Immer wieder stelle ich ja besonders spektakuläre Artikel aus der medizinischen Fachlieratur vor von denen ich glaube, dass sie auch für uns „Gamer“ interessant sein könnten.
Heute früh in den letzten Stunden meines Nachtdienstes las ich einen Artikel in der Ausgabe 7-8/2012 der Nervenheilkunde. Über die digitale Demenz. Selbst Fachkollegen stutzen bei dem Wort meistens und fragen irritiert „was soll dass denn sein?“. Glaubt man aber den Worten des Autors, Prof. Dr. Dr. Spitzer, so handelt es sich möglicherweise um die neue Volkskrankheit schlecht hin mit katastrophalen Ausmaßen.
Demenz, so erklärt Spitzer am Anfang des Artikels beschreibt Syndrome die mit der Abnahme geistiger Fähigkeiten einher gehen ( lat. De = herab; mens = Geist). Der Autor wagt die These, dass die Gesellschaften aller Industrienationen, durch die Nutzung moderner Medien unaufhaltsam sprichwörtlich verblöden und belegt diese These auch hinreichend mit Studienergebnissen.
Zum Thema passender Internetfund |
Durch die Vielzahl an elektronischen Medien und ihre immer währende Verfügbarkeit stellen wir immer weniger Anforderungen an unser Gehirn. Früher fand man seinen Weg mit einer Landkarte und las die Daten aus der Landkarte mit seinem eigenen Lesegerät (dem Gehirn) aus und setzte sie mit dem eigenen Rechenmodul (dem Gehirn) zu einer geplanten Reiseroute zusammen und wusste anhand der Markierungen auf der Karte auch wie weit man würde fahren müssen und konnte daran auch abschätzen wann man ungefähr ankommt. Heute hat man ein Navigationssystem im Auto, das sagt einem nicht nur drei verschieden Routen an, sondern berechnet minutengenau die Ankunftszeit und warnt uns von Verkehrskontrollen, Staus und Baustellen. Wir selber müssen nur noch fahren. Tempoeinstellungen werden vielfach vom Tempomat geregelt, früher mussten wir ständig immer wieder zwischen Tacho und Straße hin und her gucken und vor allem immer auswendig wissen wann wir zu letzt an welchem Geschwindigkeitsbegrenzungsschild vorbei gefahren sind. Anstelle eines Gespräches lassen wir uns auf der langweiligen Fahrt von einem Hörbuch berieseln wo wir uns früher eine Stunde mit einem guten Schmöker ins Bett gelegt hätten und mit unserem eigenen Speicherlesegerät (dem Gehirn) die Geschichte aus diesem Speicher (dem Buch) ausgelesen hätten.
Von diesen und ähnlichen Beispielen gibt es hunderte. Wir
müssen uns nichts mehr merken weil wir alles als digitalisierte Memos haben. Wir
müssen kein Alphabet mehr beherrschen weil wir alles bei Wikipedia eingeben,
wir brauchen keine Rechtschreibung mehr weil das die Korrekturfunktion von Jahr
zu Jahr besser schafft. Man muss ich fast nicht mehr konzentrieren. Bald werden
auch die Onlineübersetzer so gut sein dass wir keien Fremdsprachen mehr lernen
müssen.
Wie alles am Körper verkümmert auch das Gehirn wenn man es
nicht benutzt. Die Folgen dieser Technisierungswelle sind Gedächtnisstörungen,
Konzentrationsschwächen und ein niedriges Problembewältigungsvermögen.
Aber auch die soziale Kompetenz leider enorm unter dem
multimedialen Zeitalter.
Laut einer Studie, so zitiert der Artikel, sind junge
Amerikanerinnen zwischen acht und zwölf Jahren etwa sieben Stunden täglich
online, befassen sich aber nur zwei Stunden täglich mit realen sozialen
Kontakten. Aber nur 10% sollen angegeben haben dass ihre online Freunde ihnen
positive Gefühle vermitteln. Die Hälfte der Befragten soll sogar negative
Gefühle wie Unlust, Selbstzweifel, Langeweile, Einsamkeitserleben, Streit und ähnliche Erlebnisse mit den online
Freunden verbinden.
Das bedeutet, dass digitale soziale Netzwerke keineswegs
eine Quelle lebenslanger glücklicher Freundschaften sind sondern uns in
Wirklichkeit einsam und krank machen.
Auf der anderen Seite wissen wir heute auch, so folgert der Autor, dass Menschen die ihr Leben lang geistig gefordert wurden deutlich "kränker" sein können, ohne dass man Symptome verspührt.
Laut einer Studie, so zitiert der Artikel, sind junge
Amerikanerinnen zwischen acht und zwölf Jahren etwa sieben Stunden täglich
online, befassen sich aber nur zwei Stunden täglich mit realen sozialen
Kontakten. Aber nur 10% sollen angegeben haben dass ihre online Freunde ihnen
positive Gefühle vermitteln. Die Hälfte der Befragten soll sogar negative
Gefühle wie Unlust, Selbstzweifel, Langeweile, Einsamkeitserleben, Streit und ähnliche Erlebnisse mit den online
Freunden verbinden.
Das bedeutet, dass digitale soziale Netzwerke keineswegs
eine Quelle lebenslanger glücklicher Freundschaften sind sondern uns in
Wirklichkeit einsam und krank machen.
Auf der anderen Seite wisswen wir heute auch, so folgert der
Autor, dass Menschen die ihr Leben lang geistig gefordert wurden deutlich
"kränker" sein können, ohne dass man Symptome verspührt. So weisen
Erhebungen aus einer Studie darauf hin das Menschen die zweisprachig
aufgewachsen sind und diese Sprache immer wieder nutzen mussten erst mehr als 5
Jahre nach der Kontrollgruppe die Symptome einer Alzheimerdemenz zeigten.
Eine düstere Prognose zeichnet Spitzer für die Entwicklung der
digitalen Demenz. Laut einen Bericht der Bundessuchtbeauftragten Dyckmans sind
rund 250 000 14 bis 24 jährigen Deutschen computerspiel- bzw medienabhängig. Sie
verbringen bis zu 18 Stunden täglich vor dem PC und tragen nichts mehr zur
Produktivität und dem sozialen Netzwerk unserer Gesellschaft bei. Weitere 1,4
Millionen Menschen stehen durch einen gefährlichen Internetkonsum an der
Schwelle zur Sucht.
Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Noch immer wird der
Computer in deutschen Schulen als Schlüssel zu sozialer Kompetenz gesehen. Informatik-Stunden
sind an den allermeisten Schulen fester Bestandteil der Lehrpläne geworden. In
einigen Ländern übernehmen Computer inzwischen das spielen mit Kinder, oder die
Betreuung alter Menschen (z.B. Japan) und die Industrie ist nicht dumm.
Immer mehr Kinder werden ganz gezielt angefixt. Die
Electronic-Sports-WM dotiert einzelne Disziplinen wie zum Beispiel
Counterstrike mit einem Preisgeld von 400.000 US-Dollar (Quelle: Focus). Es gibt Mannschaften,
Trainingszeiten, Sponsoren. Fürher ging man mit einer zerdrückten Cola-Dose
Fussballspielen oder tauschte stundenlang Sticker heute geht man mit der Maus auf Headshot-Jagd.
Spitzer greift auch heraus dass der Kulturstaatsminister Bernd
Neumann kürzlich die Preisverleihung von 50.000 Euro an die Hersteller von „Crysis
2“ einschließlich würdigender Laudatio übernahm und stellt die Frage, was wohl
mit einem Gesundheitsminister passiert der besonders gute Zigaretten mit einem
Preisgeld von 50000 Euro auszeichnen würde?
Mit anderen Worten: Unsere Jugend und jungen Erwachsenen
verblöden zunehmend und die Gesellschaft sieht und spürt es und schaut tatenlos
zu. Gerade wir die wir fast unseren Feierabend hier in Secondlife verbringen
werden uns fragen müssen ob wir hier in unseren Gruppe und beim gemeinsamen
Spiel wirklich das bekommen was wir wollen, ob wir nicht vielleicht schon weit
kränker sind als wir es uns eingestehen wollen und wer wenn nicht wir, uns am
Ende helfen soll?
Es ist daher zumindest ein Hoffnungsschimmer, dass es noch
immer ein Sommerloch gibt wo sich viele von uns doch eher ihrem RL widmen wo
sie ihren Kopf wieder benutzen müssen!
In diesem Sinne, geht raus und bleibt gesund!
Eure
Cori
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