Daran musste ich kürzlich
denken und habe versucht die Frage: „Was ist pervers?“ mal aus medizinischer
sicht zu beantworten.
Wie immer beginnt meine
Recherche zu solchen Themen bei Tante Wikipedia. Die Onlineenzyklopädie spuckt
zum Begriff folgendes aus:
Ehrlich gesagt gefällt mir der Begriff sexuelle Präferenzstörung deutlich besser. Ganz charakteristisch für eine solche Störung ist ihre zeitliche Stabilität. Nur weil man einmal ein besonders schönes Erlebnis hatte weil man zum Beispiel von seinem Partner die Augen verbunden bekommen hat dabei, ist das noch keine Präferenzstörung. Erst wenn man merkt dass man seit mehr als sechs Monaten von bestimmten Praktiken angezogen wird kann es einen sexuelle Präferenzstörung sein. Aber das ist es nicht alleine.Perversion, (lat. perversio „Verdrehung, Umkehrung“) bezeichnet eine, häufig im Bereich des Trieb- und Sexualverhaltens, den vorherrschenden Moralvorstellungen widersprechende stehende Eigenschaft oder Handlung. Heute wird es auch als Schimpfwort für befremdendes Verhalten benutzt.Im Sinne von „sexueller Perversion“ wird heute der wertneutralere Begriff Paraphilie, also einer Störung der Sexualpräferenz verwendet. „Perversion“ wird sexualwissenschaftlich nur noch in der Psychoanalyse verwendet.
Eine zweite Komponente ist
wichtig. Man kann erst dann von einer Störung sprechen wenn entweder der
Betroffene oder sein Umfeld von diesem Verhalten in beruflicher oder sozialer
Hinsicht beeinträchtigt wird.
Ich sage hier bewusst „sein“
und nicht „ihr“ da Männer wesentich häufiger betroffen sind als Frauen. Jeder
kann sich selbst vorstellen dass die Liste der Verhaltensweisen und Objekte,
„Fetische“, auf die sich so eine Störung beziehen kann unzählige Varianten hat.
Wenn also jemand Spaß daran
das einer von beidem beim Sex Gummihandschuhe und eine Gasmaske trägt, dann ist
das Ansich nur eine normal Vorliebe. Wenn es dem Betreffenden aber enorm
peinlich ist diese Phantasien auszuleben, oder er seine Partnerin mehr oder
minder nötigen muss dabei mit zu machen und sich für all das enorm schämt und
darüber vielleicht die Beziehung zerstört wird, dann ist ein Leidensdruck da
und dann ist es eine Störung aner eben nur wenn sie seit mehr als sechs Monaten
besteht.
Die Wissenschaft hat erst
sehr spät angefangen sich mit der Sexualität zu befassen. Vorwiegend war es
Richard von Krafft-Eibing der vor mehr als hundert Jahren eine Arbeit unter dem
Titel „Psychopathia sexualis“ also „Die sexuelle psychiatrische Krankheit“
veröffentlichte. In dieser Arbeit wertete er viele internationale Fallberichte
aus und konnte anhand dieser Beschreibungen viele Störungsbilder beschreiben.
So stammt von ihm der Begriff
„Sadismus“, der auf den französischen Schriftsteller Marquis de Sade zurück
geht. Dieser beschrieb in seinen Büchern Justine und Juliette das Prinzip des
Lustgewinns durch Leid, Schmerzen, Erniedrigung oder aktiver Qual von anderen.
Übrigens auch der
Gegenbegriff, das Masochismus geht auf einen Schriftsller zurück und zwar den
Österreicher Leopold Ritter von Sacher-Masoch der sich aber zeit seines Lebens
gegen die Verwendung seines Namens für diese Bezeichnung wehrte.
Die wichtigsten Formen der
sexuellen Präferenzstörungen sind die folgenden:
Der Exibitionismus bei dem
der Betroffene einen Lustgewinn erfährt wenn er sich nackt oder sein Genital in
der Öffentlichkeit zu Schau stellt oder sexuelle Handlungen an sich vollzieht.
Das klassische Beispiel ist der „Blitzer“ der auf dem Gehweg plötzlich den
Mantel aufreißt und darunter nackt ist. Im Regelfall sind solche Leute völlig
harmlos.
Dann gibt es den sexuellen Fetischismus
in seinen tausend Varianten. Da kann es um Gegenstände (z.B. Schuhe, Strapse,
Handschuhe) gehen, um Handlungen (sich windeln lassen, Einölungen), bestimmte
Materialien (z.B. Seide, Latex, Leder) oder um bestimmte Körperteile wie Füße
oder Hände.
Eine ebenfalls häufige Form
ist der sexuelle Transvestitismus der sich allein auf das Anlegen der Kleidung
und Aufmachung des anderen Geschlechtes bezieht. Eigentlich eine Variante des sexuellen Fetischismus.
Die Vertreter des Masochismus
lieben die Unterwerfung, das Erdulden von Züchtigungen, Demütigungen,
Schmerzen, zumeist in stark ritualisierten Abläufen.
Das Gegenstück dazu ist der
sexuelle Sadismus, der in der Zufügung von Schmerze, Demütigungen,
Erniedrigungen und dem ausleben von Dominanz besteht.
Harmlos wirkt dagegen der
Voyeurismus bei dem der Betreffende Erregung darin findet andere Menschen zu
beobachten, meist sollten die beobachteten nackt sein oder selbst gerade beim
Sex, aber vielen Voyeuren reicht es auch schon Leute bei privaten
Alltagshandlungen zu beobachten.
Die vielleicht gefährlichste
Form der sexuellen Präferenzstörung ist die Pädophilie, bei der sexuelle
Handlungen an Kindern, also Menschen die die Pubertät noch nicht erlebt haben,
vorgenommen werden.
Insgesamt sind solche
Störungen nicht so selten wie man denkt. Allerdings gibt es kaum wirklich
sicher verwertbare Daten, da man bei den Studien oft von Selbstangaben der
Studienteilnehmer ausgehen muss und häufig Fragebögen verwendet werden in deren
Natur es liegt, dass sie nur ungenau Daten erheben können. „Waren sie jemals
erregt wenn…“ ist eine Frage die fast jeder im Geiste mit „keine Ahnung…hm kann
schon sein.“ Beantwortet.
Andererseits die Frage „Haben
sie sich jemals sexuelle von einer bestimmten Praktik angezogen gefühlt und nur
durch diese in der Lage sexuelle Erregung zu erfahren und dauerte dieser
Zustand mehr als sechs Monate an“. Da sagt fast jeder im Geiste „Äh ja ich find
die Missionarsstellung gut, aber ich kann auch in anderen Stellungen, und wir
machen zwar oft die Missionarstellung aber nie sechs Monate hintereinander“
also antwortet er mit Nein.
Eine vor kurzem erhobene
Studie aus Deutschland von einem Herrn Ahlers an 363 Studienteilnehmern sagt
dass bei Männern, mit 18% der Voyeurismus die häufigste Form der sexuellen
Präferenzstörung ist, gefolgt vom Sadismus (15,5%), der Frotteurismus (sich an
anderen Menschen reiben, eine Form des Fetischismus mit 6,5%). Ganz am Ende
landet der Exhibitionismus (2,2%) und der Masochismus mit (2,3%). Schade an der
Studie ist, dass sie nur an Männern durchgeführt wurde.
Es gibt auch einige Studien
die auch Frauen mit einbezogen hat, hier kam immer zur Darstellung dass Männer
bei allen erfassten Präferenzstörungen häufiger betroffen waren als Frauen.
Eine weitere Schwierigkeit
bei der wissenschaftlichen Betrachtung des Themas ist der gesellschaftliche
Kontext und der Zeitgeist in dem diese Störungen auftreten. Ein gutes Beispiel
ist die „Knabenliebe“ im antiken Griechenland. Würde das heutzutage jemand
machen würde man ihn einen Pädophilen oder Homosexuellen nennen. Damals war das
völlig normal. Auch bei vielen Naturvölkern hat Sexualität zwischen Erwachsenen
und Kindern einen festen Platz.
Die Homosexualität, ist
übrigens keine Paraphilie oder sexuelle Präferenzstörung. Zwar wurde sie bis in
die siebziger Jahre hinein als Krankheit bezeichnet und hatte einen eigene
Stelle in den verschiedenen Krankheitsklassifikationen.
Es wurde einige Zeit versucht
mit der sogenannten „reparativen Therapie“ dieser „Krankheit“ zu begegnen.
Forschungsergebnisse der amerikanischen Psychologin von Evelyn Hooker führten
aber dazu dass diese reparative Therapie von immer mehr Therapeuten abgelehnt
wurde und durch die Gay Affirmative Psychotherapie abgelöst wurde.
Diese hat nicht zum Ziel die
sexuelle Ausrichtung der Betroffenen auf das jeweils andere Geschlecht zu
ändern, sondern ermutigt die Betroffenen dazu ihre Sexualität so wie sie ist
anzunehmen, zu bejahen und in ihr Alltagsleben zu integrieren. Homosexualität
wird demnach nicht mehr als Krankheit sondern als Normvariante der Sexualität
gesehen die letztlich nicht behandlungsbedürftig ist, da die betroffenen nicht
an ihrer Sexualität leiden sondern eher an den gesellschaftlichen Sanktionen
gegenüber ihrer sexuellen Ausrichtung.
Trotzdem darf nicht vergessen
werden, dass rund ein Drittel aller Staaten auf der Erde Homosexualität
strafrechtlich verfolgt und in 5 Ländern der Analverkehr zwischen Männern mit
dem Tode bestraft wird. Weibliche Homosexualität ist gesellschaftlich längst nicht so umstritten.
Auf meine eingangs geäußerte
Frage, ob es nun pervers ist im Internet auf Partnersuche zu gehen, sexuelle
Phantasien auszutauschen oder sexuelle Rollenspiele zu spielen lautet die
Antwort:
Nein ist es nicht, solange
man nicht auf dieses eine Mittel der Sexualität begrenzt ist es weniger als
sechs Monate ist und man vor allem keine beruflichen oder sozialen Nachteile
dadurch erfährt.
In diesem Sinne, frohes
Chatten und Spielen.
Eure
Cori
2 Kommentare:
es ist unnötig Regeln aufzustellen, Cori, das wirst du nicht in Griff bekommen
Ich freue mich über den Kommentar, aber ich kann deinem leider gerade nicht ganz folgen. Was für Regeln?
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