Samstag, 14. März 2015

Die Prophezeihung der Godiha



Einige Tage lebten die Pyrana in der Fischerhütte während die Arquna verkleidet im Dorf Unterschlupf gefunden hatten. Immer wieder ließ Cori kleine Spähtrupps das Gelände durchstreifen. Das Tal der Fenrisulfr verfügte über zahlreiche felsige Nebentäler und Schluchten sowie am seiner Öffnung über eine Langgezogene Steilküste wo die Höhenunterscheide überall ausreichten um der Leuchtblume gute Wachstumsbedingungen zu bereiten.

Die Schwierigkeit für den recht kleinen Stamm war es jetzt, einerseits das Land abzusuchen und zwar nach Möglichkeit lückenlos und gleichzeitig mussten die Nordländer die hier wohnten befragt werde und die Arquana durfte man auch nicht aus den Augen lassen.

Während die Späherinnen also das Gelände durchstreiften blieben immer ein oder zwei Schwestern im Dorf oder seiner Nähe um auf Tuchfühlung zu den Arquana zu bleiben.

Nach einigen Tagen war es Jules gelungen ein Treffen mit der Godiha zu arrangieren. Die Godiha, so erklärte man den Pyrana, nahm in der Dorfgemeinschaft die Funktion einer Wissenden oder Seherin ein. Da die Pyrana zunehmend auf Verkleidungen verzichteten, weil das Hohe aufkommen an allein reisenden Frauen die Nordländer eh schon mehr als misstrauisch gemacht hatte, war es um so einfacher für Sheera zu versuchen die Tarnung der Arquana zu enthüllen. Denn natürlich ging es auch darum die Konkurrenz bei den Nordländern in Misskredit zu bringen um sich selbst so Hinweise zu sichern die den anderen Stämmen dann hoffentlich vorenthalten wurden.

Cori wurde von Jules und den Dorf Jarl, dem Schmied Looki, der Godiha vorgeführt. Die Godiha war eine rothaarige und erstaunlich junge Frau. Sie war mit dezentem aber kostbaren Schmuck geschmückt und in Coris Augen war sie eine der schönsten Frauen die sie je gesehen hatte.

Sie führte Cori zu einer kleinen Hütte in den Bergen. Als Cori sich nicht traute diesen scheinbar geweihten Ort zu betreten lud die Godiha sie freundlich ein. „Was führt Euch in dieses Land?“ fragte die Godiha freundlich

Cori  räusperte sich: "Wir.....", sie war sich nicht sicher ob sie die ganze Wahrheit sagen sollte. Aber eine Wissende log man besser nicht an: "...also wir vom stolzen Stamm der Sa me Pyrana sind auf der Suche nach einer geheimnisvollen Pflanze. Sie wird bei uns im Süden die Leuchtblume genannt. Ihre Blätter sind geformt wie ein Stern und sie leuchtet in der Dunkelheit. Kannst Du uns sagen wo wir diese Blume finden können und ….“ Fügte sie etwas kleinlauter hinzu „…kannst Du es bitte wenn es geht nur uns sagen?"

Die Priesterin schaute Cori an und hörte ihr ruhig zu, dann sagte sie: „Sa me Pyrana, dieser Stamm ist mir wohl bekannt. Ihr lebt Nahe den vier Palmen nicht wahr?
Cori nickte. Die Godiha fuhr fort: „Die Schamanin eures Clans hat mir vieles gezeigt und ihr Wissen mit mir geteilt deshalb sagt mir, was erhofft ihr Euch durch diese Blüte die ihr sucht denn sie sollte nicht in die falschen Hände geraten oder für das falsche Ziel geopfert werden.“

Wieder wusste Cori nicht was sie sagen sollte. Natürlich wollte sie den Pyrana das Gift erschließen um ihren Feinden und den Feinden der Pyrana mit einer mächtigen Waffe drohen zu können. Doch das war sicher kein Grund den die Nodländerin gerne gehört hätte: Abermals räusperte sie sich und sagte: „Wir wollen vor allem die Heilkräfte der Wurzeln für die Menschen des Südens nutzbar machen.“ Das war zumindest nicht gelegen, die Pyrana waren schließlich auch Menschen des Südens.

Die rothaarige Godiha schaute Cori weiterhin unverwandt an und es schien Cori als würde sie die Halbwahrheiten in ihren Worten so klar sehen wie die Farbe ihrer Haare: „Die Heilkräfte also...“. Sie nickte und winkte die En näher zu sich: „Stehst du für deinen Stamm ein und würdest alles für deine Schwestern opfern?“ fragte sie. Sie strich mit der flachen Hand über die Steine auf dem Tisch vor sich und blieb über dem äußersten Stein hängen. Langsam wanderten ihre Augen wieder zu Cori empor während sie den Stein wendete und die Rune sichtbar wurde.

Cori nickte. Sie stand für ihren Stamm ein. Wenn sie die Pyrana ein für alle mal absichern könnte, würde sie ohne zu zögern in den Tod gehen. Die Pyrana waren wie das Kind das sie sich heimlich stets gewünscht, aber nie empfangen hatte. „Ja ich würde alles für sie opfern.“
Die Pristerin deute auf die Rune vor sich, welche Coris Zukunft verhieß: „Dies Zeichen nennen wir Gebo. Es bedeutet, dass dich ein Geschenk erwarten wird. Es muss nichts materielles sein aber etwas von hohem Wert. Nimmst du es an, so fordern die Götter ein Gegengeschenk als Zeichen der Wertschätzung und Demut. Ist Dir Luminus Ephorbiacea soviel wert, dass du ja sagen würdest, koste es was es wolle?“

Natürlich gab es vieles worauf Cori nicht würde verzichten wollen. Loo zum Beispiel, ihre Schwesternüberhaupt und auch ihrer Rache an Lissy waren Dinge die sie nicht aufgeben würde. Aber so etwas würden doch diesen fremden nordischen Götte nicht von ihr fordern, oder etwa doch? „Nun es gibt da etwas das würde mir schwerfallen, es für die Pflanze zu opfern. Aber ob ich es opfern würde, das kann ich jetzt noch nicht sagen.“

„Die Götter werden in dein Herz blicken um zu sehen was Dir am kostbarsten auf dieser Welt ist, bedenke dies immer auf deiner Suche.“ Nun richtete sich die geistige Führerin der Nordländer auf. „Wie dem auch sei, die Suche nach der Blüte an sich birgt Gefahren und die Spuren die zu ihr führen bedeuten den Tod. Auch das solltest Du bedenken.“
 „Das bedeute um die Blume zu finden muss ich sterben?“ fragte Cori. Obwohl sie nicht an solch ein Schicksal glaubte, lag jetzt keine Spur von Heiterkeit in ihrer Stimme.

„Dies scheint nicht dein Schicksal zu sein aber etwas Geliebtes kann den Tod finden weil es Dir folgt.“ Die Godiha erhebt sich wieder und sieht dich an: „Geh in dich und frage dich ob es diese Blume wert ist. Wenn die Antwort ja ist, dann findest du sie nahe der Göttin Feyja. Eine Höhle musst du suchen deren Zugang bewacht wird, doch wenn du es zu den Füßen der Göttin schaffst, so wirst du erhalten was du willst. Doch vergiss nicht, dort wo Leben ist, ist auch der Tod. Dort wo Schönheit gedeiht wird auch das Hässliche sein, lass dich nicht blenden und halte deinen Geist wach.“

Damit war die Weissagung beendet und Cori verließ die Hütte. Die En der Pyrana dachte, dass die Aussagen dieser Godiha genau so kryptisch waren wie die salbungsvollen Worte der wenigen Wissenden in der Stadt, weswegen Cori die Tempel auch stets gemieden hatte. Doch obgelich diese Aussage sehr rätselhaft war, so konnte man doch etwas damit anfangen. Die alles entscheidende Frage nun aber war: Was war die Blume Cori wirklich wert?

Keine Kommentare: