schmiere stehen und der jüngste Bruder seine unbewaffnete und arglose Schwester auf offener Straße mit 5 Schüssen in die Brust tötet.
Nach den Normvorstellungen der Gesellschaft handelt der junge man mehr als unehrenwert. Seine Tat verhilft ihm aber innerhalb der Familie zu größter Ehre, denn sie genügt den Moralvorstellungen an die seine Familie und auch Er gebunden sind. Dieses ist die äußere Ehre. Zur Zugewinn innerer Ehre gereicht es dem Schwesternmörder, wenn er die Tat nach seinen persönlichen und privaten Moralvorstellungen als richtig und gerechtfertigt ansieht.
So kann man die innere Ehre auch als so etwa wie das Gewissen ansehen.
Die Moralvorstellungen einer Gesellschaft, und letztlich auch des Einzelnen lassen sich häufig an den Religiösen Gebotsvorgaben ablesen und darin sind sich fast alle Religionen einig. So ist grundloses Töten anderer Menschen in jeder Weltreligion eine Sünde. Unterschiede existieren aber in der Beurteilung darüber was „grundlos“ ist. Auch Lügen wird von den Christen und Juden als Sünde betrachtete und das wird durch das 8. bzw. 9. Gebot vorgeschrieben. Auch im Islam ist an vielen Stellen erwähnt dass es falsch ist und strafwürdig zu Lügen: Sure 51, Vers 10: „Getötet sein sollen alle die immer nur Mutmaßungen anstellen“ oder einfacher übersetzt aus dem gleichen Vers: „Tod den Lügnern.“ Freilich bezieht sich der Koran und die Sharia dabei eher auf den Fall, dass jemand die Unwahrheit im Bezug auf Allah sagt. Somit zieht der Lügner die Größe und Erhabenheit Allahs in Zweifel was ohne Frage die schlimmste Form der Sünde ist. So kann man es für nahezu alle Vergehen durchdeklinieren. Auch Ehebruch, Diebstahlsverbot oder Neid werden in den meisten Religionen schlecht und sündhaft eingestuft.
In den meisten Fällen ist die innere Haltung und innere Moralvorstellung eng an die vorherrschende religiöse Moral gekoppelt. Wichtig ist hierbei aber noch, dass der begriff der Ehrenhaftigkeit nahezu überlall auch na einen gewissen Machtbesitz gekoppelt ist. So ist vielfach das Duell als letzte Möglichkeit zur Ehrenrettung vorgesehen. Dabei wird aber vielfach drauf geachtet, dass beide Kontrahenten gleiche Kampfbedingungen haben. So kann man nur schlecht seine Ehre wieder herstellen wenn man mit einer Schrotflinte auf offenem Feld gegen einen Degenfechter zum Duell antritt. Insbesondere in Europa gelangte das Duellwesen zu einer besonderen wenngleich traurigen Blüte.
Lag eine Beleidigung vor, so konnte und musste der Beleidigte Genugtuung von dem Beleidiger fordern. Lehnte dieser die Aufforderung zum Duell ab, so verlor er ebenfalls seine Ehre. Hintergedanke war, dass so jeder für seien Worte und Taten wenn nötig mit seiner Gesundheit und seinem Leben einstehen musste. Je ausgeklügelter das Reglement solcher Duelle wurde um so präziser wurden auch die Ehrverläufe überdacht. Kam es wirklich zum Duell, so musste dieses nicht zwangsläufig bis zum Tode eines Kontrahenten geführt werden. Welche Gesellschaft hätte sich schon tausende von toten pro Jahr durch Duelle erlauben können? Häufig genügte schon eine Verletzung eines Teilnehmers um die Streitfrage zu entscheiden. Interessanter Weise ist es dabei vielfach sogar zweitrangig wer wen getroffen hatte. So hatte der Beleidigte seine Ehre allein durch die Duellforderung und den Antritt des Duells vielfach wieder hergestellt und auch der Beleidiger hatte seinen ehre gewahrt indem er für seien Worte seine Gesundheit oder in besonderen Fällen sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. In späteren Zeiten des Pistolenduells wurde manchmal sogar eine gewisse Anzahl von Schüssen vereinbart die auf die Gegenseite abgegeben werden durfte. Wenn durch mangelnde Qualität der Waffe oder fehlende Übung der Schützen das Ziel auf beiden Seiten verfehlt wurde gab man sich die Hand und die Sache war aus der Welt.
Auch für unser Rollenspiel Gor, spielt Ehre eine wichtige Rolle. Leider bin ich in nahezu allen Fällen mit meiner Forderung nach einem Duell bisher auf taube Ohren gestoßen. In den Büchern des großen John N. wimmelt es allerdings vor Zweikämpfen. Wer weiß, vielleicht wächst ja auch in SL-Gor bald eine richtige Duellkultur heran, auf dem Boden der Ehre!
Für mich ist Ehre, gewissenhaftes und verantwortliches Handeln. Einen schwächeren Gegner zu schonen, vor einem Mächtigen nicht zu kriechen und sich nicht unnötig aufzuspielen. Und ein Leben zu führen in einer gewissen Bescheidenheit und mit dem festen Willen, so gerecht, konsequent und wahrheitsliebend zu handeln wie es eben geht und vor allem sich selbst, der eigenen Überzeigung, der inneren Ehre treu zu bleiben. Gelingen kann dieses nicht immer, aber ehrenhaft ist es, jeden Tag zu versuchen diesem Ideal gerecht zu werden. Und wie würdet Ihr Ehre definieren?
Eure
Cori
1 Kommentar:
hmmm.....ehre ....nickt mal
Hat für mich einen sehr hohen Stellungswert, inwold wie auch anders ...
Wobei dies eine sache ist, dier leider immer mehr verkommt *seufzt ...Auf Gor sollte dies sogar extrem hoch geschrieben werden, vor allem natürlich bei den verschiedenen Kasten...und daß ein Krieger nicht um sein Leben bettelt, dürfte auch wohl klar sein *lacht leise...Auch wenn da ein kleiner Widerspruch besteht, da ja Goreaner das Leben achten ...komplizierte sache manchmal *schmunzelt....LG Cham
Kommentar veröffentlichen