Sonntag, 25. März 2012

Freundschaft


In den letzten Wochen habe ich mir viele Gedanken über Freundschaft gemacht. Was bedeutet das wenn man zu jemandem sagt: „Wir sind Freunde.“?
Wer Wikipedia befragt, und Wikipedia weiß ja bekanntlich alles, der erhält folgende Erklärung:

Freundschaft bezeichnet eine positive Beziehung und Empfindung zwischen Menschen, die sich als Sympathie und Vertrauen zwischen ihnen zeigt. Die in einer freundschaftlichen Beziehung zueinander stehenden Menschen bezeichnet man als Freundin bzw. Freund. In einer Freundschaft schätzen und mögen die befreundeten Menschen einander. Freundschaft beruht auf Zuneigung, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Eine Freundschaft wird „geschlossen“, geht sie einem Ende zu, so „erkaltet“ sie.

Das hilft einem nicht unbedingt weiter, denn ich denke die meisten Menschen werden bei dieser Begriffsdefinition locker mit gehen. Leider ist sie so weit gefasst, dass ich nicht verstehen würde wie nach dieser Definition die Freundschaft sich von der Liebe unterscheidet. Und da steht auch leider nichts warum gerade unsere Freunde diejenigen sind die es schaffen uns am schwersten zu verletzen.

Aristoteles, so der Artikel weiter, habe die Freundschaft als etwas gesellschaftlich Wichtiges angesehen und sogar die Freundschaft in verschiedene Formen unterteilt. So beschrieb er eine Freundschaft unter Gleichen, welche sich unter ebenbürtigen und gleichberechtigten Menschen entwickeln kann und unterteilte diese Kategorie noch einmal unterteilt in sogenannte Nutzenfreundschaft oder Zweckfreudschaft die dem Erreichen eines gemeinsamen Ziels dient, die Lustfreundschaft, die rein auf zufälligen Gemütslagen basiert ist diese Laune verflogen so ist auch die Freundschaft dahin. Die dritte Gruppe der Freundschaften unter Gleichen ist die Charakterfreundschaft die auch die Tugendfreundschaft genannt wird. Diese Freundschaft ist nicht so zerbrechlich und flüchtig. Sie beruht auf der Liebe zum Freund selbst. Es ist die Freundschaft um ihrer selbst willen. Man ist in ihr Freund für den Freund.
Nach Aristoteles ist dabei die Tugendhaftigkeit beider Freunde entscheidend. Je ähnlicher sich beide sind desto enger und stärker ist ihre Freundschaft.
Diese starke Bindung beruht vor allem auf der Vertrautheit die einem aufgrund bestimmter Gleichartigkeiten erwächst. Viele großartige Freundschaftsgeschichten drehen sich um ein blindes Vertrauen zwischen den beiden Freunden. Natürlich denn man findet sich ja in seiner Freundin oder deinem Freund wieder. Vieles in einer echten Freundschaft bedarf keiner Aussprache da beide Freunde genau wissen wie der andere fühlt, denkt und erlebt.
In dieser Freundschaft unternimmt man aber auch nichts was den Freund ernsthaft verletzt. Alles was man man tut ist letztlich dem Wohle des Freundes untergeordnet.
Als zweite große Kategorie definiert der Philosoph die Freundschaft zwischen Ungleichen bei der er sagt, dass die Asymetrie im Bezug auf den hirarchischen Stand durch den tiefer stehenden mit einem Mehraufwand an Zuneigung bzw Liebe ausgeglichen werden muss. Wahrscheinlich ist, dass wir diese Art der Freundschaft eher als Achtung oder Ehrerbietung bezeichnen würden.

Auch in den Gorbüchern nimmt Freundschaft einen großen Rahmen ein. Fast in jedem Band freundet sich der Held Tarl mit irgendeinem Kämpfer und geht für diesen Menschen mindestens einmal pro Band ein großes Wagnis ein.
Natürlich ist der Begriff der Freundschaft in den Gor-Büchern von Kultur zu Kultur etwas verschieden, ganz so wie im realen Leben. So betrachten zum Beispiel Deutsche nur eine sehr kleine Zahl von Menschen als Freunde. Etwas ferner stehende Menschen sind für sie Bekannte. In anderen Kulturkreisen sind nahezu alle Bekannte gleichzeitig Freunde. Und wie ist das bei uns in SL? Meine FL umfasst 176 Personen, doch als Freunde echte Freunde kann ich höchstens 4 benennen, oder vielleicht 5.
Ich denke bei den meisten Menschen in SL ist es so ähnlich. Doch warum ist das so dass wir Menschen in der FL haben ohne sie eigentlich zu kennen? Was erwarten wir von diesen Menschen? Erwarten wir überhaupt etwas von ihnen oder ist es nur ein praktisches Werkzeug um zu sehen wer überhaupt online ist?
In einer Sendung des BBC sah ich vor kurzem einen Beitrag über ungewöhnliche Tierfreundschaften wo Neurologen, Psychologen und Biochemiker versuchten zu erklären woher Freundschaft kommt und Modell war folgendes. Zwar Sind Katze und Maus nicht von derselben Art und die Maus ist normalerweise Beute der Katze, aber beide Tiere haben einige natürliche Feinde und müssen stets auf der Hut sein. Dieses „auf der Hut sein“ ist biochemisch dadurch repräsentiert, dass der Organismus ständig unter Spannung gehalten wird. Das Vigilanzniveau muss ständig hoch gehalten werden. Das erreicht man durch Ausschüttung von verschiedenen Botenstoffen wie Katecholaminen und Endorphinen. Diese steigern aber auch den Blutdruck und die Herzfrequenz und auch die Muskulatur selbst wird ständig in einer Art Vorspannung gehalten. Durch dies Vorspannung wird GDP verbraucht, die ultimative Energie-Währung der Biochemie. Man verbraucht deswegen soviel weil man allein eben dauernd irgendwo hingucken muss und am besten am Hinterkopf auch Augen bekommt. Durch einen Freund aber, mit dem man sich verabredet, dass man von nun an aufeinander aufpassen wird, muss man immer nur in eine Richtung gucken denn in meinem Rücken ist ja mein Freund. Und tatsächlich fanden Wissenschaftler heraus dass bei zum Beispiel bei solchen Katzen-Maus-Freundschaften bei beiden Tieren der sogenannte Grundumsatz, also dass was man verbraucht wenn man einfach nur so rumsitzt um 10-15 Prozent niedriger war.

Unabhängig davon ob man das nun als Zweckfreundschaft oder als Tugendfreundschaft interpretiert Tatsache ist: Freundschaft lohnt sich offensichtlich. Doch das wirft sofort die Frage auf, was ist wenn die Freundschaft sich nicht mehr lohnt?
Neulich geriet ich mit einer Freundin in eine erbitterte Diskussion und sie endete damit, dass sie sagte „Ok, ich sehe, Du willst mir weh tun. Dann mach!“ Ich war schockiert, denn das aller aller letzte was ich wollte war es ihr weh zu tun. Mein Reflex war es sofort zu sagen: „Nein, ich will Dir nicht weh tun, ganz bestimmt nicht. Bitte entschuldige!“
Mir fiel dabei auf, dass es mir überhaupt nicht schwer fiel sie um Verzeihung zu bitten. Im Gegenteil. Ihre Absolution war mir fast zu einem Bedürfnis geworden und als sie sie mir erteilte, fühlte ich mich nicht so als wäre ich gerade einem Gerichtsurteil entgangen sondern ich war einfach glücklich, dass sie weiter meine Freundin sein würde.

Ich jedenfalls bin zu dem Schuss gelangt, dass man die Freunde die man hat dadurch von den falschen Freunden unterscheidet, dass sie einem niemals ernsthaft weh tun. Ein Klaps von einem Freund ist manchmal nötig, doch wahrer ein Freund wir mir niemals mit der Faust ins Gesicht schlagen, oder die Dinge zerstören die mir am Herzen liegen. Selbst wenn er mich trietzen muss um mir etwas beizubringen oder es mir etwas zu zeigen wird ein wahrer Freund dies ohne die Eitelkeit der Selbstdarstellung tun. Er wird immer überlegen, was braucht meine Freundin um zu verstehen was ich ihr sagen möchte, was ist nötig damit sie es begreift. Und mein Vertrauen darauf und das Vertrauen meines Freundes in mich das er die Freundschaft nie für seien Zwecke missbrauchen wird ist die Grundlage der Freundschaft an sich.

Meine Erkenntnis ist dass es nicht viele Freunde gibt und man die die man hat gut pflegen muss aber auch den Mut haben sollte sich von den freunden die nur ihre Eitelkeit an einem befriedigen zu trennen. Mal sehen wie viele noch übrigbleiben von den 176. Wichtig ist gerade in SL aber ein Zitat auf dass ich im Zusammenhang mit Freudschaft gestoßen bin. Der spanische Schrifsteller Gracián y Morales schrieb dazu:

"Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen."

Wie ich finde ein Bildnis, dass gearde für SL sehr passend ist. Ich für meinen Teil drohe gelegentlich mal mit einem Mute. Wirklich angewendet habe ich erst einmal einen, für zwei Stunden. Denn mit eine Mute beraubt man eine Situation jeder Möglichkeit sich weiter zu entwickeln, sei es nun positiv oder negativ.

In diesem Sinne und in aller Freundschaft

Eure
Cori

Keine Kommentare: