Der Morgen der Schlacht war gekommen. Schon früh herrschte
emsige Betriebsamkeit im Lager der Pyrana. Bis zum Camp der Tri’Shena waren es
einige Passang zu laufen. Talunabanden waren nicht sehr groß. Und so umfasste
der Stamm ein reichliches halbes Duzend Frauen. Auf der Gegenseite wurden etwa
ebenso viele Gegnerinnen erwartet.
Die Krähe hatte einen Schlachplan entworfen der jede
Schwester nach ihren Fähigkeiten einsetzen sollte. Die Minen waren grimmig und
in den Blicken der gesetzlosen Frauen lag kalte Entschlossenheit. Cori, die En,
ließ den Blick über ihre Kämpferinnen wandern. Wie schon so oft fragte sie sich
ein letztes Mal ob es nicht eigen- und selbstsüchtig war das Leben dieser
jungen Frauen aufs Spiel zu setzen.
Doch welche Wahl hatten sie? Alle hier waren in die Wälder
geflüchtet, weil man ihnen in der Stadt nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch
ihre Freiheit und ihre Würde genommen hatte. Manchen hatte man auch das Leben
nehmen wollen. Welchen Sinn machte der tägliche Überlebenskampf wenn man sich
hier weiter alles wegnehmen ließ? Nein, dieser Krieg war nicht selbstsüchtig, er
war gerecht und es wäre verantwortungslos diesen Kampf nicht zu kämpfen.
Mit geübten Bewegungen machten sich die Pyrana bereit. Noch
lag das Lager im Halbdunkel die Sonne würde bald aufgehen. Bis zum Mittag,
musste es entschieden sein.
Jede bekam zwei Köcher Munition, die Bogenschützinnen noch
einmal zwanzig Pfeile extra und die Stürmerinnen, die die Aufgabe hatten das
Tor auf zu brechen trugen jeweils einen zusätzliche Speer. Auch unter Frauen war
der geworfene Speer eine gefürchtete Waffe doch wenn er einmal geworfen war,
war er meist verloren. Also war es gut noch eine Nahkampfwaffe zur Verfügung zu
haben.
Schließlich machten sich die Schwestern des Feuers, wie der
Name Sa me Pyrana in der Sprache der Barbaren lautete auf den Weg. In einer
losen Reihe legten sie den Weg zurück. Cori die Krähe passierte die Reihe
mehrmals. Von der erfahrensten unter den Jägerinnen, Loo, bis hin zur jüngsten
Schwester, einer jungen Frau namens Lola. Sie machte einen so entspannten Eindruck,
dass man annehmen musste dass sie sich der Gefahr auf die sie zumarschierten
entweder nicht bewusst war, oder in ihrem jungen Leben schon mehr
durchgestanden hatte als es die
zierliche Gestalt vermuten ließ.
Der Plan sah vor dass Cori und Flora das Lager von der
Südseite her abschneiden würden, denn nach Süden führte der einzige bekannte
Fluchtweg. Der rest sollte das auf der Westseite gelegene Haupttor angreifen.
Verborgen von einer Hügelkette nährten sich die Pyrana dem
Lager der Tri’Shena. Bisher war alles ruhig. Hatten die Tri’Shena keine
Späherinnen ausgeschickt, keine Wachen postiert? Waren sie sich ihrer Sache so
sicher? Eine alte Jagdregel besagte dass das schlafende Larl immer das
gefährlichste sei.
Cori bedeutet dem Angriffst Trupp für die Westseite hinter
dem Hübel in Deckung zu bleiben. Angel und Heike, die selbst auf große
Entfernungen noch hervorragend treffen konnten robbte vorsichtig zum Scheitel
des Hügels um sich eine gute Schussposition zu suchen. Geduckt hasteten Flora und
Cori weiter um sich dem Camp dann von Süden zu nähern.
Unweit des Lagers der Tri’Shena fanden sie einen morschen
Anlegesteg, an dem noch einige Kisten standen. Gemeinsam kauerten sie sich
hinter die gestapelten Behälter und spähten vorsichtig um eine Ecke.
Der Blick zeigte nichts außer einer etwa fünfzig Schritt
entfernt gelegenen kahlen und schroffen Felswand. Kaum zu glauben dass sich
dort ein geheimer Ausgang befinden sollte, aber so hatten es Heike und Gina
berichtet, als sie von ihrer Kundschaftermission zurück gekehrt waren.
Noch ein letztes Mal beobachte Cori das feindliche Lager.
Zuerst die Felswand, dahinter in den Bäumen, kaum zu erkennen die Baumhäuser.
Alles schien so ruhig so als läge die ganze Welt noch in einem Traum. Wo waren die Tri’Shena, wo waren ihre
Jägerinnen?
Gerade wollte die Krähe die Finger an die Lippen nehmen um
dreimal den Ruf einer Voskmöwe nachzuahmen. Als ein scharfes Zischen durch die
Luft schnitt und sich ein Pfeil direkt in die Kiste bohrte hinter der die
Pyranas kauerten. Er blieb mit einem vibrieren stecken und die die En taumelte
vor Überraschung zurück. Sie waren entdeckt!
„Angriff Pyranas!“ schrie Cori so laut sie konnte und
hoffte, dass die Schwestern jenseits der Hügelkuppe es hören würden. Doch auch
von dort war bereits ein Schmerzensschrei zu hören. Die Tri’Shena hatten sie
offenbar schon lange entdeckt und nur auf einen Moment zum Angriff gewartet.
Cori hatte sie unterschätzt.
Eilig riss sie ihren Bogen von der Schulter und schoss
einige Pfeile dahin wo sie die Angreifer vermutete. Dabei fiel ihr Blick auf
die grauweiße Fiederung des Pfeiles. Sie kannte diese Machart. Sie hatte solche
Pfeile schon einmal gesehen, im Köcher von Cred, der Schamanin die ihren
Stammesfederschmuck entweiht hatte. Grimmig spannte Cori den Bogen erneut, gut
zu wissen dass diese Urt zu Hause war wenn ihr Bau nun ausgeräuchert wurde!
Da kamen plötzlich Loo und Gina angelaufen. Was machten die
auf dieser Seite, die sollten das Haupttor angreifen? Doch ehe Cori etwas sagen
konnte, bohrten sich weitere Pfeile in das Holz der Kisten. Gina stürmte vor
auf die Felswand zu. Wollte die etwa durch den Geheimgang rein?
Aus dem Tri’Shena-Lager waren nun ebenfalls rufe zu hören: „Verteitigt
das Lager Tri`Shena!“ – „Besetzt die Baumhütten!“. Loo, Flora und Cori beeilten
sich ihrer Schwester Deckung zu geben und deckten die Felskannte und die Hütten
mit einem Pfeilhagel ein. Doch auch die Tri’Shena sparten nicht mit Munition
und so wurden die Pyrana immer wieder in ihre Deckung gezwungen.
Wie es auf der Westseite des Lager am Haupttor stand konnte
Cori nicht erkennen. Eigentlich hatte sie von dieser ruhigen Nebenposition aus,
den Kampf koordinieren wollen. Aber daraus wurde offenbar nichts.
Etwas streifte ihren Arm und kurz darauf breitete sich eine
brennender Schmerz in Coris Arm aus. Vom Schmerz übermannt taumelte sie einige
Schritte zurück. Verdammt, diese Windbeutel hatten sie wirklich erwischt!
Doch es blieb keine Zeit zu überlegen, denn Gina hatte es
irgendwie geschafft den geheimen Eingan nicht nur zu finden sondern zu öffnen.
Sofort stürzen sich eien Tri’Shena mit einem Ding das aussah wie eine Machete
auf sie. Eine zweite Tri’Shena sprang aus dem Felsspalt und stürmte genau auf
Cori zu.
Die Anführerin der Pyrana riss ihren Bogen in die Höhe und
schoss einen Pfeil auf die herran stürmende Tri’Shena ab. Doch diese hob ihren Speer über
den Kopf und holte zum Wurf aus. Cori war sich zur Seite, der Speer verfehlte
sie um Haares breite und sie landete mit einem Klatscher im brakigen Wasser des
Dschungelflusses.
Offenbar blutete sie stärker als sie glaubte denn die Tri’Schena
hechte ihr nicht hinterher um ihr mörderisches Werk zu vollenden. Nachdem Cori
sich in dem trüben Wasser orientiert hatte tauchte sie in die Richtung in der
sie das Ufer vermutete und zog sich an einigen Wurzeln an Land.
Sofort richtete sich ihr Blick wieder auf den Felseingang.
Dort lagen inzwischen zwei zusammengekrümmte Körper auf dem Boden. Ob Freund
oder Feund war nicht zu erkennen.
Dafür erkannte Cori den Grund warum die Tri’Shena ihr nicht nachgesprungen war. Sie Schlug ebenfalls mit einem langen Messer oder Beil auf
die junge Lola ein, die sich allerdings geschmeidig wie ein Larl abrollte
selber im Aufstehen ihr Jagdmesser zog und nach der Tri’Shena stach.
Jetzt erkannte Cori
die Not des Augenblickes Griff den Speer von ihrem Rücken und taumelte
mehr als dass sie lief auf die beiden Kämpferinnen zu. Die beiden lagen in
zwischen wie zwei Ringerinnen
Übereinader und Rollten sich über den Boden.
Kurz entschlossen gab
Cori der oben liegenden Tri’Shena mit ihrem Speerschaft einen Schlag auf den Hinperkopf
so dass sie wie ein nasser Sack zusammenfiel und reglos liegen blieb.
„Ich fessle die hier, geh rein und mach sie fertig, En!“
keuchte Lola. Cori nickte und bemühte sich nicht zu sehr zu taumeln zum
Sprechen fehlte ihr die Kraft. Den Höhleneingang erreichte lagen dort weitere
Körper im Halbdunkel auf der Erde. Doch es gab auch eine helle Öffnung, nur
wenige Schritte entfernt. Sie stieg über eine verwundete Tri’Shena hinweg als
eine Gestalt die am Ausgang des flures zusammen gesagt war sich benommen
aufrichtete. Cori konnte nicht erkennen ob es Freund oder Feind war. Und schleuderte
ihren Speer. Zu spät erkannte sie dass es Gina war die zwar von der Speerspitze
verfehlt wurde, aber trotzdem den Schaft so unglücklich abbekam, dass sie
erneut zusammen brach.
Cori humpelte auf sie zu, wollte ihr auf helfen. Da sprang
eine Jägerin in den Eingang, sie war nur in ihrer Silhouette zu erkennen, Cori
hingegen wurde von dem hereinfallenden Licht beschienen. Die Gegnerin riss hob
den Bogen spannte die Sehne und ließ den Pfeil auf die En der Pyrana
zuschießen. Diese ließ sich einfach fallen und spürte nur noch einen dumpfen
Schlag auf den Hinterkopf bevor sie ohnmächtig wurde.
Als sie wieder zu sich kam rappelte sie sich auf. Es war
ruhig geworden. Kein Kampflärm war mehr zu hören. Vorsichtig hob sie einen Bogen auf und
klaubte einige der Pfeile zusammen die in dem Durchgang verstreut lagen. Langsam,
mit halb vorgespannter Bogensehen ging sie auf den Ausgang des Tunnels zu der
ins Innere des Tri’Shena Lagers führen musste. Dort fand sie ihre Schwestern,
die gerade dabei waren. Alle Gefangene zu fesseln und nach Waffen zu
durchsuchen.
Die Priesterkönige hatten den Pyrana den Sieg geschenkt. Die
En war zu müde um große Reden zu halten oder die Gegnerinnen zu Demütigen. Doch
die Freude über den Sieg beflügelte auch. Cori kletterte das Steil zu den
Baumhütten empor, ging zu der Fahne der Tri’Sehna und schnitt sie mit ihrem Jagdmesser
ab. Dann ging sie zurück zu der Ansammlung von Tri’Shena und Pyrana die auf der
Lichtung warteten und wählte eine Gefangen aus. Dann rief sie „Diese Jägerin
nehmen wir jetzt mit! Sie wird solange unser Gast sein, bis Ihr die Brücke
fertig habt, über den Fluss, damit wir nicht dauernd einen Umweg laufen müssen!“
Die Ältetse der Tri’Shena einen kluge Frau namens Nadin trat
vor und nickte: „Ich verspreche dass ihr Pyrana eure Brücke bekommen sollt.
Lass meien Schwester Ina hier, Du hast mein Wort.“
Cori schaute sie an und überlegte kurz. Dann sagte sie „Vertrauen
in dein Wort ist gut. Aber die Kontrolle durch eine Gefangen ist besser.“ Dann
wandte sie sich um und rief „Abrücken Pyrana!“
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