In den letzten Wochen habe ich mir
viele Gedanken über Freundschaft gemacht. Was bedeutet das wenn man
zu jemandem sagt: „Wir sind Freunde.“?
Wer Wikipedia befragt, und Wikipedia
weiß ja bekanntlich alles, der erhält folgende Erklärung:
Freundschaft bezeichnet eine positive Beziehung und Empfindung zwischen Menschen, die sich als Sympathie und Vertrauen zwischen ihnen zeigt. Die in einer freundschaftlichen Beziehung zueinander stehenden Menschen bezeichnet man als Freundin bzw. Freund. In einer Freundschaft schätzen und mögen die befreundeten Menschen einander. Freundschaft beruht auf Zuneigung, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Eine Freundschaft wird „geschlossen“, geht sie einem Ende zu, so „erkaltet“ sie.
Das hilft einem nicht unbedingt weiter,
denn ich denke die meisten Menschen werden bei dieser
Begriffsdefinition locker mit gehen. Leider ist sie so weit gefasst,
dass ich nicht verstehen würde wie nach dieser Definition die
Freundschaft sich von der Liebe unterscheidet. Und da steht auch
leider nichts warum gerade unsere Freunde diejenigen sind die es
schaffen uns am schwersten zu verletzen.
Aristoteles, so der Artikel weiter,
habe die Freundschaft als etwas gesellschaftlich Wichtiges angesehen
und sogar die Freundschaft in verschiedene Formen unterteilt. So
beschrieb er eine Freundschaft unter Gleichen, welche sich unter
ebenbürtigen und gleichberechtigten Menschen entwickeln kann und
unterteilte diese Kategorie noch einmal unterteilt in sogenannte
Nutzenfreundschaft oder Zweckfreudschaft die dem
Erreichen eines gemeinsamen Ziels dient, die Lustfreundschaft,
die rein auf zufälligen Gemütslagen basiert ist diese Laune
verflogen so ist auch die Freundschaft dahin. Die dritte Gruppe der
Freundschaften unter Gleichen ist die Charakterfreundschaft
die auch die Tugendfreundschaft genannt wird. Diese
Freundschaft ist nicht so zerbrechlich und flüchtig. Sie beruht auf
der Liebe zum Freund selbst. Es ist die Freundschaft um ihrer selbst
willen. Man ist in ihr Freund für den Freund.
Nach Aristoteles ist dabei die
Tugendhaftigkeit beider Freunde entscheidend. Je ähnlicher sich
beide sind desto enger und stärker ist ihre Freundschaft.
Diese starke Bindung beruht vor allem
auf der Vertrautheit die einem aufgrund bestimmter Gleichartigkeiten
erwächst. Viele großartige Freundschaftsgeschichten drehen sich um
ein blindes Vertrauen zwischen den beiden Freunden. Natürlich denn
man findet sich ja in seiner Freundin oder deinem Freund wieder.
Vieles in einer echten Freundschaft bedarf keiner Aussprache da beide
Freunde genau wissen wie der andere fühlt, denkt und erlebt.
In dieser Freundschaft unternimmt man
aber auch nichts was den Freund ernsthaft verletzt. Alles was man man
tut ist letztlich dem Wohle des Freundes untergeordnet.
Als zweite große Kategorie definiert
der Philosoph die Freundschaft zwischen Ungleichen bei der er sagt,
dass die Asymetrie im Bezug auf den hirarchischen Stand durch den
tiefer stehenden mit einem Mehraufwand an Zuneigung bzw Liebe
ausgeglichen werden muss. Wahrscheinlich ist, dass wir diese Art der
Freundschaft eher als Achtung oder Ehrerbietung bezeichnen würden.
Auch in den Gorbüchern nimmt
Freundschaft einen großen Rahmen ein. Fast in jedem Band freundet
sich der Held Tarl mit irgendeinem Kämpfer und geht für diesen
Menschen mindestens einmal pro Band ein großes Wagnis ein.
Natürlich ist der Begriff der
Freundschaft in den Gor-Büchern von Kultur zu Kultur etwas
verschieden, ganz so wie im realen Leben. So betrachten zum Beispiel
Deutsche nur eine sehr kleine Zahl von Menschen als Freunde. Etwas
ferner stehende Menschen sind für sie Bekannte. In anderen
Kulturkreisen sind nahezu alle Bekannte gleichzeitig Freunde. Und wie
ist das bei uns in SL? Meine FL umfasst 176 Personen, doch als
Freunde echte Freunde kann ich höchstens 4 benennen, oder vielleicht
5.
Ich denke bei den meisten Menschen in
SL ist es so ähnlich. Doch warum ist das so dass wir Menschen in der
FL haben ohne sie eigentlich zu kennen? Was erwarten wir von diesen
Menschen? Erwarten wir überhaupt etwas von ihnen oder ist es nur ein
praktisches Werkzeug um zu sehen wer überhaupt online ist?
In einer Sendung des BBC sah ich vor
kurzem einen Beitrag über ungewöhnliche Tierfreundschaften wo
Neurologen, Psychologen und Biochemiker versuchten zu erklären woher
Freundschaft kommt und Modell war folgendes. Zwar Sind Katze und Maus
nicht von derselben Art und die Maus ist normalerweise Beute der
Katze, aber beide Tiere haben einige natürliche Feinde und müssen
stets auf der Hut sein. Dieses „auf der Hut sein“ ist biochemisch
dadurch repräsentiert, dass der Organismus ständig unter Spannung
gehalten wird. Das Vigilanzniveau muss ständig hoch gehalten werden.
Das erreicht man durch Ausschüttung von verschiedenen Botenstoffen
wie Katecholaminen und Endorphinen. Diese steigern aber auch den
Blutdruck und die Herzfrequenz und auch die Muskulatur selbst wird
ständig in einer Art Vorspannung gehalten. Durch dies Vorspannung
wird GDP verbraucht, die ultimative Energie-Währung der Biochemie.
Man verbraucht deswegen soviel weil man allein eben dauernd irgendwo
hingucken muss und am besten am Hinterkopf auch Augen bekommt. Durch
einen Freund aber, mit dem man sich verabredet, dass man von nun an
aufeinander aufpassen wird, muss man immer nur in eine Richtung
gucken denn in meinem Rücken ist ja mein Freund. Und tatsächlich
fanden Wissenschaftler heraus dass bei zum Beispiel bei solchen
Katzen-Maus-Freundschaften bei beiden Tieren der sogenannte
Grundumsatz, also dass was man verbraucht wenn man einfach nur so
rumsitzt um 10-15 Prozent niedriger war.
Unabhängig davon ob man das nun als
Zweckfreundschaft oder als Tugendfreundschaft interpretiert Tatsache
ist: Freundschaft lohnt sich offensichtlich. Doch das wirft sofort
die Frage auf, was ist wenn die Freundschaft sich nicht mehr lohnt?
Neulich geriet ich mit einer Freundin
in eine erbitterte Diskussion und sie endete damit, dass sie sagte
„Ok, ich sehe, Du willst mir weh tun. Dann mach!“ Ich war
schockiert, denn das aller aller letzte was ich wollte war es ihr weh
zu tun. Mein Reflex war es sofort zu sagen: „Nein, ich will Dir
nicht weh tun, ganz bestimmt nicht. Bitte entschuldige!“
Mir fiel dabei auf, dass es mir
überhaupt nicht schwer fiel sie um Verzeihung zu bitten. Im
Gegenteil. Ihre Absolution war mir fast zu einem Bedürfnis geworden
und als sie sie mir erteilte, fühlte ich mich nicht so als wäre ich
gerade einem Gerichtsurteil entgangen sondern ich war einfach
glücklich, dass sie weiter meine Freundin sein würde.
Ich jedenfalls bin zu dem Schuss
gelangt, dass man die Freunde die man hat dadurch von den falschen
Freunden unterscheidet, dass sie einem niemals ernsthaft weh tun. Ein
Klaps von einem Freund ist manchmal nötig, doch wahrer ein Freund
wir mir niemals mit der Faust ins Gesicht schlagen, oder die Dinge
zerstören die mir am Herzen liegen. Selbst wenn er mich trietzen
muss um mir etwas beizubringen oder es mir etwas zu zeigen wird ein
wahrer Freund dies ohne die Eitelkeit der Selbstdarstellung tun. Er
wird immer überlegen, was braucht meine Freundin um zu verstehen was
ich ihr sagen möchte, was ist nötig damit sie es begreift. Und mein
Vertrauen darauf und das Vertrauen meines Freundes in mich das er die
Freundschaft nie für seien Zwecke missbrauchen wird ist die
Grundlage der Freundschaft an sich.
"Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen."
Wie ich finde ein Bildnis, dass gearde für SL sehr passend ist. Ich für meinen Teil drohe gelegentlich mal mit einem Mute. Wirklich angewendet habe ich erst einmal einen, für zwei Stunden. Denn mit eine Mute beraubt man eine Situation jeder Möglichkeit sich weiter zu entwickeln, sei es nun positiv oder negativ.
In diesem Sinne und in aller Freundschaft
Eure
Cori
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