Dienstag, 1. Mai 2012

Gewalt gegen Frauen

Leser meines Blogs werden gemerkt haben, dass ich gelegentlich Artikel und Themen aus den medizinsichen Journalen und Fachzeitschriften aufgreife und versuche sie Laienverständlich aufzuarbeiten wenn ich finde dass es sich um Themen handelt die mir am Herzen liegen oder die auch für anderen Goreaner interessant sein können. Die 16 Ausgabe des Deutschen Ärzteblatt im aktuellen Jahr beschäftigt sich mit dem Thema Gewalt gegen Frauen.
Das Thema ist weiterhin ein Tabu-Thema scheint es, wenn man sich im Internet belesen möchte. Denn wirkliche Daten sind schwer zu bekommen. Da liegt daran, dass so eine Statistik nur schwer zu erstellen ist. Zwar gibt es genaue Statistiken die z.B. Aussagen dass die Zahl der Straftaten gegen die Sexuelle Selbstbestimmung im Land Berlin zwischen 2009 und 2010 auf 2777 Fälle zurück gegangen ist, dass davon 1804 (also 64%) aufgeklärt wurden und dass dies 0,6% aller Verbrechen ausmacht, allerdings schließt das Thema „Gewalt gegen Frauen“ nicht nur Straftaten gegen die Sexuelle Selbstbestimmung mit ein sondern alle sogenannten „Rohheits-Delikte“ wie Körperverletzung und Raub. Aber auch Stalking und Nötigung sind häufig gegen Frauen gerichtet und sind ebenfalls dem Thema zuzuordnen. Hingegen muss man Vergewaltigungen bei denen Männer die Geschädigten waren aus dieser Statistik entfernen. So kommt es dass auf vielen Internetseiten zwar Studien zitiert werden, man aber in den aller seltensten Fällen wirklich nachprüfen kann wer diese Studie durchgeführt hat und wie die ein und Ausschlusskriterien für die Studie waren.
Fest steht aber, dass Gewalterfahrungen ein zentrales, wenn nicht sogar das Gesundheitsrisiko für Frauen schlecht hin ist. 2003 wurde für das Bundesfamilienministerium einen Studie durchgeführt die ergab das 40% der 10.000 befragten Frauen zwischen 16 und 85 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Das würde bedeuten 2 von 5 Frauen! Täterwaren in der überwiegenden Zahl der Fälle die Partner und der Tatort die eigene Wohnung.
Der vor dem Europarat wurde 2010 eine die Studie vorgelegt nach der häusliche Gewalt die Hauptursache für den Tod oder schwere Gesundheitsschädigung bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren ist! Also ist Gewalt für diese Altersgruppe eine größere Gefahr als Krebs oder Verkehrsunfälle! Das U.S. amerikanische Justizministerium verzeichnet jährlich rund eine Dreiviertelmillion Vergewaltigungen oder andere sexuelle Missbrauchsdelikte und nach einer nicht näher bezeichneten peruanischen Studie sind 90% der Schwangerschaften von 12-16 jährigen Mädchen durch Vergewaltigungen, meist aus Inzestfällen entstanden. Der Blog Überleben hat einige Zahlen zu dem Thema zusammen getragen.
Aus der Bundeskriminalstatistik von 2011 möchte ich die Erhebung folgender Zahlen von "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung unter Gewaltanwendung oder Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses" herausgreifen. Davon gab es 2011 in Deutschland 15781 Fälle von denen 13279 durch den Täter vollendet wurden. 91,6 % der Opfer waren Frauen und mehr als ein drittel davon waren Kinder oder Jugendliche.
Wie immer stellt sich die Frager nach der Ursache des Problems: Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass Gewalttäter einfach verachtenswerte Dreckschweine sind und sich dann voll voyeuristischer Vorfreude dem aktuellen Fall zuwenden der gerade in der bunten Presse ausgeschlachtet wird. Doch ist es wirklich so einfach? Sind wir wirklich soviel besser und edler als ein Mann der seine Frau verprügelt?
Professor Dr. Dr. Michael Bock von der Universität Mainz, zeigt aber in einem Artikel der Zeitschrift Sicherheit und Kriminalität dass man sich davor hüten solle, Gewaltausübung als rein männliches Problem zu sehen. Er sagt dass Gewalt ein mit dem Menschen untrennbar verbundenes Phänomen ist und dass jeder Mensch, ob Mann oder Frau, gewalttätig sein kann und auch ist, sobald es seinem ICH und seinem ÜBER-ICH nicht mehr gelingt die Handlungsimpulse des ES entsprechend zu dämpfen und in gute Bahnen zu lenken. 
Eine Arbeit von Barbara Krahé von der Universität Potsdamm betrachtet sexuelle Gewalt gegen Frauen und sexuelle Nötigung als soziales Problem welches die Konsequenz aus gesellschaftlichen Normen und der vorherrschenden Einstellung zu sexueller Gewalt gegen Frauen darstellt.Beeindruckend an ihrer Arbeit ist vor allem dass Krahé sehr gut die Mechanismen aufzeigt die letztlich das Opfer der Straftat stigmatisieren indem sie dem Opfer eine Mitschuld an der Gewalttat zuschreiben. Im Grunde geht es um das alte Frage: Ist einen Frau die ihre Weiblichkeit betont Schuld wenn sie vergewaltigt wird?
Letztlich hat jeder Mensch durch die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen das Recht auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung und niemand darf wegen seines Geschlechtes diskriminiert werden. Gewalt gegen Frauen weil sie Frauen sind ist somit ein schwerer Eingriff in die Menschenrechte der Betroffenen und somit zu veruteilen.

Doch was bedeutet das für Gor und unser Rollenspiel dort? Gerade Dominazgehabe von Männern gegenüber Frauen ist auf Gor normal, Gewalt gegenüber Frauen alltäglich und öffentlich legitimiert. Sind wir darum alle schlechte Menschen? Nein sind wir nicht. So wenig wie ein Schauspieler der eine Vergewaltigung spielt, ein perverses Schwein ist. Es ist ein Schauspiel. Es ist "so tun als ob". Und je weniger der Außenstehende den Unterschied zwischen Spiel und realer Situation erkennen kann, um so besser spielen die Darsteller. Als Beispiel sei die umstrittenen Szene aus "Irreversible" von 2002 genannt. Natürlich darf man Fragen ob und in wie weit es nötig ist sexuelle Gewalt in dieser Art darzustellen. Schauspielerisch und von der Regie war es aber eine Meisterleistung. 
Wichtig ist es aber meines Erachtens, dass man stets deutlich macht, dass es sich nur um ein Spiel handelt. Es ist nur eine Darstellung, ein Stück gemeinsam beschriebene Geschichte und man sollte sich nach einem gelungenen RP auch stets noch einmal bei seinem "Opfer" erkundigen und für das Mitspielen bedanken. 

In der Realität ist es oft schwer der Gewalt gegen Frauen zu begegnen. Opfer von Gewalttaten neigen oft dazu sich nicht gegen diese Gewalt zu wehren. Auf der einen Seite ist die Scham über die eigenen Wehrlosigkeit enorm groß, auf der anderen Seite ist bei fast allen Gewaltopfern im häuslichen Bereich noch die Hoffnung da, dass der Schläger sich ändern wird. Eine Trennung würde den Verlust von mehreren Jahren Partnerschaft bedeuten und die Betroffenen oft zwingen noch einmal ihr Leben von vorne zu beginnen. Eine schwere Entscheidung wenn man vielleicht schon etwas in die Jahre gekommen ist und womöglich auch noch von dem schlagenden Partner abhängig ist.
Das ganze Thema von Gewalt gegen Frauen ist noch immer ein Tabu-Thema. Das macht es auch den letztlich verantwortlichen Stellen schwer den Opfern zu helfen. Wie spricht man denn jemanden darauf an von dem man den Verdacht hat, dass sie misshandelt wird? Gerade Hausärzte die vielleicht die größste Chance haben auf solche Misstände aufmerksam zu werden haben oft nicht die Zeit oder die nötige Gesprächsführungskompetenz um das Thema mit den Opfern effektiv besprechen zu können. Darum sollen jetzt spezielle Schulungen die Hausärzte darauf vorbereiten Verletzungen von Misshandlungen und Anzeichen für Missbrauch besser erkennen zu können und ihnen neue Wege und Gesprächsstrategien vermitteln um überhaupt erstmal Zugang zu den Opfern zu bekommen. Auch die arbeit zwischen Ärzten, Hilfsorganisationen und den örtlichen Frauenhäusern soll verbessert werden.


Übrigens, Betroffene können sich in nahezu jedem Landkreis an ein Frauenhaus wenden. Nur wenn man aus dem Dunkel des Schweigens heraus tritt kann man sich erfolgreich gegen Gewalttätigkeiten wehren. Hilfe bieten zahlreiche Hilfsorganisationen an. Zum Beispiel der Weisse Ring.


In diesem Sinne


Eure
Cori
 



2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

etwas einseitig statistiken zitiert

.. egal, unbestritten und durch viele statistiken belegt ist, dass wesenlich mehr männer durch gewalt umkommen bzw, unter gewalt leiden als frauen, das verhältnis ist in etwas 80:20 (gewaltbetroffene m: gewaltbetroffene f);

das nur so zum nachdenken.

Superfeministin hat gesagt…

Ja, was können wir Frauen denn dazu, dass die Männer so blöde sind, sich untereinander lieber zu kloppen und zu meucheln?

Wenn Männern Männern Gewalt antun, dann kann das nur Gewinner geben! So - und nun geh woanders weiter heulen, du Weichei!