Wir hatten uns mit dem Haupttross etwas zurück gezogen und
unweit dieser festungsartigen Siedlung ein Lager aufgeschlagen. Ich berichtete
der En von den Ereignissen. Erst kurz zuvor hatte ich Andora bei der Wache im
Lager kennen gelernt. Sie schien mir ein ehrliches Mädchen zu sein die das Herz
am richtigen Fleck trug und nun war sie in meiner Obhut in Gefangenschaft
geraten.
Wieso hatte ich nicht einfach in alter Pyrana-Manier dieser
Black Widow ihren Bogen quer in den Arsch gesteckt bevor sie auf dumme Gedanken
kommen konnte? Ich ärgerte mich sehr. Aber oft weiß man erst hinterher welche
Entscheidung sie richtige gewesen wäre. Vor einiger Zeit waren Späherinnen
ausgeschickt worden die das Lager der Black Widows suchen sollten.
Nach einiger Zeit hatten sie es auch gefunden, denn nach
einer kurzen Beratung zog eine Delegation los um einen Handel mit diesen
Jägerinnen abzuschließen. Kurz sank unsere Zuversicht als wir erfuhren welchen
Preis diese Waldbewohner für Andora forderten: Ein Fass Met, zwei Säcke Bohnen
und einen Feuerstein.
Aber manchmal hat man auch Glück denn die Späherinnen hatte
unweit des Widow-Lagers eine winzige Niederlassung entdeckt die ebenfalls über
sowas ähnliches wie eine Taverne verfügte. Da das Gehöft zur Zeit verlassen war,
gelang es sich kurzerhand zu bedienen.
Peinlich dass, dass die Widows leider ihr Fass Met wieder
erkannt haben welches in der Taverne lagerte. Trotzdem haben sie den Tausch
irgendwie akzeptiert, nachdem unsere Pledge Moira mit ihnen verhandelt hatte.
Zu dämlich dass die Widows alle Waren in ihren Fluss gekippt
hatten da sie uns nicht über den Weg trauten. Das wichtigste aber war, dass
Andora wohlbehalten wieder zurück war. Ganz im Gegensatz zum mir. Der Schlag
auf die Schulter hatte sich zu einem sehr schmerzhaften Bluterguss entwickelt
und zu allem Überfluss drückte der Tragegurt meines Rucksacks auch noch genau
drauf.
Da wir vermuteten dass die Black Widow uns auf Schritt und
Tritt beobachteten. Verdoppelten wir die Wachen und zündeten nur ein kleines
Feuer an. Nur wenige Zelte wurden aufgestellt in denen wir abwechselnd
schliefen.
Am Tage wurden schnell einige Kräuter gesammelt und die
Wunden mit den letzten Resten an Salbe versorgt die wir noch hatten. Dann kamen
alle zusammen und wir berieten anhand einer Karte wie wir weiter vorgehen
sollten. Einige der erfahreneren Jägerinnern waren wütend auf die Widows. Sie
sprachen sich offen dafür aus, das Lager der Widows zu stürmen und uns einfach
von ihnen zu nehmen was wir bräuchte.
Wir brauchten tatsächlich einiges. Besonders Heilsalben und
haltbare Lebensmittel waren knapp. Aber auch unsere Angelhaken gingen zur neige
und nach siebzehn Tagen Wanderung wären ein Tag der Erholung sicher nicht
verkehrt.
Die Jägerinnen am Feuer im Wald von Semris |
Doch ich wollte nicht Kämpfen. Wir hatten im Falle eines
Fehlschlages viel zu verlieren. Nicht nur unseren Stolz sondern vor allem die
aller letzten Vorräte und vielleicht würden diese Widows sich kein zweites Mal
auf einen Handel einlassen. Zumal eine Kampf auch immer das Risiko barg
vielleicht getötet zu werden. Umgekehrt
hatten diese Widows nichts zu verlieren. Wenn sie unterlagen wären sie einfach
der unterlegene Außenseiter gewesen. Wenn sie uns bezwangen wären sie die
Heldinnen der Stunde gewesen. Im Falle eines Kampfes war unser Einsatz also ungleich
höher und darum wollte ich mich nicht auf so ein Spiel einlassen.
Es wurde auch erwogen den Wald der Widows zu umgehen, doch
das würde uns noch mehr Zeit kosten. Schließlich traf die En die Entshceidung
dass wir am Abend versuchen würden uns Richtung Tem Ebene auf zu machen.
Wir begannen also unsere Zelte abzubauen und die Spuren
unserer Anwesenheit zu verwischen. Dann füllten alle ihre Wasserflaschen in
einem kleinen Bach auf und schließlich setzten wir uns in einer langen Reihe in
Bewegung. Immer wieder hörten wir es im Gebüsch knacken. Wir wussten dass die
Widows da waren und uns beobachteten. Aber wahrscheinlich waren sie uns in
ihrer Zahl unterlegen.
Als wir fast die Grenze des Waldes erreicht hatten wartete
dort die Widow auf uns die sich Suri nannte. Sie grüßte mit einem ernsten „Tal“.
Auch ich hob meine Hand und erwiederte ihren Gruß. Mehr Worte waren nicht nötig…
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