Es war wieder ein warmer Tag gewesen und die Frau die sich selbst die Krähe trottete müde in ihre Hütte. Drei zusätzliche Stunden Nachtwache hatten ihr übriges getan. Wache zu halten war nicht so einfach, seit die Bande auseinander gebrochen war und sich die ehemaligen „Schwestern“ die alle feierlich geschworen hatten das Lager und die En zu verteidigen sich davon gestohlen hatten.
Man munkelte, dass einige dieser Abtrünnigen jetzt eigenen Banden gebildet hatten und die En und die verbleibenden Schwestern waren sich einig dass man manchen dieser Frauen durchaus zutrauen musste dass sie jetzt versuchen würden sich Jagdgründe und Einflussbereiche in Teil des Waldes zu sichern den von jeher die Pyrana beanspruchten. Schlimmer noch, es bestand auch die Gefahr dass sie ihre Klingen direkt gegen die Pyrana erheben könnten.
Jedes Knacken im Gebüsch, jeder abgebrochenen Zweig und jeder Stein auf dem Weg konnte also eine Falle sein. In der Krone jedes Baumes konnten Augen lauern die den Pyrana nach dem Leben trachteten. Durch den Wegfall so viele Jäger- und Späherinnen mussten auch die Nachwachen von einer Stunde pro Nacht auf drei Stunden pro Nacht ausgeweitet werden. Entsprechend knapp war die restliche Erhohlungszeit und die wurde von den Mücken zu Nichte gemacht.
Die Krähe die nach der En die zweitälteste im Stamm war legte sich auf ihr abgewetztes Bett aus weichem mit trockenenen Bläterten unterfüttertes Lederlaken. Plötzlich kam ihr eine Legende in den Sinn die sie einmal gehört hatte als sie am Anleger mit einigen Söldnern Tauschhandel betrieben hatte.
Es gab eine Stadt nahe des Voskdeltas. Die Stadt sollte den Namen Turmus tragen und die Legende besagte, dass einstmals Krieger aus Ar die Stadt erobert hätten und sie seit hundert mal hundert Jahren der Belagerung durch ihrer Feinde trotzen würde.
Hundert mal hundert Jahre! Die Krähe die eigentlich Cori hieß ließ sich den Gedanken auf der Zunge zergehen. Was mussten die Krieger in Turmus für eine Bewaffnung haben wenn sie hundert mal hundert Jahre einer Belagerung standhalten konnten? Was wenn es den Pyrana gelang einen winzigen Teil dieser Macht in ihren Besitz zu bringen? Wer solche Schutzwaffen hatte brauchte nicht mehr ständig in Sorge zu leben. Mit diesem Gedanken im Herzen schlief die Krähe ein.
Der nächste Tag wurde wieder ansträngend warm und schwül unter dem Blätterdach des Jungels. Die Jägerinnen der Pyrana gingen ihren Arbeiten nach, kontrollierten die Wildfallen, nahmen Fisch aus, reparierten den Wall an manchen Stellen oder schliffen ihrer Sleenmesser nach. Bis die Wachhabende plötzlich rief es sei jemand am Tor.
Alle eilten auf die Pallisade, die Speere und Bögen kampfbereit in den Händen. Und tatsächlich stand dort einen junge Frau die ein, in einen alten Sacke gehülltes Mädchen hinter sich her zog. Beide sagen müde aus.
Die Fremde wurde schließlich eingelassen und nach Waffen durchsucht. Dann bat man sie ans Feuer wo sie erklärte dass ihr Name Berri sei. Sie stamme aus einem Dorf einige hundert Passang nördlich von hier. Sie sei Heilerin habe ihr Dorf aber verlassen müssen da es bereits zwei Heiler im Dorf gab und sie, wohl gleich die bessere Heilerin, ihren Platz an ihre ältere Schwester abgeben musste.
Die anderen Pyrana waren begeistert von der jungen Frau mit der wilden Frisur und der Gesichtsmaske, aber Cori nicht. Sie konnte die Frau nicht leiden. Ja gut sie war einen Heilerin und die Schamanin das Stammes, Aesa hatte sich ja aus dem Staub gemacht. Trotzdem, man wusste doch noch gar nichts über sie. Vielleicht war sie ja eine Spionin und das Sklavenstück dass sie bei sich hatte würde ihnen sicher die Haare vom Kopf fressen ohne für irgendwas nützlich zu sein. So war das doch immer mit Sklaven!
Entsprechend frostig fiel auch ihr Kommentar aus als sie gefragt wurde ob sie einer Aufnahme von Berri bei den Pyrana zustimmen würde. Allerdings, nahm diese Berri Coris Anfeindungen ruhig und gelassen auf. Viele andere von den verrückten Vulos die sich hier so vorstellten wären dabei schon pikiert abgezogen, diese Berri aber nicht. Das sprach eindeutig für sie, das musste man ihr lassen. Cori würde sich das aber bestimmt nicht anmerken lassen.
Tatsächlich wurde sie als Versprochene in die Gruppe aufgenommen und konnte sich alsbald auch in einer Hütte einrichten. Da nutze Cori die Gelegenheit um ihren Plan zu erläutern. Man würde mit einer größeren Gruppe Richtung Turmus aufbrechen. In Semreis versuchen neue Vorräte zu beschaffen um sich bis zur Tem-Ebene durchzuschlagen, von dort sollte es dann richtung Vosk gehen und von dort mit einem Schmugglerboot ins Delta.
Die Jägerinnen studieren die Landkarte |
Im Delta angekommen würde man Turmus aufsuchen und versuchen das Geheimnis zu ergründen wie diese Stadt so unglaublich gut verteidigt werden konnte. Hätte man das erst rausgefunden würde man versuchen eine Möglichkeit zu finden das Lager der Pyrana genau so stark zu befestigen.
Eine ganze Weile saßen die En und ihre Schwestern über einer vergilbten Karte des bekannten Gors und wogen Für und Wider dieser Unternehmung ab. Die Reise würde gefährlich werden und lange dauern, darin war man sich einig. Doch was waren diese Mühen und Gefahren angesichts des Lohnes der da winkte? Unbesiegbarkeit, das wäre schon was.
Doch was wenn die Legende gar nicht stimmte? Was wenn die Stadt vielleicht nie existierte hatte oder die Legende einfach falsch war? Lange beratschlagte man bis die En schließlich sagte: „Im Lager alt werden, das können wir auch noch später machen. Wir werden nach Turmus gehen.“
4 Kommentare:
Super Idee,
bei aller vorsichtigen :-) Kritik an Cori
RP kann sie.
Sulu die Untote
Finde ich auch. Ausgezeichnete Idee. Turmus sinnt schon darüber nach, welches wohl die Kraft sein kann, die uns so lange widerstehen ließ.
Nea / Amira
Na es muss ja keine Kraft geben. Manche Legenden sind eben nichts als Märchen...*g*
Wir haben schon was^^. Lasst euch überraschen.
Kommentar veröffentlichen