Unter Deck machten ich einige der Jägerinnen daran die gestohlenen
Stoffe, Tecken und Felle zu Kleidern zu verarbeiten. Nicht gerade das
prunkvollste und auch nicht gerade der Haute couture aus Ar entsprechend aber
es reichte um als Schiffbrüchige, oder Entführungsopfer von Piraten durch zu
gehen.
Ein Tarn kreist über dem havarierten Schiff |
Als ich einen Tag später Deckwache hatte mit Moira und She, sah
ich plötzlich einen Punkt am Himmel der schnell größer wurde. Kein Zweifel es
handelte sich um einen Tarn einen jener gefährlichen Raufvögel die nirgendwo
bekannter waren als in Treve der Stadt meiner Geburt.
Das Problem an einem Tarn ist, dass er im Regelfall macht
was er will und sein Wille ist meist mit den schnellen und schmerzhaften Tod
von allem und jedem Verbunden was der Tarn als Beute anerkennt. Menschen und
Tabuks unterscheiden sich in der Perspektive eines Tarns nur unwesentlich.
Aus diesen Grund zogen wir uns alle unter Deck zurück und
spähten aus den Deckluken um zu beobachten wie Der Tarn langsam seine Kreise
über dem Delta zog und schließlich auf unser Schiff zuflog. Dabei konnte man
auch einen Korb unter seinen klauen hängen sehen. Das war gut denn es bedeutete
dass es sich nicht um einen wilden Tarn handelte sondern um einen der von einem
menschlichen Reiter gelenkt wurde.
Der Reiter ließ den riesigen Vogel direkt über dem Schiff in
der Luft stehen und aus dem Korb schauten zwei Gesichter herunter. Da beschloss
ich die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, legte all mein Waffen zur Seite und
streifte mir ein zerschlissenes blaues Kleid über. Schnell stürmte ich an Deck
winkte mit beiden Armen und rief: „Hilfe! Nicht schießen! Wir sind
Schiffbrüchige! Hilfe!“
Natürlich wurde man sofort auf uns Aufmerksam. Aus dem
niedrighängenden Tarnkorb sprang ein Krieger gefolgt von einem Sklaven der sich
beim Sprung aus dem Korb das Bein verletzte. Der Krieger stellte sich als
Claudius von Ar vor und bot an uns eine nach der anderen mit der Tarnkavallerie
nach Turmus fliegen zu lassen. Dieser Plan ließ uns zwar nicht viel Zeit uns
vorzubereiten, aber er würde uns, die wir den Gefahren dieses Waldes völlig
unvorbereitete gegenüber standen die Möglichkeit eröffnen direkt in die Stadt
zu gelangen wo wir ja eigentlich hin wollten.
Wir nahmen spontan an und vereinbarten dass weitere
Überlebende unserer Gruppe von der Tarnkavallerie ebenfalls in die
Stadtgeflogen werden sollten sobald man sie fand.
Obwohl ich aus Treve bin und keine Stadt sonst auf Gor so
sehr von den Raubvögeln abhängig ist wie Treve war ich noch nie im Korb eines
Tarns mit geflogen, aber das Erlebnis war traumhaft du aufregend zu gleich. Ich
musste mich bemühen weiter die Manieren einer freien Dame vorzutäuschen und
nicht laut vor Begeisterung zu schreien als sich die hohen Zylinder von Turmus
auf dem Felsplateau näherten mit ihren glänzenden Verziehrungen die im Sonnenschein
funkelten.
Ankunft in Turmus |
Wir wurden auf einer Platz abgesetzt wo bereits zahlreiche
Bewohner der Stadt zusammen gekommen waren um die Geretteten zu begutachten und
schon bald wurden wir Amira, der Prätorin von Turmus vorgestellt. Obwohl sich
einige meiner Schwestern mit den städtischen Sitten und Gebräuchen etwa s
schwer taten, wurden wir doch in das Teehaus der Stadt geladen um uns zu
stärken und ich kam aus dem Lügen nicht mehr heraus.
Wir tischten den Bürgern aus Turmus auf, dass wir in
Victoria ein Schiff der Jortischen Flotte bestiegen hätten um eine Passage
stromaufwärts, in Richtung der Voltaiberge zu bekommen. In der Nacht hätten die
als Jortische Krieger verkleideten Piraten dann unsere Escorte ermordet und uns
gefangen genommen um uns an einen Sklavenjäger zu veräußern. Dann sei das
Schiff im Voskdelta auf Grund gelaufen und als die Piraten die Tarnkavallerie
gesehen hätten wären sie in Panik geflohen.
Die Geschichte klang zwar schon etwas haarsträubend, aber
das Gegenteil beweisen konnte man auch nicht und zumindest die Tatsache, dass
nur Frauen an Bord waren und es ein auf Grund gelaufenes Schiff aus Jort’s Fähre
in dem Fluss gab stützten unsere Behauptungen…zumindest teilweise.
Als wir also schließlich in dem luxuriösen Teehaus saßen
fragte ich rund heraus, dass ich gehört habe, Turmus sei seit mehreren Hundert
Jahren unter Belagerung und ich mich wundere wo denn die feindliche Streitmacht
sei? Es war als hätte ich die Prätorin bei etwas unschickliche erwischt. Und es
entwickelte sich schon bald eine gefährliches Larl und Urt Spiel daraus. Ich durfte
mir nicht anmerken lassen, das wir in Wirklichkeit ein Haufen gesuchter
Gesetzloser war und gelichzeitig musste ich herausfinden was diese Prätorin vor
uns verheimlichte.
Erste Gespräche im Teehaus mit der Prätorin |
Irgendetwas wusste sie über die Legende und ihrem
Gesichtsausdruck nach zu urteilen machte ihr irgendetwas daran großes
Kopfzerbrechen. Ich erwog ob es nicht schlau wäre mich ihr in einer stillen
Minute einfach anzuvertrauen. Denn offenbar war das Geheimnis welches Turmus
diese Belagerung hatte überstehen lassen so geheim, dass man selbst in Turmus
kaum noch was darüber wusste.
Andererseits konnte es genauso gut sein, dass man in Turmus
sehr wohl um dieses Geheimnis kannte und nun fürchtete dass unsere Nachfrage
ein Indiz sein könnte, dass das Geheimnis gar nicht mehr so geheim war. Was
wenn die Turmer etwas getan hatten was die Kaste der Wissenden oder sogar die
Priesterkönige selbst missbilligten? Stand dann nicht die Existenz der ganzen Stadt
auf dem Spiel?
Vorerst war Unwissenheit vielleicht sogar ein Segen für uns.
Ich brauchte Zeit um alles zu sortieren.
Darum sagte ich dass wir durch die
Ereignisse der letzten Tage sehr erschöpft wären und bat die Prätorin uns ein
Quartier zu zuweisen, was sie auch sofort tat, nicht ohne Wachen vor unserem
Schlafsaal zu postieren. Nur zu unserer Sicherheit, versteht sich. Am Morgen
wollte sie mit mir die Archive der Stadt durchforsten um etwas brauchbares über
die Belagerung durch Ar vor langer Zeit heraus zu finden.
Offensichtlich suchten diese Leute selber noch große Stücke
dieses Puzzles. Oder sie wollten rausfinden wie viel wir wussten. In jeden Fall
würde es sehr riskant werden in den nächsten Tagen.
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