Freitag, 23. März 2012

Wenn Secondlife zur Falle wird....

Im Deutschen Ärzteblatt vom 9. März 2012 findet sich ein Artikel mit dem Titel „Wenn nichts mehr ohne online geht". In diesem Artikel wird vor einer neuen Form von Suchterkrankung berichtet. Vor zehn Jahren war das war das größte Suchtproblem bei unter 14- bis 17 jährigen noch der Tabakkonsum mit 27,5 % Anteil. Das heißt etwas mehr als jeder vierte jugendliche war bereits Raucher. Heute im Zeitalter der multimedialen Gesellschaft sind bereits 4 Prozent der 14- bis 16-Jährigen Computersüchtig. Das Fachwort ist Internetabhängigkeit als Unterform der Medienabhängigkeit, denn nicht nur die Beschäftigung mit dem Laptop oder dem PC gehört dazu, sondern auch das Twittern mit dem Iphone, Handygames oder das Zocken an der Playstation. Wer jetzt denkt, dass nur Teenager der Faszination des Cyberspace erliegen wiegt sich in falscher Sicherheit. Das Bundesministerium für Gesundheit hat in einer Studie heraus gefunden, dass rund 5% (4,6% um genau zu sein) der 14- bis 64-jährigen einen “problematischen“ Internetgebrauch betreiben. Die Studie fand auch heraus, dass dabei überraschender Weise Frauen und Mädchen mit 4,9% stärker betroffen sich als Jungen und Männer mit „nur“ 3,9%. Auch wurde festgestellt dass Männer und Frauen sich deutlich unterscheiden in der Art der von ihnen genutzen Platformen. Während Männer eher anfällig für MMORPGs (Massiv Multiplayer Online Role Playing Games) wie zum Beispiel World of Warcarft (WoW) oder Secondlife sind, wenden sich Frauen eher den Social-Networks wie Facebook, StudiVZ, Xing u.a. zu. Am gefährdetsten sind die sogenannten „Digital-Natives“ also die Generation die eine Welt ohne das Internet gar nicht mehr kennt.
Da die neue Sucht bisher nur unzureichend erforscht ist, fehlt es vorn und hinten an zuverlässigen Daten und Studien zu dieser neuen Erkrankung. So ist zum Beispiel noch nicht sicher, ob es sich wie beim Alkoholismus um eine sogenannte Lifetime-Diagnose handelt, also eine Erkrankung die selbst wenn man dem Suchtmittel fern bleibt, weiter besteht und Zeit Lebens den betroffenen bedroht, oder ob man wie bei einigen anderen Suchtstoffen nach eine gewissen Abstinenzzeit von einer Heilung ausgehen kann. Besonders tückisch sind hierbei all jene Spiele bei denen es kein wirkliches Ende gibt sondern dass spiel niemals aufhört und auch kein Zwischenendpunkte aufweist. Auch Behnadlungs- und Preventionsstrategien sind noch nicht hinreichend erforscht oder geprüft.Lediglich bei der Pathogenese scheint sich abzuzeichnen dass die Betroffenen das Internet häufig benutzen um Frustrationserlebnisse, Angsterfahrungen oder Versagensängste abzubauen.
Auch die Folgen einer Internetsucht können verheerend sein. soziale Isolation, Vernachlässigung des realen Lebens mit Partnerverlust, nachlassender Leistung in Schule und Beruf, Arbeitsplatzverlust sind die sozialen Folgen. Doch auch die körperlichen Folgen langjährigen Medienmissbrauches sind erschreckend: Sehschwächen durch schlechte Bildschirme oder fehlerhaftes Aufstellen. Haltungsschäden durch zu langes Sitzen und fehlerhafte Abstimmung. Stoffwechselstörungen durch mangelhafte oder fehlerhafte Ernährung. Die Folge können Schlafstörungen, Depressionen oder Aggressionen sein. Außerdem ist bekannt dass verminderte und unregelmäßige Schlafzeiten die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Autoimmun-Erkrankungen aller Art erhöhen und bei Männern die Zeugungsfähigkeit zumindest zeitweise Vermindern kann.
Allerdings gibt es von der Weltgesundheitsorganisation nach meinem Wissensstand noch keine sicheren Kriterien für die Mediensucht und es ist auch noch kein eigener ICD-10 Code (Internationale Klassifikationsliste der Krankheiten) dafür vorgesehen. Meist wird wohl F63.0 verwendet werden, die sonst das pathologische (Glücks)Spiel meint. Fest scheint aber zu stehen dass Onlinezeiten von mehr als 5 Stunden am Tag sicher ein Kriterium erhoben werden. Das sogenannte „craving“, also das unwiderstehliche Verlangen an den Computer zurück zu kehren ist eines der Leitsymptome. Aber auch schnelle Reizbarkeit sobald das Suchtbedürfnis nicht befriedigt werden kann sind frühe Warnsymptome. Der sicherste Indikator aber ist es wenn selbstgesetzte Online-Zeiten nicht eingehalten werden.

Ich habe natürlich gleich ein Wenig recherchiert und folgendes Gefunden:

Auf der Seite www.computersucht-besiegen.com kann man eine PDF-Version einer Informationsbroschüre zu dem Thema herunterladen, wo am Ende auch ein kleiner Test drin ist der die eigene Gefährdung zeigen soll. Ich verrate lieber nicht welche Punktzahl ich bekommen habe. Etwas wissenschaftlicher ist da aber die folgende PDF gestaltet die allerdings den gesamten Themokomplex der Suchterkrankungen darstellt. http://homepage.mac.com/thorstenquandt/Homepage/page9/page19/files/Grunddefinitionen.pdf
Hier wird ganz am Ende ein Vorschlag für Diagnosekriterien gegeben. Und zwar:

-Häufiger unwiederstehlicher Drang sich ins Internet einzuloggen
-Kontrollverlust über Onlineaktivitäten und damit einhergehende Schuldgefühle
-Negative soziale Auffälligkeiten im engeren Unfeld (z.B. Greiztheit, Rückzugsverhalten, Traurigkeit u.ä.)
-Nachlassende Arbeits- und Leistungsfähigkeit
-Verheimlichung des Ausmaßes von Onlinezeiten
-Psychische Irritabilität bei Unfähigkeit online zu gehen
-Mehrfache vergebliche Versuche der Interneteinschränkung

Der Autor sagt, dass ab drei zutreffenden Punkten von der Liste eine Gefährdung gegeben ist und ab vier Punkten von einer manifesten Suchterkrankung ausgegangen werden muss!
Sei den frühen 2000ern Jahren stellen sich vermehrt Suchtberatungsstellen auf die besonderen Anforderungen der Internetsucht ein. Als Beispiel kann man hier die von der Chartias betriebene Suchtberatungsstelle "Lost in Space" aus Berlin nennen. Die unter http://www.computersucht-berlin.de/ Informationen anbieten und für das Projekt ESCapade werben, das besonders Internetsüchtigen jugendlichen und ihren Familien helfen möchte. Die Strategie scheint dabei besonders auf einem Verhaltenstherapeutischenkonzept und verstärktem Aufbau eines sozialen Umfeldes ohne den Cyberspace zu beruhen. Ziel ist es den Jugendlichen zu zeigen dass man Spannung, Erfolgserleben, Austausch und sozialkontakte auch außerhalb des www erleben kann.  
Der Satz den man in Secondlife oft scherzhaft hört „Nun ich bin eben süchtig...“ ist vermutlich gar nicht so weit hergeholt...vielleicht liegt er sogar viel, viel näher als wir denken!

Passt auf Euch auf...

Eure
Cori

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