Montag, 14. Januar 2013

Pan and Paper vs Online-Game

Ursprünglich war Rollenspiel ja ein Gesellschaftsspiel, welches man in geselliger Runde Tage und Nächte lang spielte. Angefangen hatte alles mit sogenannten Abenteuer Spielebüchern, also Büchern die in Verschieden Abschnitte unterteilt waren. Wenn man sich dafür entschied bei einer Kreuzung nach Links zu laufen musste man bei Abschnitt 20 weiter lesen, wählte man Rechts ging es bei Abschnitt 193 weiter.

Irgendwann reichten diese Wahlmöglichkeiten nicht mehr, denn am ende jedes Abschnitts wurden meist maximal 3 Entscheidungsmöglichkeiten angeboten. Es war also nötig ein Spielsystem zu finden das flexibel auf jede beliebige Aktion der Spieler halbwegs logisch reagieren konnte.

Und so kamen die Pan and Paper Rollenspiele auf. Diese benutzten einen Spielerleiter um den Handlungsfaden weiter zu spinnen. Wenn man in blut verschmiert und in völlig zerfetzten Klamotten versuchte in eine Edeldisko zu gelangen sagte der logische Menschenverstand des Spielleiters dass dies wahrscheinlich nicht gelingt und er konnte entsprechend die Reaktion der Türsteher darstellen.

Andererseits konnte der Spielleiter auch flexibel darauf reagieren wenn die Spieler sich an der Wegkreuzung dazu entschieden hätten weder links noch rechts zu gehen sondern ihre Machete auspacken und sich einfach gerade aus durch das Dickicht schlagen. Ein Spielebuch sah diese Möglichkeit gar nicht vor.

Schließlich können auch Regellücken vom Spielleiter in Form von Sofortentscheidung überbrückt werden. So brauchte man eben besondere Verpackung wenn man einen Raketenwerfer unbemerkt über die Grenze schmuggeln wollte und konnte sich nicht nur auf die Tarnstufe verlassen. Es reichte auch nicht ein hoher Fertigkeitswert in „Schleichen/Verbergen“ aus sich in einem Lehren Betongefängnis vor seinen Wachen zu verstecken und auch die Mögliche Ausrüstung war irgendwie sinnvoll gegrenzt.

Nach nicht allzu langer Zeit entdeckte auch die Spieleindustrie die Rollenspiele. Los ging es mit sogenannten Adventure-Games wo man eine Spielfigut per einzelner Befehle durch ein Abenteuer klickte. Später ging es mit einer digitalen Umsetzung des Spielsystems „Das schwarze Auge“ und dem Abenteuer Sternenschweif weiter.

Und so kam das Fantasyrollenspiel mit allen im Genre üblichen Charakteristika, in vielen Computerspielen immer wieder durch. Der Spieler wurde vielfach in die Rolle irgendeines Helden gesteckt denn er dann durch einen sich kontinuierlich entwickelnden Handlungsstrang führen sollte. Während dieser Handlung wurde häufig rundenbasiert, in Echtzeit oder in der First-Person-Perspektive gekämpft und am Ende entwickelte man sich durch erfolgreiches Spiel langsam weiter.    

Nachteil an der Pan-and-Paper, die übrigens nach dem Bleistift benannt ist und dem Heldendokument auf dem man die Fähigkeiten und Ausrüstung seiner Spielfigur notiert hat, benannt ist, war, dass man dazu mindestens zwei Personen brauchte: Einen Spielleiter und mindestens einen Spieler, besser noch: drei.

Die Schwierigkeit war nun, alle diese Leute gleichzeitig für gleich lange an einen Ort zu bringen und noch einen Spielleiter zu haben der eine Idee hatte um was es in der aktuellen Handlung gehen könnte.
Hier bot natürlich das Internet den großen Vorteil dass irgendwo auf der Welt immer drei Leute irgendwo Lust auf Rollenspiel haben, online gehen und eben miteinander spielen. Rollenspiel was früher nur an Wochenenden möglich war wo man genug Zeit hatte ist jetzt in jeder freien Minute verfügbar.

Doch mit der Abkehr vom Pan and Paper und dem Spielleiter der seien Spieler mehr oder weniger geschickt das Abenteuer führt, hat man sich leider auch von vielem anderen abgewendet was das Rollenspiel erst so richtig spannend gemacht hat. Nehmen wir unser SL-Gor.

Unsere Kämpfe sind alles andere als realistisch. Es gibt keinerlei verbindliche Regeln über Verletzungen und Heilung und unsere problemlösungsorientierte Kreativität wird von den technischen Möglichkeiten von SL brutal eingeschränkt.

So haben wir Pfeile die unendlich weit eine absolut gerade Flugbahn haben, wir springen aus dem Stand vier Meter hoch. Wir können Sichthindernisse einfach ausblenden. Alles was wir sagen tun und machen müssen wir gesondert tippen, was sonst als nonverbale Kommunikation mitgeliefert wird. Und niemand passt sich flexibel und Gedankenschnell an unsere Pläne an, weil es keinen Spielleiter gibt.

Ich wage sogar die Behauptung dass kein online-Rollenspiel je die Tiefe und Intensität erreichen wird die ein guter Spielleiter zu Stande bringt und letzten Endes sitzen wir alle allein vor unseren Rechnern wo wir im richtigen Rollenspiel ein geselliges Event haben.

Ich denke dass kein Online Rollenspiel je besser sein wird als das was man PnP bekommt.

Eure
Cori

Keine Kommentare: