Samstag, 4. Mai 2013

Der gute Schaffner vom IC 1923

Freunde es ist an der Zeit mal eine Lanze zu brechen, und zwar für die Deutsche Bahn. Nach „Sänk ju for träweling“ und dem „Bahnhasserbuch“ jetzt dieser Blogpost der alles wieder rausreißen wird!

Da ich ja bei Gravidität nun nicht mehr zu den Pendlern gehöre und mich auch nicht mehr traue Auto zu fahren bin ich in Berlin gelegentlich mit der S-Bahn unterwegs. Da meine S-Bahn kürzlich ausfiel weil irgendwo Kinder im Gleisbett spielten (sehr goldige Beschreibung die dem Ernst der Lage in meinen Augen nicht gerecht wird), beschloss ich kurzerhand, den Regionalexpress vom Bahnhof Südkreuz zu nehmen. Ich hatte ja nur eine Station.

Nun ist man mit so einer Babykugel über der Blase nicht mehr ganz so flink die Treppen hoch und runter wie früher, also hastete ich, Bauch in der einen Hand, und neu erworbene Wickelauflage in der anderen Hand die Treppen runter, sah einen Zug mit einer roten Lokomotive auf dem richtigen Gleis, der Schaffner trillerte seine Trillerpfeife und unter Aufbietung des letzen Quadratzentimeters verbleibender Lungenkapazität watschelte ich in den Wagon.

Ein streng geheimer Ort den niemand auf der Welt kennt...

Die Türen rasselten ins Schloss, der Zug rollte an und los ging die wilde Fahrt. Irgendwann kam der Schaffner (der jetzt Zugbegleiter heißt) zu mir und wollte meinen Fahrschein sehen. Ich hielt ihm wohlgelaunt meine Monatskarte unter die Nase und er fragte wohin ich denn damit fahren wolle.

In diesem Augenblick sah ich durch das Türfenster meinen Zielbahnhof  vorüber ziehen und sagte verwundert: „Na bis hier...ich muss hier aussteigen.“ Darauf der Schaffner: „Junge Frau, wir halten hier aber nicht, wir halten erst wieder Hannover.“

Da dämmerte mir, dass ich wohl orginal den falschen Zug erwischt hatte. Panik stieg in mir auf: „Aber was soll ich denn in Hannover? Ich wohne doch hier.“ Vor meinem geistigen Auge bauten sich Horrorszenarien auf. Was zum Kuckuk sollte ich in Hannover anfangen? Und wie viel würde mich das kosten, wie lange würde das dauern? Was wenn ich auf der Rückfahrt in einen völlig überfüllten Zug geraten würde und auch noch stundenlang auf der Erde würde sitzen müssen? Könnte ich meinen Mann dazu bekommen mich vielleicht mit dem Auto abzuholen? Kannte ich irgendwen in Hannover bei dem ich übernachten könnte?   

Der Schaffer sah meine Plautze, griff dann zu seinem Telefon und telefonierte den Lokführer an, dass er hier eine Schwangere habe die aussteigen müsse und wann er das nächste Mal halten könne. Als der Schaffner dann sagte, dass man für mich in Großbeeren außerplanmäßig halten würde wusste ich, dass es einen Gott gibt und dass er sogar meinen Namen kennt!

Ich konnte auch nachvollziehen wie die Katholische Kirche auf die Idee gekommen ist Leute heilig oder seelig zu sprechen, dieser Schaffner und dieser Lockführer hätten es sicher verdient. Ich ärgere mich im Nachhinein dass ich mir den Namen des Schaffners in der Aufregung nicht gemerkt habe, ich hätte ihm gerne ein kleines Dankeschön geschickt.

In Großbeeren, kam dann auch nahezu sofort ein Regionalexpress zurück nach Berlin wo ich nach Entrichtung eines geringen Entgeltes innerhalb von wenigen Minuten da an kam wo ich eben noch mit 200km/h vorbei gerauscht war.

Eure
Cori

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