Freitag, 6. März 2015

Mit dem Laurius nach Norden

(Was bisher geschah...)

Die Piraten hatten, entgegen allen dunklen Vorahnungen, Wort gehalten und die Pyrana an der nördlichen Seite der Mündung des Flusses Laurius an Land gehen gebracht. Die Überfahrt hatte 12 Tage zwei Wochen gedauert. Anfangs waren einige der Jägerinnen Seekrank geworden aber nach drei Tagen hatten sich alle an den Wellengang gewöhnt. Besonders Cori hatte an Bord gelitten.

Kaum jemand aus der Gruppe wusste, dass sie Boote und Schiffe nicht ausstehen konnte. Da sie in den Voltai-Bergen aufgewachsen war hatte sie den Umgang mit größeren Wassermengen nie gelernt. Einst, als sie als Flüchtling zu den Pyrana kam hatte sie nicht schwimmen können. Zwar hatte sie es später von Katu und einem wohlmeinenden Heiler beigebracht bekommen, aber ihre Angst vor Wasser war weiterhin ein Teil ihrer Seele. Von allen Schwestern wusste nur noch Loo um dieses Geheimnis.

Doch die Seefahrt war überstanden und nun ging es wieder zu Fuß den Fluss entlang nach Nordosten.
Als der Abend nahte gab Cori die Befehl einen Lagerplatz zu suchen. Er sollte nicht zu gut einsehbar sein, und vorzugsweise an zwei Seiten von Felsen umgeben sein. Da die Pyrana bisher im Flussbett gewandert waren um das flacherer Gelände auszunutzen kletterten Loo und Okami die Böschung empor und versprachen sich im Wald nach einer Lagerstadt um zu sehen.

Als bald vermeldeten die Späherinnen das man im dichten Wald auf eine verlassene Straße gestoßen war. Nun erklommen alle Jägerinnen den Böschungsabhang, was mit den gewaltigen Mengen an Ausrüstung die zu befördern waren gar nicht so eine leicht war. Immerhin war die Böschungskante anderthalb Mannslängen über dem Niveau des Flusses.

Während die Jägerinnen wachsam der Straße folgten sammelten sie hier und da einige Pilze, die Pinu später zu einer Suppe verarbeiten wollte. Schließlich kam Okami, welche die Vorhut bildete ganz aufgeregt zurück gelaufen! „Ich bin der Straße gefolgt und ich hab was gefunden! Das müsst Ihr euch ansehen!“

Neugierig beeilten sich die anderen Okami zu einem Loch im Boden zu folgen das mit einem Rost aus Brettern verschlossen war.

„Was ist das?“ fragten sie alle gespannt und Cori gab die Antwort: „Das ist ein verdammt guter Lagerplatz!“

Jules stellte fest: „Sieht unheimlich aus!“

Nachdem das geklärt war machten sich die Töchter des Feuers daran den Eingang frei zu räumen und konnten eine gezimmerte Holztreppe erkennen die in die Tiefe führte. Die Wände des Schachtes waren glatt geschlagen und der Grund des Bauwerkes war in der Dunkelheit der Tiefe nicht zu erkennen. „Sollten wir da wirklich runter?“wandte die junge Tooth besorgt ein.

Doch da waren Pinu, Rampel und Danielle bereits die knarrenden Stiegen herunter geklettert und erstatteten nun aus der Tiefe durch lautes Rufen Bericht.

„Wow! Das müsst ihr Euch ansehen, hier unten ist alles voller Kristalle!“, rief Pinu.

Rampel hingegen war auf einer der unteren Stiefen die von feuchtem Moos bewachsen war ausgerutscht, hatte das Gleichgewicht verloren und war fast einen Klafter tief in eine Felsspalte in die Tiefe gefallen. Ängstlich rief sie ihre Schwestern um Hilfe.

In der Sohle des Bergwerkes

Damit war die Entscheidung gefallen. „Bleibt wo ihr seid, wir kommen zu Euch!“ rief Cori in den Schacht hinunter und schon kletterte eine Pyrana nach der anderen in die Tiefe. Als sie unten waren hatten die Anderen Rampel bereits aus der Spalte geholfen. Sie hatte sich leicht am Fußgelenk verletzt doch es schien nichts Ernstes zu sein.
Sodann machten sich die Jägerinnen daran das Bergwerk, denn um ein solches handelte e sich, zu erkunden.

Von der Schachtsohle öffnete sich eine weitläufige Halle in der es auch eine Feuerstelle gab um die einige größere Steinblöcke als Sitzgelegenheiten gruppiert waren. Die Halle war leicht abfallend und durch einen Schmalen Durchlass gelangte man in eine weitere Halle in der ein riesiger, kristallklarer See schimmerte. Hier und da zweigten Stollen ab die tiefer ins Erdreich führten. Ein sonderbares Leuchten schien die ganze Mine zu erfüllen. Das leuchten ging von Kristallen aus die an manchen Stellen an den Wänden und Decken gewachsen waren. Smit war auch klar was in dieser Grube abgebaut worden war. Die seltenen Leuchtkristalle die in vielen Städten als Lichtquellen dienten.

Schnell legte sich Cori einen Plan zurecht. An der Feuerstelle die offenbar den Grubensklaven als Rastplatz gedient hatte würden sie heute Nacht schlafen und ihre Wasservorräte aus dem unterirdischen See auffüllen. Die anderen Stollendurchgänge mussten verschlossen werden. Wer konnte schon sicher sagen, dass nicht tiefer im Inneren der Mine noch andere Bewohner waren oder ob es einen anderen Zugang gab und die Heimkehrer in ihrer Behausung die schlafenden Jägerinnen vorfinden würden.

Trotz der magischen Schönheit des Ortes waren längst nicht alle Schwestern mit diesem Lagerplatz zu frieden. Besonders Jules, Loo und Tooth witterten weiterhin eine Falle oder befürchteten dass die Grube einstürzen könnte. Doch die herzensgute Dani verstand es die Sorgen der Schwestern zu zerstreuen.   


Zusammen mit der leicht humpelnden Rampel setzte sie Wasser auf und richtete die auf dem Weg gesammelten Pilze etwas mitgebrachtem Tabukfleisch an und würzte alles mit Salz und Pfeffer welches Rampel beisteuerte.

"Köchin" Danielle serviert das Mahl
Während das Essen auf dem kleinen Feuer köchelte machten sich Loo und Pinu auf den Weg an die Oberfläche um weitere Vorräte zu organisieren. Die anderen machten es sich um die kleine Feuerstelle so gut es ging bequem. Sie benutzen ihr Gepäck als Sitzpolster, und rieben sich die müden Beine und verspannten Schultern mit heilenden Salben ein. Einige pflegten auch ihre Bögen und fetteten die Sehnen mit Verrfett ein.

Als Pinu und Loo zurück kamen, präsentierten sie stolz das Ergebnis ihrer „Beeren-Jagd“ und die gesammelten Rambeeren gaben einen hervorragenden Nachtisch ab. Doch zuvor servierte Danielle auf einem großen Brett, welches von ihrer Rückentrage abmontiert worden war, das Hauptgericht!

Die Pyrana ließen es ich im Schein der Leuchtkristalle, tief unter der Erde schmecken und das warmen Gefühl im Bauch hob die Stimmung augenblicklich. Wem noch nicht warm ums Herz war, dem wurde durch Okami weiter geholfen die noch einen Flasche des Rums hervorzauberte, die auf dem Schiff irgendwie in ihren Rucksack gefallen sein musste.

Als die Bäuche gefüllt waren und die Flasche die Runde um das Feuer machte, begannen die Jägerinnen wieder über den Alltag und die kommenden Aufgaben zu sprechen.

Jules spekulierte ob man vielleicht einige der Leuchtkristalle aus dem Stein brechen könne um sie irgendwo einzutauschen, ein Plan der sofort Coris Zustimmung fand.

Cori inspiziert die Leuchtkristalle
Rampel hingegen erzählte dass sie vorhabe den zu den Arquana zu reisen um ihnen eine Schrift zu überbringen. Rampel war eine Schwester die Coris Leidenschaft für Geschichte und Zeitdkumentation teilte und so hatte Rampel beschlossen einen Schriftrolle anzufertigen in der alle Banden von Panther- und Talunamädchen verzeichnet sein und mit ihrer Geschichte beschrieben sein sollten. Sie erzählte so aufgeregt von ihrem Vorhaben und ihren bisherigen Erlebnissen mit den Arquana, dass die Schwestern, vielleicht auch ob des Alkohols der nun ihre Gemüter beflügelte schon bald kicherten. Rampel erzählte von einem Sklaven der Arquana den sie für außnehmend schön hielt, die anderen Schwestern wollten zuerst nicht an die Existenz eines solchen Mannes glauben doch als Rampel versprach ein Bild von ihm zu zeichnen, da zankten sie beinahe welche von ihnen das Bild dann in ihre Hütte hängen dürfte. In der kälte der Mine, viel all die angelernte Rauhheit und Härte von den unerbittlichen Jägerinnen ab und zum vorschein kamen zum ersten Mal seit langem wieder die etwas albernen, sorglosen und verspielten jungen Frauen, die sie eigentlich waren. Nur zwei konnten sich der Albernheit nicht anschließen. Loo die Se und Cori die En.


„Nun Du wirst schon bald die Gelegenheit bekommen deine Nachricht zu überbringen, denke ich.“ sagte Cori. „Ich habe gehört das die Arquana regelmäßig einen Mondtanz feiern, bei dem sie sich der Männer bedienen die gerade im Lager sind, vielleicht fällt ja gerade so ein Tanz an, wenn wir da sind.“ Sprach sie weiter.

„Wann treffen wir die Arquna?“ fragte Rampel

„Nun,“ sagte Cori, „jetzt sind wir an der Mündung des Laurius. Wir werden einige Passang dem Fluss landeinwärts folgen, in Richtung Nordosten. Aber irgendwann müssen wir nach Norden abbiegen und dann werden wir wahrscheinlich auf das Revier der Arquana treffen.“

„Hast Du vor sie nach der Blume zu fragen, En?“ wollte Jules wissen.

„Bist Du verrückt, Jules?! Sobald die Arquana wissen, dass wir etwas haben, oder in unseren Besitz bringen könnten, was auch sie gern hätten, werden sie versuchen es uns weg zu nehmen.“ Sagte Cori schroff.

Conversation am Feuer unter Tage
„Aber einfach nur im Dunkeln durch ihren Wald schleichen? Stellst Du dir das so vor?“ fragte Jules wobei sie ihre Hände zu Fäusten ballte.

„Na an was hast Du denn gedacht? Dass wir mit einer Flasche in der Hand an ihr Tor klopfen und um Unterkunft für einen Tag bitten?“, die Ironie in der Stimme der En war nicht zu überhören.

„Keine Ahnung, vielleicht, dass wir versuchen eine Geisel zu nehmen, als Versicherung freies Geleit, oder so.“

„Eine Geisel? Von den Arquana? Und damit einen neuen Krieg riskieren?“

Jules schwieg. Sie war noch nicht so lange im in der Gruppe, aber das ori auf die Arquana gereizt reagierte war auch ihr schon aufgefallen.

„Nein, ich denke das Beste ist, wenn wir versuchen ihr Revir zu umgehen, oder es unbemerkt zu durchqueren. Vergesst nicht, wir suchen eine Pflanze die uns zu großer Macht verhelfen kann. Wir sollten kein Risiko eingehen bevor wir diese Macht nicht in unseren Händen halten.“, sagte Cori.

Jules seufzte: „Also gut, wenn Du es unbedingt so willst, aber ich höre die Arquana schon über uns lachen, wenn sie uns dann doch bemerken, wie wir heimlich durch ihren Wald ziehen.“

„Wir werden sicher nicht den ganzen Weg auf leisen Sohlen von Deckung zu Deckung huschen, Jules. Aber ich sehe beim besten Willen nicht wie ein Kontakt zu ihnen uns weiter bringen soll.“

Juels nickte: „Wahrscheinlich hast Du Recht, Cori. Es ärgert mich nur, dass wir uns vor ihnen verstecken.“
Nach und nach zogen sich die Schwestern auf ihre Schlafplätze zurück. Schnell teilten sie sich selbst die Nachwachen zu und schon bald schliefen sie fast alle. Nur Cori lag eingewickelt in ihre Decke beim Feuer und konnte keinen Schlaf finden. Plötzlich kam ihr die ganze Suche wie eine Wahnidee vor. Sie hätte die Geschichte mit der Blume vergessen sollen. Sie hätte sie einfach nicht weiter verfolgen dürfen. Dann würden sie jetzt friedlich in ihrem warmen Lager sitzen und die Welt wäre wie immer. Doch sie hatten zu viel Staub aufgewirbelt als sie Informationen über die Pflanze eingeholt hatten. Nun gab es kein Zurück mehr und eine erneute Konfrontation mit den Arquana schien unvermeidlich.

Die einzige Chance war, dass die Pyrana mit einzelnen Späherinnen das Gebiet so gut erkundeten, dass sie es mit der großen und deutlich langsameren Gruppe schnell und zügig durchqueren konnten. Darum würde sie schon Morgen Späherinnen ausschicken die den Weg zu jeder Quelle, den Verlauf jeder Straße und jedes Wildwechsels, sowie die Position aller Höhlen und Verstecke erkunden sollten. Wenn die Pyrana genau wussten von welchem zu welchem Punkt sie sich bewegen mussten und auch welche Route die geeignetste war, dann hatten sie gute Chancen das Gebiet unbemerkt zu durchqueren.

(...und es geht weiter!)
 

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